[Nit straff mich Herr, in eyfermut]

Nit straff mich Herr, in eyfermut

Wan thust in zorn erbrinnen.

Nit stürtze mich zur hellenglut,

Was wolt ich sonst beginnen?

Kom nur mit eil: mein wunden heil,

Da wirst mich bald erfrewen:

Sie stincken sehr; vnd faulen mehr:

Mein thorheit mich thut rewen.
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Groß wollthat hast erzeiget mir,

Mit gnad hast mich gekrönet:

Als ich war vntergangen schier,

Hast mich mit dir versöhnet.

Ey was mögt dan: mich kommen an,

(: O wee muß ich nun klagen:)

Das meinen Gott: hab gleich verspott,

Vnd mich zur sünd geschlagen?


Weiß nit, was ich nun sagen soll,

Als nur das gnad begere:

Mein angesicht ist schanden voll,

Ich wol in warheit schwere.

Mach mich, O Herr, von sünden lär,

Laß ab das alt geblüte,

Von sünden mein: mich wasche rein.

Es zimet deiner güte.


Wie scharlach, vnd wie rotes blut

Von sünden bin geferbet:

Nun spreng mich Herr mit Ysop gut,

So wird all sünd verderbet.

Schneeweiß vnd rein: als helffenbein,

Wird ich dan wider werden,

Ja, wie Crystall: klar vberall,

Wunsch anders nichts auff Erden.


Laß glantzen mir dein angesicht,

Laß mir dein augen scheinen:

Die stralen von mir wende nicht,

So bleib ich fast auff beinen.

Solst wenden dich: müst fallen ich,

Noch ietzt zu diser stunde;

Ohn deine gunst: es wär vmbsonst;

Gar müst ich gehn zu grunde.


Quelle:
Friedrich Spee: Sämtliche Schriften, Band 2, München 1968, S. 47-48,51-52.
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