b) Dem Hähnchen droht der Tod durch einen Nußkern.
(Oberpfalz: Amberg.)

[23] A mal gingen a Hennerl und a Hannerl spazieren am Berg in Nußkern. Da hat s Hannerl z'erscht an Nußkern gfunden und hat n schnell verschluckt, damit s Hennerl nix kriegt davon. Derweil is ihm der Nußkern im Hals stecken blieben und er mußte zur Strafe ersticken. Da is[23] Hennerl in ihrer Angst zum Brunn gloffen und hat gsagt: »O, Brunn, gib ma a Wasserl, s Wasserl ghört n Hannerl, s Hannerl muß dastickn und dasterbn am Berg in Nußkern.« Der Brunn hat gsagt: »I gib dir koan Wasserl, s Hannerl soll dastickn und dasterbn am Berg in Nußkern.« Da kam s Hennerl zum Brünnerl und sagt: »O, Brünnerl, gib mir a Wasserl, s Wasserl ghört an Hannerl, s Hannerl muß dastickn und dasterbn am Berg in Nußkern.« S Brünnerl gab das Wasserl, s Hennerl bringts den Hannerl, s Hannerl trinkt das Wasserl und da ging der Nußkern hinunter und s Hannerl war wieder gesund. Und s Hennerl war so froh, daß s Hannerl wieder gesund war. Sie gingen dann miteinander heim und wenns net gstorbn san, lebens heut noch.


Aufgeschrieben durch Frau Anna Bauer, Kassierswitwe in Amberg, 1900. (Urschrift; die mundartliche Erzählung z. Tl. hochdeutsch wiedergegeben.)

Quelle:
Karl Spiegel: Märchen aus Bayern. Würzburg 1914, S. 23-24.
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