Der eitle Knabe.

[217] Karl war so eitel, daß er sich auf der Straße, im Gehen, hin und her drehete, und immer meinte, die Leute müßten auf ihn nur sehen, und den hübschen Jungen bewundern. Der Vater warnte oft, und sagte, die Leute verlachen dich nur, wenn du dich so zierst; aber das half nichts. Einmal, als er auch so aufgeblasen daher kam, begegneten ihm ein Haufen Knaben, von denen einige seinen Gang nachspotteten, und alle verlachten ihn. Zornig wendete er sich um, und begann einen Streit; da er aber allein gegen so viele war, kam er natürlicher Weise zu kurz. Sie neckten ihn,[217] nannten ihn einen aufgeblasenen Gecken, und gaben ihm noch andere Namen, die seine Eitelkeit kränkten. Weinend kam er nach Hause und klagte dem Vater seine Leiden; doch dieser belehrte ihn, daß er sich diese Unannehmlichkeit selbst zuzuschreiben habe, und daher nicht klagen dürfe. Von der Zeit an besserte er sich, durch diese Beschämung zurecht gewiesen.

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Karoline Stahl: Fabeln, Mährchen und Erzählungen für Kinder. Nürnberg 21821, S. 217-218.
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