Vierter Auftritt.

[267] CLÄRCHEN ALLEIN. Welche Glückseligkeit! sollte man nicht meynen, eines Frauenzimmers ganzes Wohl auf Erden bestünde in einem Manne? Gott bewahre! Wenn das wahr wäre, ich spränge gleich ins Wasser! Aber so machens die Verliebten. Habe ich also Unrecht, wenn ich behaupte, die meisten verdienten einen Platz hier im Narrenhause? Sie gäbe Ihren Albert nicht für Kro[267] nen bin? Ha! ha! Wenn ich einen Liebhaber hätte, ich gäb' ihn um einen Jahrslohn her. Denn was ist denn an ihnen? erst knieen, seufzen, die Hände und Füße küssen, und wenn wir armen Narren nun schwach genug sind und uns ergeben, dann wird uns jeder Blick vorgeschrieben, befohlen, ausgeschweift und wir können nun seufzen, aber nicht aus Liebe, sondern aus Herzenleid. Und so sind sie fast alle, unter Tausenden kaum einer, der die Probe hielte. Den suche man nun heraus.

Kann man wohl in unsern Tagen

Einem Mann zu glauben wagen?

Findet man wohl Redlichkeit,

Aechte Treu und Zärtlichkeit?

Tücken, Ränke,

Lügen, Schwänke;

Und leider trist es richtig ein,

Daß man die muß am meisten scheun,

Die unsrer Ruh gefährlich seyn.

O schwere Zeit!


Will fort.


Quelle:
Karl Ditters von Dittersdorf: Die Liebe im Narrenhause. Liegnitz 1792, S. 255–350, S. 267-268.
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