Einundzwanzigster Auftritt.

[109] Rosalie rechts. Leonore in der Mitte. Gotthold links.


GOTTHOLD spricht. Noch sehe ich ihn nicht. Wo er auch so lange bleibt?[109]

LEONORE. Wenn er entdeckt worden wäre!

ROSALIE. Dann dürfen wir uns gar nicht eines glücklichen Ausgangs freuen.

GOTTHOLD. Ich würde ihm gern nochmals entgegengehen, aber ich will Sie nicht hier allein lassen.

ROSALIE. Das wäre auch gar nicht ratsam. Denn wenn ein Frauenzimmer noch soviel Mut hat, ist ein Mann gar nicht überflüssig, um ihn zu beleben und wir haben eben nicht hinlänglichen Mut; mithin brauchen wir immer jemand, der uns welchen einflößt.

LEONORE. Es wäre entsetzlich, wenn wir verraten würden.

GOTTHOLD. Das wollen wir nicht hoffen. Lassen Sie uns jetzt nur an unser Glück denken.

LEONORE. Ach, ich fürchte, ich habe zu viel gewagt.

GOTTHOLD. Wie das?

LEONORE. Die Männer lassen uns gern in der Folge dafür büßen, wenn wir zu schwach sind und zu viel Ergebenheit gegen sie blicken lassen.

GOTTHOLD. Wie kommen Sie zu diesem Gedanken?

Nr. 23. Duett.


GOTTHOLD.

Nie werd' ich mich so weit vermessen

Und Ihre Liebe je vergessen!

Stets werd' ich dafür dankbar sein!

LEONORE.

Ich werde mich gewiß bestreben,

Nie Stoff zum Unbestand zu geben,

Mein Herz schlägt nur für Sie allein.

LEONORE UND GOTTHOLD.

So wird es hoffentlich nicht fehlen

Wir werden froh und glücklich sein.

GOTTHOLD.

Ich will nach Ihrem Willen leben.

LEONORE.

Ihr Wink wird mir Gesetze geben.

LEONORE UND GOTTHOLD.

Stets wird Ihr Wille mich erfreun,

Ihr Wunsch wird auch der meine sein. –

So kann es uns nicht fehlen,

Uns unter die zu zählen,

Die Amor selbst im Ehestand

Noch seines Schutzes würdig fand.

Der Chirurg Sichel kommt in seiner gewöhnlichen Kleidung eilt von rechts.
[110]


Quelle:
Karl Ditters von Dittersdorf: Doktor und Apotheker. Dichtung von Stephanie dem Jüngeren, Leipzig [o. J.], S. 109-111.
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