10. Was Musen/ wo kein Geld ist

[118] 1.

Pakket euch/ ihr Pierinnen/

wo ihr mir nicht helffen könnt![118]

Föbus/ Pallas/ weicht von hinnen/

nicht ein Blikk sey Euch vergönnt!

wo nicht euer Reimen-zwingen

sie zur Gunst vermag zubringen.


2.

Eitle Feder/ sey zerstossen/

sey verflucht/ verlacht Papier!

Nu mich Kloris außgeschlossen/

nüzzt mir keiner Verse Zier.

Nu der Geiz sie hat verblendet:

ist mein Dichterwerk geschändet.


3.

Darum hat mir euer Feuer

meine Brust nicht auffgeflammt/

darum hab' ich zu der Leyer

meine Finger nicht verdammt

daß ich wolte Mavors Helden/

Krieges-Zucht und Schlachten melden.


4.

Daß ich des Gestirnes Läuffe/

Größ' und Einfluß schreiben solt'/

Meiner kleinen Hirten-Pfeiffe/

ist die Kloris der nicht hold:

wil ich sie in stükken schmeissen

und den Lorber-kranz zerreissen.


5.

Jupiter/ schikk Blizz und Wetter

in den schnöden Goldes-schacht/

Seng/ verbrenn/ zerreiß/ zerschmetter

dehn/ der um die Ufer wacht

auff die Perlen und Gesteine/

die uns Hirten ungemeine.
[119]

6.

Daher ist die Hoffart kommen

daher hat der grimme Neid

seinen Anfang erst genommen/

darum ward zur Abend-Zeit

erst die harte Tühr verschlossen

und ein Armer außgestossen.


7.

Daher wurd' ein Hund gehalten

der doch Augenbliklich schweigt

wenn ihm eine Hand der Alten

Panken-tahler wird gezeigt.

So hat Zeus mit Goldes-tonnen

Danens Jungfrauschafft gewonnen.


8.

Aber du/ der du mit Gaben

mich Verliebten stössest auß/

Feuer/ Wind und Diebes-Raben

stürzen dein hochprangend Hauß

biß es möge gleich der Erden

und mit dir vertilget werden!


Des Fünfften Zehens Ende.


Quelle:
Kaspar Stieler: Die geharnschte Venus, Stuttgart 1970, S. 118-120.
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