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[129] 1.
Sisyfus Gebirg' erreichen/
Tantals Weger-trank erstehn/
auff dem Schlangen-rad' erbleichen
tausend Martern vor sich sehn:
ist Amors grimme Dienstbarkeit
die Kette der bejungten Zeit.
Ach/ daß ich in Frühlings-Jahren/
muß solchen Zwang erfahren.
2.
Weint nu mit mir/ die Ihr sahet/
wie ich vor beglükket stund'
als mein Kind sich zu mir nahet'
und mir boht den Rosen-mund:
Iezt heget sie den Wankel-sinn/
sie gibt mich um ein leichtes hin/
Meiner Liebe treues Feuer
kömmt mir nu schlecht zu steuer.
[129]
3.
Selbst der Neid hat sich verwundert
wenn der Liebe Funken-gluht
in der Liebsten Herzen zundert'
und ihr heiß-entbrannter Muht
auff meinen Schwefel häuffig stieß
und Gegen-flammen in mich bließ:
Nun ihr Feuer außgegangen
vergeh ich für Verlangen.
4.
Ach! kein Elend ist zu schäzzen
gegen Liebe/ die verbleicht/
kein Beschwernüß und Verlezzen
ist/ das diesem Schmerzen gleicht/
wenn sich die Gunst verkehrt in Haß/
wenn uns der Spott macht sehnend-blaß/
wenn die Lust uns wird verschlossen
der wir so offt genossen.
5.
Iezt wird mir nicht einst erleubet
um die dunkle Tühr zu stehn/
Lunen/ so die Sternen treibet
darff ich nicht vergnüget sehn:
Um den sie mich nunmehr verlacht
der Neben-buhler steht zur Wacht/
um ihn hält der Neides-drache/
Mord/ Eyfer/ Zorn und Rache.
6.
Dennoch wil ich ab- nicht -lassen/
dennoch lieb' ich wie vorhin/
Solt' ich sie/ mein Leben/ hassen
ohne die ich Seel-loß bin?[130]
Ach! eher müst' ein kalter Stahl/
verhindern solcher Falschheit Wahl.
Endlich wird sie mich den Treuen
mit Trähnen noch bereuen.
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