[78] Denen zweyen Hochbegabten Schäfern/ Dem Zahrt-länder und Hirander. Wie auch dehm Edlen Elb-Schäfer Nephelidor/ aus Niladelfia/ übergibt gegenwertiges vierte Zehn Filidor der Dorfferer. Durch folgendes d. f. w.


Soll/ Zahrt-länder/ ich von dir hier was melden oder schweigen?

Iens verbeut der Freundschafft Menge dieses wehrt der Ubelstand

und bezeugt mich des Vergessens. Hätt' ich nur Apelles Hand/

wolt' ich dein Verdienst um mich durch den stillen Fürhang zeigen.

Iezt sey dieser Strich genug. Weil mein Atem sich wird regen

ist mein dancken zu geringe gegen deiner Guttaht Zahl/

die du hast an mir erwiesen. Leben/ Leib und allzumahl

was in meinen Kräfften wohnt/ wil ich dir zu Diensten hegen.[78]

Du/ Hirander/ Deutsches Herz hast mich ie und ie geliebet/

seit ich Liebens wehrt gewesen/ du bist mir der erste Freund/

wirst auch wol der lezte bleiben/ wie dus hast mit mir gemeint/

hat so leicht die alte Welt gegen Freunde nicht geübet.

zürne nicht/ Nephelidor daß ich dich zulezt vermelde/

dich/ den Nord-stern meiner Freunde/ der weit ob den Wolken steht

und den dunkeln Nebel truzzet/ wenn des Neides Herbst entsteht/

Edler/ zürne/ zürne nicht! weil Apollo in dem Felde

des beblauten Himmels blizzt/ sollstu mir der gröste heissen.

Um so viel du meinem Nahmen/ der hierunten/ näher bist:

nun mit so viel treuem drükken sollstu sein von mir geküßt.

Laß mir zu/ daß ich dich mag mit zu meinen beiden reissen!

Dein gekrönter Lorber-Kranz hat sich mir geneigt erwiesen:

war schon nichts an mir zu finden/ welches dieser kleinen Welt/

die nu ganz Merkurisch lebet/ in die stolzen Augen fällt.

Du hast selbst diß gantze Werk erst gestraffet/ denn gepriesen.

Bleib' auch dieses Zehens Freund/ steiffe Venus Myrten-Zweige/

halte deine Dafnen-Blätter über ihren Glanz empor/

halt auch/ Retter/ über mir/ deinem Diener/ Filidor.

Nehmet endlich inngesamt günstig an/ was ich euch zeige.

Schüzzet diese zarte Schrifft/ die nur auß der Feder fleusset/

derer jungen Dinten-nässe kaum kaum noch vertruknet klebt.[79]

Ist es/ daß mein schwaches Dichten seine Kindheit überlebt:

Denn so hoffet auch auff Gold/ daß diß nicht ist/ noch so gleisset.


Hamburg den 30. Augustm. 1657.


Meiner Hochgeehrten Hochwehrten Herrn beständiger Diener Filidor/ der Dorfferer.

Quelle:
Kaspar Stieler: Die geharnschte Venus, Stuttgart 1970, S. 78-80.
Lizenz:
Kategorien: