[95] 1.
Hab' ich was der Nacht zu danken/
gilt es dir drum/ Föbe/ nicht.
Deinetwegen/ Gramhafft Licht/
hätt' ich ewig müssen kranken.
2.
Dein verrähtrisch Silber-feuer
hat mir offt geschnitten ab/
was mir Venus willig gab/
mir/ mir sonst verlaßnem Freyer.
3.
Buhler suchen ihr Vergnügen
in der stillen Finsternüß/
durch dich hätt' ich nimmer diß/
was ich kriegte/ können kriegen.
4.
Nu du deinen Straal verborgen/
und der Nebel dich umschloß'
hielt mich meiner Liebsten Schoß
eingehüllet biß an Morgen.
5.
In den wild- und wüsten Gründen/
wo kein Mensche dich verrieth/
durffstu wol/ wie man dich sieht/
beym Endimion dich finden.
6.
Wo die Neider Wache stehen/
kömmt der Schatten mehr zu paß/[96]
will ein Reisender/ so laß
ihn durch deine Blizze gehen.
7.
Was ich wüntsche zu erjagen
kan ich fangen sonder Licht.
Meinetwegen dürffstu nicht
Gold an deinen Wangen tragen.
8.
Wirstu aber ferner funkeln/
sprech' ich gar Medeen an/
die soll dich an deiner Bahn
auch in einem Hui verdunkeln.
9.
Nacht/ du süsse Nacht/ mein Leben/
Leben/ Nacht/ du süsse Nacht/
du hast mich vergnügt gemacht/
ewig sey dir Dank gegeben!
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