1773.
Dir mich weihen? ich dir? stygische Furie,
Afterthemis, ich dir? die du mit Schlangenlist
Unser göttliches Recht, welches Natur uns gab,
Raubtest, und mit des Tigers Klau?
Ha! wie schallt's am Altar! Bosheit und Hadersucht,
Aemsig spähend den Zwist, hämische Rachbegier,
Groll und gieriger Geiz, Vater des feilen Spruchs;
Ha, wie tobet die Höllenbrut!
Und dein Nattergezisch, schlaue Chikane, du
Misgeschöpfe des arglistigen Fremdlinges,
Ungenannt von dem Volk, welches die Zunge spricht,
Die Thuiskon und Mana sprach!
Weß der ächzende Laut? – – Ach der bekümmerten
Unschuld Seufzer! Sie naht weinend der Göttin sich,
Fleht Erbarmen. Umsonst! Ihre verruchte Schaar
Schreckt mit grimmigem Hohn sie weg!
O des goldenen Tag's, da bei dem Volke Teuts
Noch Gerechtigkeit galt, noch, von der heiligen
Eiche Schauer umrauscht, sie in dem richtenden
Kreis' ehrwürdiger Väter saß!
Da vom albernen Wahn lauter der hellere
Geist, und lauter vom Schwall wirrender Satzungen;
Da noch Tugend, und du, Erbe Germaniens,
Treue, lehrtet den Biederspruch!
Ach, entflohn ist, entflohn längst die Gerechtigkeit
Vom entarteten Stamm! Wenigen Lieblingen
Lächelt Weihe nur noch, segnend, vom nächtlichen
Pol herab, die Geflohene.
Weihe lächelte sie, edler Cheruskasohn,
Dir, o Bürger, der du heiligen Druden gleich,
Richter-Tugenden übst, heiligen Barden gleich,
Braga's Kranz um die Locke schlingst.