In's Stammbuch der Prinzessinn Güntherin zu Schwarzburg, Pflegetochter der, den Tod ihres Bruders des Kronprinzen von Schweden betraurenden herzoglichen Prinzessinn Luise zu Holstein

[251] Am 24sten Juli 1810.


Schwarzburgs fürstliche Tochter, ich grüße Dich! Freundliches Auges

Nimm aus der Hand mir den Strauß, den ich Dir pflückte zum Fest.

Liebliche Blume du Selbst, sei hold den Blumen der Muse,

Hold dem Gärtner noch mehr, ihm, der sie wählte für Dich!

Wisse, nicht fremd' ist er Dir, seit alterthümlicher Urzeit

Einigte Sippschaftsband unser verbündet Geschlecht! –

Güntherin, laß welken die Blumen! Trockne die Thränen

Ihr, die des Herzens, des Geists Pflegerinn, Mutter Dir ist![252]

Alles vermag ja die Liebe, die tröstende! Starreder Jammer

Thauet, geschmeidigt von ihr, sanfter in Wehmuth herab.

Ach, wie brennt mir im Herzen die Zähre der Edlen! Doch Sie, die

Trösten wir wollen, sie schöpft selbst ja aus höherem Quell.

Quelle:
Gesammelte Werke der Brüder Christian und Friedrich Leopold Grafen zu Stolberg, Band 2, Hamburg 1820, S. 251-253.
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