Jo! ich preise dich, Evius!

[242] Wohl möcht' ich mich stürzen hinab, hinab

In des Kelches aufperlenden Purpurgrund,

Wohl möcht' ich versenkt sein ins Wellengrab,

In des Weines hellgoldenen Meeresschlund,

Wo die Woge leis

Aufschwillt im Kreis

Um die göttlichen Glieder des Bassareus.


Leb' wohl du Sonne, leb wohl mein Lieb,

Es ruft mich die Flut mit der Liebe Klang,

Wohl zieht mich hinabwärts des Gottes Trieb

In des himmlischen Nektartaus Wogendrang,

Der schäumend entfloß,

Den perlend ergoß

Das olympische Füllhorn des Bromios.


Wohl lieg' ich da drunten in süßer Haft

Der ätherischen Arme der Purpurflut;

Wohl trägt mich des Gottes allwaltende Kraft

Durch das rauschende, duftige Rebenblut,

Wo des Himmels Licht

Sich blitzend bricht

In der Woge erglühendem Angesicht.


Ha! rufe mich nicht aus dem Bade kühl,

Du alldurchdringender Sonnenstrahl!

Laß schlummern mich ewig im Purpurpfühl

In des Gottes goldenem Königssaal,

In der Welle Kuß,

In der Welle Schuß!

Jo! ich preise dich, Evius!

Quelle:
Moritz von Strachwitz: Sämtliche Lieder und Balladen, Berlin 1912, S. 242-243.
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