a.

[423] Vor langen Jahren kam einmal eine Anzahl Fremder, die sich eine neue Heimat suchen wollten, zu Wagen in das Ammerland. Lange irrten sie auf schlechten Wegen in der waldigen Gegend umher, und es begann dunkel zu werden, ohne daß sie an ein Dorf gelangten. Zum Unglück verloren sie auch noch eine Lünse von einem Wagenrad und konnten sie durchaus nicht wiederfinden. Endlich sprang einer hinzu, steckte den Finger in das Lünsenloch und hieß den Fuhrmann weiterfahren. Eine kurze Strecke waren sie so glücklich weitergekommen, da fragte einer den anderen: »Wo wy nu doch woll sünd?« In demselben Augenblicke fiel der Wagen auf die Seite, wo der Mann den Finger im Lünsenloche hatte, und der Mann schrie: »Ochholt! och holt!« Die andern aber meinten, das sei eine Antwort auf die Frage, sprachen: »Och so, Ocholt heet dat hier«, und nannten die Stelle Ocholt. Eine Weile ging es nun wieder gut, aber endlich ward es dem Radhalter zuviel; er zog den Finger zurück und das Rad lief ab. Da mußte denn Halt gemacht werden. Wieder fragte einer: »Wo mögt wy nu woll wäsen?« »H' wiek, h' wiek« ertönte es in der Nähe, und die Wanderer freuten sich zu wissen, daß sie nun in Hauwiek seien. Auch fragte einer: »Wo lat 't woll is?« und aus dem Busche kam die Antwort: »Olfn, olfn.« Es war aber in dem Busche eine Sau mit ihren Ferkeln, die hatten den Fragern die Antwort gegeben. Am andern Morgen beschloß die Gesellschaft, in Hauwiek ihren Wohnsitz zu nehmen, und führte den Entschluß auch aus. –

Vgl. 190d, 204h, 508.

Quelle:
Ludwig Strackerjan: Aberglaube und Sagen aus dem Herzogtum Oldenburg 1–2, Band 2, Oldenburg 21909, S. 423.
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