t.

[438] Ein Bauer aus dem Münsterlande hatte in Oldenburg Roggen verkauft und auf dem Stau abgeliefert. Bei der Rückkehr kam er an ein Stintschiff und wunderte sich sehr über »de lüttken Fisken«. »Wat sünd dat vor lüttke Fisken?« fragte er. »Stint« hieß es. »Kann man de ok äten?« »Versteit sick«. »Hebbet se denn ok väl Fürgen nödig?« »Nä, wenn se man Für rukt«. Der Bauer kaufte sich eine Portion, warf sie über den Leiterbaum und fuhr bald darauf zum Tore hinaus. Als er nun über die Osternburg fuhr und ruhig neben seinem Wagen hinschritt, wurde schon hie und da in einem Hause Licht angezündet. Da fielen ihm seine Stinte ein und daß es für die eine gute Gelegenheit sei, Feuer zu riechen. Er holte einen Stint hervor, hielt ihn dem Lichte entgegen und wollte ihn grade zum Munde führen, da stolperte er und ließ den Fisch zur Erde fallen. Er bückte sich, um den Stint wieder aufzuheben, erhaschte statt seiner aber in der Dunkelheit einen Frosch, den er ruhig in den Mund steckte. Das arme Tier wehrte sich und pfiff vor Angst, aber der Bauer hielt seine Beute fest und schlang sie mit Gewalt hinunter.[438] Dann sagte er: »Magst piepen, wat du piepst, hest Für raken, most'r hennin!« (Wiefelstede.)

Quelle:
Ludwig Strackerjan: Aberglaube und Sagen aus dem Herzogtum Oldenburg 1–2, Band 2, Oldenburg 21909, S. 438-439.
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