636. De Pastor un sin Köster.

[501] Dar weer is 'n Pastor, de harr sin Swin slacht, un kamm do's morgens bin Köster in de Karke. De Pastor sä ton Köster: »Küster, ich habe diesen Morgen mein Schwein geschlachtet.« »Das jo god. Herr Pastor, harr't god Speck?« »Das geht wohl an, das ists aber nicht, was ich sagen wollte.« »No', wat denn?« sä de Köster. »Alle Leute haben mir einen Braten gebracht, und soll ich denen wieder einen schicken, so bin ich mein ganzes Schwein los«, antwordte de Pastor. »Wo ji dat makt, dat will ick jo woll seggen; ji latet des Abends jo Swin lang vor de Dör stahn un morn fröh seggt ji, dat Swin is jo stahlen, denn bringt de Lü jo der noch wat to.« »Das ist ein guter Vorschlag«, säh de Pastor.

Annerdags morgens kummt de Pastor wedder ton Köster inne Karke: »Küster, mein Schwein ist mir gestohlen.« »Ja, Herr Pastor, dar bliwt man bi, wider höwt ji nicks to seggen«, antwordte de Köster. »Nein, mein Schwein ist mir wahrhaftig gestohlen.« »Ja ja, so is't gans recht, dar bliwt man bi.« De Pastor much seggen, wat he wull, de Köster anterde ümmer, dar schull he man vi bliwen. De Pastor kunn mitn Köster nicks anfangen, de Köster was derbi un bleew derbi; man et düchte doch den Pastor so'n bäten, as wenn de Köster 't krägen harr, wil he so mall snackt harr inne Karke.

Korte Tid darna harr den Köster sin Jung so'n lütje Kuhle makt uppen Karkhoff un harr der Water in gaten, dar haud he all mitn lütjen Stock in un sung:


Hoho int Holt!

unse Vader hett'n Pastor sin Swin int Solt.


As de Jung dat sung, kamm de Pastor der just up to. »Junge, wat singst du da?« Do verjagde sick de Jung, as[501] wenn he 'n Düwel to sehn krägen harr, un sä: »Och nicks.« »Singe schnell noch einmal, was du gesungen hast, oder ich schlage dich tot!« denn de Pastor harr't nich rech verstahn. Do kreeg de Jung so 'n Sgreck un sung dat sülwige noch eenmal. »Wenn ich dich morgen in der Kirche zum Singen auffordere«, sä do de Pastor, »dann sollst du mir dies Lied noch einmal singen«, un geew den Jungen 'n Rieksdaler, man wenn he't nich sung, denn wull he em dodslagen. De Pastor gunk weg un de Jung na Hus, an as he dar kamm, wisd he sin Vader dat Stück Geld un sä: »Vader, kik, Vader, kik« un sach dar so vergnögt bi ut. »War hestu dat krägen?« »Datt hett de Pastor mi dahn.« »Warför?« »Ick schall morn in de Karke singen:


Hoho int Holt!

min Vader hett'n Pastor sin Swin int Solt!«


»Junge, di schall de Düwel halen, wenn du dat singst; töw, ick will di anners wat lären, watt du singen schast.« »Ja, Vader, watt schall ick denn singen, wenn de Pastor mi fragt?« »Wenn de Pastor di upföddert, denn schastu singen:


Der Tag der ist so freudenreich

für alle Kreaturen,

de Herr Pastor in düssen Ort

de lett sick geern wat luren.«


Den Sünndag darna, as de Pastor un de Lü inne Kark weren, un de Pastor Kinnerlähr heelt, do dreide he 't 'rhen, dat de Lü nu so boshaftig weren, un sä: »Hier dieser kleine Knabe wird die Wahrheit sagen, was sich neulich zugetragen hat; Junge, fang mal an!« Do fung de Jung an to singen: »Der Tag der ist so freudenreich« un so füdder. »Junge, hab ich dir das gesagt?« Do sä de Jung: »Min Vader hett seggt, ick schull so singen.« Do harren de Lü sick bold all to Barste lacht, un de Pastor keek ut, as wenn em de Düwel hadd harr, un wuß nich, wat he darto seggen schull, as de Jung dat sunk.

Nu dachde de Pastor ümmer, dat de Köster dat Swin harr, man he wuß 't nonnich säker. Do fragd he sin Moder, wo he dat woll anfung, dat he't säker gewahr wurr, of de Köster dat Swin krägen harr oder nich. Do sä sin Moder: »Gah nan Köster hen un segg' em, du kregst verndage grote Visit, un dat di din grot Schapp innen Wäge stunn, of he dat nich verndage in sin Hus bargen kunn. Dat sleit de[502] Köster di gewiß nich af, un denn kannst du mi der in besluten un mi hendragen laten, denn kann ick saß erfohren, of he't Swin hett oder nich.« »Das soll geschehen«, sä de Pastor, gunk nan Köster hen un deh so, as sin Moder em raden harr. Do sä de Köster »dat kann woll angahn, Platz genoog.« »Aber ich kann den Schrank nicht allein tragen, könnten sie mir nicht dazu helfen?« »Warüm dat nich?« antworde de Köster, »ick will mit anfaten.« Do drogen de Köster un de Pastor dat Schapp nan Köster sin Hus, mitsamt den Pastor sin Moder.

To Middag, as't ant Speckdelen gunk, do sä de ene Jung: »Unse Hinnerk hett'n gröter Stück as ick, ick will ok so'n grot Stück hebben.« Do sä der noch een: »Ick will ok so'n grot Stück hebben.« Darup sä de Köster to sin Fro, de dat Speck del'de: »Giww de Jungens noch elk 'n Stück, de Pastor hett noch mehr Speck.« »Aha«, dachde den Pastor sin Moder, »nu bün ick öwertügt, dat de Köster unse Swin stahlen hett; weer ick nu man in Hus.« Man se muß nu noch bet'n Abend sitten un kunn't Hosten nich laten, un harr Hunger, un de Tid wurr är lang, bet de Abend keem. Unner de Wile gung de Köster sitten, lähnde mit sin Stohl gägen dat Schapp un wull slapen. Do keem är't Hosten an un se hostde. »Wat Düwel«, dachd de Köster, »watt sitt dar in?« He spitzte de Ohren un lüsterde as 'n Mutt, de der Bohnen kranzeln (auf der Wanne stäuben) hört. Do hostde se noch eenmal. »Aha«, dachd de Köster, »sitist du olle Hexe derin? Di schall doch de Düwel!«

He gunk bi un kreeg alle Slötels, de he harr, Karkenslötels un sin egen, of der nich een van passen wull, un richtig, de ene passde, dar kreeg he't mit apen. Do seet'n Pastor sin Moder derin. Do de Köster foors so dull, kreeg 'n Fürtange un hau se der foors mit dod. Wat Rat nu? He bedachde sick äben un kreeg denn'n Enn Mettwurst un steckd är dat innen Hals, up de Art, as wenn se sick daran verslaken harr, denn settd he är wedder darin torech, mui un nett, un slot dat Schapp wedder to.

's Abends keem de Pastor un sä: »Mein Besuch ist weggegangen, nun möchte ich meinen Schrank wohl wieder haben, wollten sie noch wohl einmal mit anfassen?« »Ja woll, Herr Pastor, dat will ick woll dohn.« Do brochden de beiden dat Schapp wedder na Pastors Huse hen, un as se dar kemen,[503] geew de Pastor den Köster 'n Sluck mit uppe Reise, un damit goden Dag. So gau as de Köster man weg was, slot de Pastor dat Schapp apen un wull weten, wat 't bin Köster geben harr, man wat keek he up, as se dod was un'n Wurst in'n Sluk harr. Watt nu to dohn? Man se was eenmal dod, un he wuß nich anners, as se harr sick 'n Wurst mit nahmen un harr sick daran dod äten. Do he wedder uppen Köster an un sä: »Küster, ein schreckliches Unglück hat sich in meinem Hause zugetragen. Denken sie sich, meine Mutter hat sich an einer Wurst tot gegessen!« »Slimm genog, Herr Pastor, man doch, wenn se dod is, mutt se begraben wärn.« Do sä de Pastor, of he se em nich begrawen wull. »Ja woll, Herr Pastor, dat will ick woll dohn, man' Sack här!« Do kreeg de Köster de ole Fro in'n Sack un dat dermit na sin Hus hen. Un de Pastor harr just des Abends suret un wull annerdags morgens backen, un dat wuß de Köster, un Brod harr he, Gott bäter't! ok nich. Do in de Nacht gunk he bi, nehm den Pastor sin olle Moder un gunk darmit in 'n Pastor sin Backhus, stelld' är bi 'n Trogg dal un steek är de Arms bet an'n Ellenbagen in'n Deeg, as wenn se den Deeg knäden deh.

Annerdags morgens as den Pastor sine Mägde kemen un den Deeg upmaken wullen, do stunn den Pastor sin Moder dar all bi to knäden. Do verfährden se sick, as wenn se een mitn Pahl vorn Kopp krägen harren, un dat up'n Pastor an un seggt: »Herr Pastor, jo Moder is wedderkamen un knett den Deeg, dat et dönnert un schört (kratzt).« Do de Pastor vant Bedd aff un dat'r hen, un god un woll, se stund derbi to knäden. Do kreeg he een van sin Mägde hen, de schull den Köster halen. As de Köster keem, sä der Pastor: »Küster, haben sie meine Mutter nicht begraben? Oder vielleicht nicht tief genug? Sie ist wieder gekommen und steht dort zu kneten.« »Ja woll, ick häww se begrawen, as alle Lü begrawen wärt, dat versteit sick.« »Nehmen sie sie noch einmal mit, aber begraben sie sie tief genug, daß sie mir nicht noch einmal wiederkommt.« »Dat schall passeren, Herr Pastor.« »Der Teig muß nun fertig gemacht werden«, sä de Pastor to sin Mägde, »er kann doch nicht im Troge liegen bleiben.« Do sä de ene Magd: »Ja, wenn de Herr dar wat van äten will, mintwegen, man ick ät'r nich sieh so väl van!« »Un ick nett so minn«, sä de anner. »Un ick ät'r nicks van, un krig ick[504] ok in dree Dage nicks«, sä de Jung. »Ja was soll ich denn damit machen, der Teig kann doch nicht verderben«, sä de Pastor. »Tom wegsmiten is he doch to god to«, sä de Köster, »denn gäwt 'n mi, de Kinner ät 'r jo sacht wat van weg, de weet 't jo nich.«

Nu backde de Köster den Deeg un harr Brod un Speck, man kin Fleesk. Man de Pastor harr 'n fetten Ossen upn Stall stahn, dar waterde em de Mund na. Do gunk he bi un leet sick 's Abends in'n Pastor sin Hus besluten, un as he unner Nacht mende, dat se alle god innen Slap weren, sneet he den Ossen den Hals af, un do gunk he hen un halde den Pastor sin Moder un sette är uppe Hurke darbi dal un deh är'n grot Messt mit dat een Enn inne Hand un dat scharp Enn in den Hals van'n Ossen, dat et just utseeg, as wenn se den Ossen de Kähle utsnäden harr. As de Deensten nu 's Morgens up de Däle kemen un dat segen, dat se den Ossen affmuckst harr, do se upn Pastor an un säen: »Wat ra't ji nu, Herr Pastor, jo Moder is vernacht wedder kamen un hett unsen fetten Oß de Käl afsnäen.« De Pastor up de Bene, mit nicks as 'n Slaprock an un mit een Slurrn, nan Stall hen. Ja richtig, den Ossen was de Kähl utsnäen, un dat olle Wief seet darbi to fucheln. Do muß de Köster der wedder här. »Nun haben sie meine Mutter doch nicht tief genug begraben; sehen sie einmal das Unglück an, da ist sie wieder gekommen und hat meinem schönen Ochsen den Hals abgeschnitten; wenn sie sie mir nicht tief genug begraben so behalte ich ja weder Vieh im Stalle noch Brot im Schranke!« »Nu, Herr Pastor, ditmal könt se darup räken, dat ick är deep genog begrawen will; nu schall se är nich wedder kamen, un kummt se doch wedder, so will ick den Schaden, de derut kummt, betalen.« Do sä de Pastor ton Knecht: »Nun lauf schnell zum Schlächter, daß er den Ochsen vollends schlachtet und das Fleisch für den Winter zurecht macht.« Do sä de Knecht: »Ja, wat schall dat denn, könt ji den Ossen denn allenig upäten? Wi ätet der doch nich van.« »Ja, was fangen wir denn damit an? Den Ochsen den Hunden vorzuwerfen, dazu ist das Fleisch doch zu gut.« »Ja, Herr, darto is de Oss doch to god to; man wenn ji mi'n geewt un ick seeg, dat ick'n öwer de Kante kreeg? Min Fro un min Kinner wet't doch nich, dat är Moder 'n slacht hett, un den könt se ok van[505] wägen är Moder jo ane Sorgen wäsen.« Dat harr he god seggen, denn he harr nu van'n Pastor 'nog krägen.

De Köster harr nu Speck, Brod un Fleesk, man nu fählde em noch mehr, he harr noch kin Kohl. »Wo fangst du dat awerst an, Köster?« sä he to sick sülm, as he mitn Pastor sin Moder innen Sack na Hus gunk. Do seeg he, dat dar'n Bur 'n fixen Placken Buskohl harr. »Düwel, dat kann di to Paß kamen«, sä he to sick sülm, un do gunk he bi un brochde den Pastor sin Moder innen Kohl, settde är up de Hurke dal, dat grote Messt in een Hand un in de anner'n Kohlkopp, as wenn se 'n affsniden wull. Annerdags morgens as de Bur upkeem un is na sin Kohl tiken wull, seeg he dar'n old Wief in. Do denkt he: »Wat Düwel is denn dar?« Nimmt'n Steen, smitt darna un dröppt är, dat se umfallt. »Dat was doch nich gans miß«, sä de Bur, man wat verjagd he sick, as he achter sick ropen hör: »Wat Düwel, Bur makst du dar? Du hest jo wiß un wahrhaftig unsen Pastor sin Moder dod smäten!« Dat was de Köster, de was dar herümgahn totokiken, wat de Kohl un Pastor sin Moder makde. Do sä de Bur: »Mrie-Josep, swieg still, ick bidd di um Gotts willen, segg der nicks van, ick will di ok gärn derför betahlen, wat wulltu hebben? Ick will di 'n Rieksdaler gäwen!« »He wat, Rieksdahler! Wenn du mi all den Kohl giffst, denn will ick still swigen, anners awer gar nich.« »Je nu«, sä de Bur, »wenn't nich anners kann, den hal'n weg.«

Nu harr de Köster Speck, Brod, Fleesk und Kohl un do makde he, dat he dat ole Wief up de Sid kreeg, denn se was nu all dree Dage dod wäsen un kunn all begrawen wärn.

(Scharrel; aus dem Saterschen übersetzt.)

Quelle:
Ludwig Strackerjan: Aberglaube und Sagen aus dem Herzogtum Oldenburg 1–2, Band 2, Oldenburg 21909, S. 501-506.
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