Scena 11.

[86] Marcus Antonius.


MARCUS fraget Hanß Wurscht, was er hier mache. Hanß Wurscht: Nichtes. [Marcus:] Was er verstecket? Hanß Wurscht erschrickt, sagt durch verwirte Reden, daß er eben eine Pfeiffen Tobak rauchen wollen, weillen er aber wisße, daß es sich nicht gezimme vor den Herrn Burgermeister, habe ers eingesteckt. [Marcus:] Was er vor ein Papier habe gehabt? Hanß Wurscht: Dieses wäre geweßen, den Tobak anzuzinden. [Marcus:] Es stecke ein Schelm hinter sich. Hanß Wurscht sich unbsehendt: Er sehe niemandt als ihm. [Marcus:] Er soll sich umbwenden. Hanß Wurscht kehret sich hin und her. [Marcus:] Er solle still stehen. Hanß Wurscht sagt, es werde ihm so Angst, daß sich so gar die Lufft verändere. [Marcus:] Ob er gar nichts hätte. Hanß Wurscht: Was er dann haben solte. [Marcus:] Ob er keinen Brieff? Hanß Wurscht: Wo er den Brieff soll hernehmen? [Marcus:] Er solle bestehen, oder es koste sein Leben. Hanß Wurscht will nichts bestehen. Endlich ergreiffet ihm Marcus und nimbt ihm den Brieff von hinten weeg, sagendt: Hastu, Schelm, keinen Brieff? Hanß Wurscht sagt, er solle ihm nicht lesen, dann er schmecke nach den Fuetterill. [Marcus:] Wer ihm den Brieff gegeben? Hanß Wurscht: Sein Herr. [Marcus:] Und wem er ihm überbracht. [Hanß Wurscht:] seinen Herrn. [Marcus:] Ob ihm noch niemandt gehabt? Hanß Wurscht: nein. Marcus zeiget ihm nach etwelcher Foperey den Nahmen Cicero und fraget, wer solches geschriben. Hanß Wurscht sagt: die Feder. Marcus hat seine lazzi und Foperey mit ihm so lang, bis endlich Hanß Wurscht ihme mit Fortl entlauffet.

Mein Sohn diesen Brieff an Cicero gestellet? ihme gewarnet von dem Anfahl seiner Feinde und zum Uberflus noch die Flucht gerathen? Verfluchter Sohn! Meineidiger Böswicht, bistu meinen Vorhaben zuwider, so schwöre ich dann bey Jupiter, sofehrne mir Cicero entrinnet, daß es dein Haupt gelten soll. Stehet in Gedanken, den Brieff betrachtendt.


Quelle:
Wiener Haupt- und Staatsaktionen. 2 Bände, Band 1, Wien 1908 und 1910, S. 86-87.
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