Scena 6ta.

[78] Daß Theatrum praesentirt ein Kayserl. Saal, allwo man von unterschiedenen Zimern herausgehen kan.

Marcus Antonius mit etlichen Rathsbedienten.


MARCUS ANTONIUS. Eß vergehe Rom, es sterbe Cicero, oder Marcus Antonius seye nicht Burgermeister. Solte ich von einen schwagen Bürger das Recht erlehrnen, da doch alle Patritii und quirites vor mir sich neigen? Rom und die gantze Welt weis es, was vor Thaten ich verrichtet; alle Glori und Sieg sind dieser Faust zuzuschreiben: ich habe Rom von den Anfahl der Feinde beschützet, ich habe ihr die halbe Welt zinsbahr gemacht, und nun solte ein Cicero dasjenige verwerffen, was ich vor gutt befinde, dieses verthätigen, was ich verdame, Gesetze geben und nicht annehmen? Ô verfluchter Hundt, es kostet dein Haubt, und solt auch die gantze Welt wieder mich streitten. Es kome wer da will, diese Brust entweichet keinen. Albanien erzütert schon vor diesen Arm, Cartago hat meine Tapferkeit mit Erstaunung vernohmen und erkennet in mir ihren Überwinder, daß blose Blincken meines Schwerdtes jagt denen Fenitier und Cimbreer Furcht und Schröcken ein, und wer ists, der sich mir wiedersetzen will? Er kome herbey, aber zu seinen Todt. Ihr, meine Getreue, verlasßet mich indesßen, biß ich Eurer begehren werde. Die Rathsbediente gehen ab.


Der sich mir zuwider stelt,

Schon entseelt

Hier vor meinen Füßen liegt.

Euch das Feuer meiner Rache

Verursache,

Das ihr all bleibt unterdrückt.


Stehet in zornigen Gedancken.


Quelle:
Wiener Haupt- und Staatsaktionen. 2 Bände, Band 1, Wien 1908 und 1910, S. 78-79.
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