Scena 4.

[99] Lucius Scipio und Hanß Wurscht von vorn.


LUCIUS SCIPIO. Wie sagstu, Hanß Wurscht, Cicero ist todt?

HANSS WURSCHT. Freillig ist er, ich wolt, daß ihm der Teuffl hätte, ich hab wegen seinen Kopf ein baarm Orfeigen bekommen, die recht gewichtig waren.

LUCIUS SCIPIO. Und wie bistu dann zum Kopf kommen?

HANSS WURSCHT. Ich hab alles gesehen, wie ihm die Verräther abgehauen, hernach bin ich ihnen nachgeschlichen, und wie sie ihm in Pfifferling geworffen, bin ich hingangen und hab ihm heraus genohmen und sauber abgewaschen, hernach der Tulia überbracht in Meinung, ein guttes Tringeld zu bekommen; ich habs aber nachdrücklich empfunden.

LUCIUS SCIPIO. Ô ihr Götter! Cicero todt? – aber sihe da,[99] hier ist dein Herr, und gantz traurig. Hastu ihms schon offenbahret?

HANSS WURSCHT. Nicht ein Wörttl.

LUCIUS SCIPIO. Freundt Julius, was betrübet Euch?

JULIUS. Lasßet mich sterben, dann alle Hoffnung ist verlohren.

LUCIUS SCIPIO. Ach, ich verstehe Euch schon, was ihr sagen wollet, allein lasßet die Verzweifflung noch keine Stat im Herzen finden, der Himmel wird noch alles zu Eueren Besten fügen, welcher oftermahl mit den Menschen zu spillen pfleget.

JULIUS. Ach mir! ich bin verlohren.

HANSS WURSCHT. Ey Herr, lasßet die Hundsfiterey heraus vom Herzen, was hilfst es Euch? Den Cicero werd ihr gewis dadurch nicht mehr lebendig machen.

JULIUS kehret sich gäch umb. Und du bist die Ursach meines Todtes, weillen du daß Haubt der Tulia gebracht; also solst auch du sterben. Hanß Wurscht bittet, und haben einige Foperey, bis endlich Lucius Scipio sich entzwischen stellet und Hanß Wurscht befreuet, welcher entflihet.

LUCIUS SCIPIO. Betrübet Euch nicht so sehr, noch heute werdet ihr getröstet werden. Komet mit mir, auf den Tiber Flus wollen wir eine khleine Spazierfarth machen, damit die Melancholi vergehe. Habe vernohmen, daß Tulia und Emilia in dem nächst daran gelegenen Gartten auch ihre inerliche Schmerzen ausgiesßen werden, villeicht vernehmen wir etwas heimlicher Weise zu unseren Vortheil.

JULIUS. Ich folge Euch, aber der Himmel weis, mit was Schmertzen. Beede ab.


Quelle:
Wiener Haupt- und Staatsaktionen. 2 Bände, Band 1, Wien 1908 und 1910, S. 99-100.
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