Scena 10.

[123] Cecina.


CECINA. Julius, überreiche mir das Portret.

JULIUS. Dieses wirstu in Ewigkeit nicht erlangen.

CECINA. Daß Portret her, oder – – –

JULIUS. Waß oder? Meiner Tapferkeit mustu solches abfordern, ansonsten wird es dir schwerlich zu Theil werden.

CECINA. Genuch, daß ich dies verlange, was mein ist.

JULIUS. So es dein wäre, würde es Tulia von mir genohmen und dir überreichet haben.

CECINA. Und hat nicht Tulia mir solches gegeben?

JULIUS. Ich weis, warumb hastu es aber nicht besßer verwahret?

CECINA. Die übergrosße Freude hat es mir entfahlen gemacht.

JULIUS. So hättestu es wieder abhollen sollen.

CECINA. Darnach hastu wenig zu fragen.[123]

JULIUS. Und du wenig von mir zu begehren.

CECINA. Ich sage dir, reiche mir das portret.

JULIUS. Fordere vielmehr mein Leben.

CECINA. So kome dann, es wird sich zeigen, wem es gebühret. Zihet von Leder.

JULIUS. Ich lache deiner; weistu nicht, daß sie es dem Besieger überlasßen? Sihe her, auf meiner Brust soll es hangen und der Überwinder soll damit Sieg brangen.

CECINA. So ist es schon das meine, komme!

JULIUS. Cecina, bistu deines Lebens müde? Ich bitte dich, gehe von dar, es wird dich allzuspatt gereuen.

CECINA. Waß gereuen! Kome und streitte, besßer ists todt zu sein als mit Schanden gelebt.

JULIUS. Wohlan, ich zihe mein Gewöhr, doch fordere keine Rache, so du der Überwundene bleiben werdest. Sie streiten und Cecina wird tödtlich verwundet. Fahre dan hin zur Höllen und aldorten fordere das Portret. Ab.

CECINA. Ô wehe mir! ich bin tödtlich verwundet, helffet um des Himmels willen einen Sterbenden! Ach Tulia, liebste Tulia, ich scheide von dir, lebe wohl!


Quelle:
Wiener Haupt- und Staatsaktionen. 2 Bände, Band 1, Wien 1908 und 1910, S. 123-124.
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