Scena 2da.

[112] Emilia.


EMILIA. (Der Befehl meines Vatters bezwinget mich, allhier zu erscheinen, ohne daß ich die Ursach verstanden. – Aber sihe da den gehäsigen Liebhaber! Ô laße dir deine Flammen nur vergehen, die meine werden sich nicht mit den deinen vermengen.)

LUCIUS SCIPIO. Schönste Emilia, wie lang wird noch Euer glänzender Himmel für mich die Donnerkeul führen? Habt ihr dieses Hertz noch nicht genug gegränket? Verlanget ihr dann, daß es zu Aschen verbrenne ohne den mindesten Thau Euerer Gegengunst?

EMILIA. Ihr quället mich immer mit Euerer verdrüslichen Liebe, da ich Euch doch schon zum Öfftern gesagt, daß Emilia nicht für Lucio sey. Ihr bemühet Euch vergebens, und all Eure Hoffnung ist eitl.

LUCIUS SCIPIO. Und wer kan mir die Hoffnung benehmen?

EMILIA. Der, so allbereith dieses Hertz gefeslet.

LUCIUS SCIPIO. Seinen Nahmen!

SCAURO SCATILIO. (Waß wird [sie] andwortten?)

EMILIA. Obwollen ich es nicht schuldig wäre Euch zu entdecken, so will Ich dannoch Eueren Fürwitz stillen. Julius[112] Antonius – – doch genuch, ihr habt mich verstanden. Will abgehen.

SCAURO SCATILIO. Verbleibe, unverschämbte Tochter, von wem hastu erlehrnet denjenigen zu lieben, der meine Verfolgung bis in den Todt geschworen?

LUCIUS SCIPIO. (Ich mus anjetzo zu meines Freundes Spott schweigen.)

EMILIA. (Das ich doch nicht geredet hätte!)

SCAURO SCATILIO. Schweigestu? Lucius, kome herbey, du aber, Emilia, reiche ihme alsobald die Ehliche Handt.

EMILIA. (Ach Schmertz!)

SCAURO SCATILIO. Vollzihe meinen Befehl, so lieb dir dein Leben!

EMILIA. (Was solt ich thun?)

LUCIUS SCIPIO. Reichet mir, ô Schöne, Eure zarte Handt, welche uns beede glückseelich machen will.

EMILIA. (Daß dich alles Unglück rühre!) Ihm drozig ansehendt.

SCAURO SCATILIO. Ungehorsame Tochter, ist dieses die kindliche Pflicht, hab ich dieses umb dich verdienet, daß du also hartneckig meinen Befehl dich wiedersezest? Ich sage dir zum letzten mahl, reiche ihm die Handt oder entweiche meinem Zorn.

EMILIA. Erlaubet mir von hinen, villmehr erwölle ich den Todt als diese Vermählung. Ab.

SCAURO SCATILIO. Gehe nur, boshafftes Kindt, aber fürchte meinen Zorn. Lucius, verzweiffle indesßen nicht, sie wird sich bequemen müsßen, oder sich nicht mein Kindt nehnen.

LUCIUS SCIPIO. Das gantze Gebäude meiner Hoffnung ist auf dich gegründet, wünsche nichtes mehr, als das deine Sorgfalt für mich glücklich ausschlage. Ich gehe, aber mit schlechten Trost bewaffnet; lebe wohl. Ab.

SCAURO SCATILIO. Der Himmel begleite dich. – Billich kan ich die Liebe einen Gifft vergleichen, welches sobald ihren effect machet, als es empfahen wird. Meine Tochter wiedersetzet sich ihren Gehorsam und meinen Befehl, aber ich bin noch Vatter, der sie zu bezwingen wird wisßen: Entweder soll sie Lucium erwöhlen oder sterben. Ab.


Quelle:
Wiener Haupt- und Staatsaktionen. 2 Bände, Band 1, Wien 1908 und 1910, S. 112-113.
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