Scena 4.

[114] Emilia.


EMILIA. Preiswirdiger Heldt, desßen Tugendt und Tapferkeit die höchste Gipfl alles Ruhmes erstigen, Emilia neiget sich und schätzet sich glückseelich eine Dienerin von dir zu seyn.

JULIUS. Ach Emilia, holdseliche Emilia, villmehr den Unglückselichsten unter der Sohnen nehne mich, da ich von jener verspottet lebe, die ich anbette.

EMILIA. Ich weis deine Liebe, aber du hast dich desentwegen nicht zu betrüben, weillen eine Liebe, welche nur zu beuntreuen weis, gering zu schätzen ist.

JULIUS. Zu beuntreuen sagstu? Auf was Weise?

EMILIA. In wenig Stunden wirstu die Hochzeitsfackl brennen sehen in dem Tempel Apolinis für Cecina und Tulia.

JULIUS. Ist es die Wahrheit, so du sagest, so bin ich des Todtes.[114]

EMILIA. Julius, gib deinen Geschicke nach, erwölle einen anderen Gegenstandt und vergesße der Meineidigen.

JULIUS. Ich will sterben, der Todt allein kan mich vergnügen.

EMILIA. Wegen einer Untreuen? Julius, Tulia ist nicht allein die Römische Kostbarkeit, es werden ia auch andere gezehlet, die ihr im geringsten nicht weichen.

JULIUS. Tulia allein hat dieses Hertz verwundet, und keine andere soll mehr den Besitz deselben haben.

EMILIA. (Ich will mich ihm entdecken.) Solte dann eine Emilia nicht auch dich anflammen könen?

JULIUS. Hierauf kan ich nicht andwortten.

EMILIA. Verspottest mich?

JULIUS. Auf keine Weis.

EMILIA. So liebe mich dann!

JULIUS. Ich kan nicht!

EMILIA. So ertödte mich!

JULIUS. Dieses stehet nicht in meiner Macht.

EMILIA. Und was bistu dann entschlosßen?

JULIUS. Tuliam zu besitzen oder zu sterben. Will abgehen.

EMILIA. Höre mich, Grausamer!

JULIUS. Es höre dich, wer da will, ich flihe dich. Ab.

EMILIA. Flihe nur, Tyran meines Herzens, aber die Marter soll dir folgen. Ihr Furien, entreisßet mich von mir selbst, ihr Quallen, ertödtet dieses so verspottete Hertz, weillen der Schnöde es nicht erkennet. Es wäre eine euserste Müselichkeit, sofehrne ich länger lebte; ia, ia ich werde sterben, aber bevor diesen gantzen Hoff in die entsetzlichste Verwihrung setzen. Wo ist Lucius, den ich vorhin so sehr gehasßet? Diesen will ich meine Handt reichen, aber nur darumb, damit ich meine Rach desto bequemer bewerckstellen möge. Eben zu rechter Zeit komet er anhero.


Quelle:
Wiener Haupt- und Staatsaktionen. 2 Bände, Band 1, Wien 1908 und 1910, S. 114-115.
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