29. Gründung der Oesterreichischen Friedensgesellschaft

[204] Aber wie stand es mit dem Friedenskongreß – nämlich der Kongreß der Privatfriedensgesellschaft, der auch gleichzeitig in Rom tagen sollte –, würde dabei Oesterreich unvertreten sein? Natürlich, denn es existierte ja kein Friedensverein in Oesterreich. Dieser Gedanke ließ mir keine Ruhe. Es mußte doch möglich sein, Anhänger für die Idee zu sammeln. Das Ergebnis meines Hinundherdenkens war ein Aufruf, den ich am 1. September 1891 an die »Neue Freie Presse« einsandte, ohne viel Hoffnung, daß das Blatt ihn auch veröffentlichen werde. Freudig war mein Erstaunen, als ich schon am 3. September beim Entfalten des Blattes an leitender Stelle meinen Artikel erblickte, samt einer Fußnote der Redaktion, daß »niemand berechtigter wäre, in der aufgeworfenen Frage das Wort zu ergreifen, als die Verfasserin von ›Die Waffen nieder‹.«

Einleitend berichtete der Artikel von dem bevorstehenden Kongresse[204] in Rom, von der gesicherten Teilnahme der österreichischen Parlamentarier und von der Notwendigkeit, auch eine Privatgesellschaft zu bilden, deren Delegierte an dem römischen Kongresse teilnehmen können. Dann hieß es weiter:


Die Dinge stehen so: Millionenheere – in zwei Lager geteilt, waffenklirrend – harren nur eines Winkes, um aufeinander loszustürzen; aber in der gegenseitigen, zitternden Angst vor der unermeßlichen Furchtbarkeit des drohenden Ausbruchs liegt einigermaßen Gewähr für dessen Verzögerung.

Hinausschieben ist jedoch nicht aufheben. Die sogenannten »Segnungen« des Friedens, welche das bewaffnete Angstsystem zu erhalten strebt, die werden uns immer nur von Jahr zu Jahr garantiert, immer nur als »hoffentlich« noch einige Zeit vorhaltend hingestellt. Von der Abschaffung des Krieges, von gänzlicher Aufhebung des Gewaltprinzipes, davon wollen die zur »Aufrechterhaltung des Friedens« waffenbrüderlich verbündeten Gewalten nichts wissen. Der Krieg ist ihnen heilig, unausrottbar, und man darf ihn nicht wegdenken wollen; er ist ihnen aber auch – angesichts der Dimensionen, die eine künftige Konflagration entfalten wird – furchtbar, vor dem eigenen Gewissen unverantwortbar, also darf man ihn nicht anfangen.

Was ist das aber für ein unnatürliches Ding, welches nicht aufhören und nicht anfangen, nicht verneint und nicht bejaht werden darf? Ein ewiges Vorbereiten auf das, was durch die Vorbereitung vermieden werden soll, zugleich ein Vermeiden dessen, was durch die Vermeidung vorbereitet wird? Dieses Widerspruchsmonstrum erklärt sich so: Jenes Gebilde aus historischen Zeiten, welches man noch aufrechterhalten will: die gebietverschiebende, machtverleihende, nur einen Bruchteil der Bevölkerung in Anspruch nehmende »frische und fröhliche« Kriegführung, die ist inzwischen im Entwicklungsgange der Kultur zur moralischen und physischen Unmöglichkeit geworden.

Moralisch unmöglich, weil die Menschen von ihrer Wildheit und Lebensverachtung verloren haben; physisch unmöglich, weil die während der letzten 20 Jahre angewachsene Zerstörungstechnik den nächsten Feldzug zu einem Etwas gestalten würde, das etwas ganz Neues, Anderes, nicht mehr mit dem Namen Krieg zu Bezeichnendes wäre. Würde man durch lange Stunden ein Bad vorbereiten, das Wasser heizen, heizen bis es siedet und überwallt – wäre dann dasjenige, was einen träfe, der endlich doch in die Wanne stiege – oder vielmehr hineinfiele – noch ein »Bad« zu nennen? Noch ein paar Jahre solchen »aufrechterhaltenen« Friedens, solcher Mordmaschinenerfindungen – elektrische Sprengminen, ekrasitgeladene Lufttorpedos – und am Tage der Kriegserklärung springen sämtliche Zwei-, Drei- und Vierbunde in die Luft.

Diejenigen, welche die Lunte in Händen haben, geben zum[205] Glück acht. Sie wissen, daß – bei solchem Pulvervorrat – die Folgen schrecklich wären, wenn sie unvorsichtig oder gar freventlich das Feuer anlegten. Um also diese wohltätige Vorsicht zu steigern, wird der Pulvervorrat immer vergrößert. Wäre es nicht einfacher, freiwillig und übereinstimmend die Lunten wegzutun; mit anderen Worten: abzurüsten? Den internationalen Rechtszustand einzusetzen – die getrennten Gruppen, die einander stets zuschwören, daß sie, wenn von der anderen Gruppe angegriffen, Schulter an Schulter kämpfen wollen, zu Einer Gruppe zu verschmelzen – den Bund der zivilisierten Staaten Europas zu gründen?

Ebenbürtig an Kraft und Ansehen stehen sich jetzt die verschiedenen Allianzen gegenüber. Was hindert sie daran, das, was sie als Ziel hinstellen – den Frieden –, zur Grundlage ihres Bestehens zu machen? Was daran hindert? Das Gesetz der Trägheit einerseits und andererseits der geschürte Nationalhaß, die von der lärmendsten Partei in jedem Lande – der Kriegspartei – stets unterhaltene Hetze.

Die lärmendste wohl – dabei aber doch die kleinste. Ein Häuflein Chauvinisten hier und dort. In Rußland eine Gruppe Panslawisten – der Zar will den Frieden; in Frankreich eine Gruppe Re vanchisten – die Regierung will den Frieden; bei uns und in Deutschland ein paar Militaristen – die beiden Kaiser wollen den Frieden. Des Volkes gar nicht zu erwähnen; das hat die Sehnsucht nach – das hat ein Recht auf Frieden. Das Kampfgenossenschaftsgeschrei, welches bei verschiedenen Flottenbegrüßungen hier und dort ausgestoßen wird und welches so leicht für den Ausdruck des Kriegswillens der Völker ausgelegt werden kann, sollte man doch nicht länger so mißverstehen: hat man denn noch immer nicht einsehen gelernt, daß es nichts Epidemischeres gibt als Hurra- und Vivatrufe? – daß diese Rufe immer und für jede Sache, sobald das erste Signal gegeben – mit Naturnotwendigkeit, wie das Donnerrollen nach dem Blitz –, die Lüfte erschüttern müssen?

Klein also, das steht fest, ist die Zahl derer, die den Kriegszustand noch wollen. Noch kleiner die Zahl derer, die sich laut und im eigenen Namen zu diesem Willen bekennen. Unendlich groß hingegen sind die Massen, die den Frieden – nicht den ängstlich verlängerten – sondern den sicher gewährleisteten Frieden ersehnen. Unter diesen ist aber wieder die Zahl derer sehr gering, die an die Möglichkeit der Erfüllung glauben und die sich zusammengeschlossen haben, um ihr Ziel laut zu verkünden und ihm in gemeinsamer Arbeit entgegenzusteuern. Wer die weiße Fahne schwingt, hat Millionen hinter sich, aber diese Millionen sind noch stumm.


Der Artikel fuhr dann fort, die im Ausland bereits gemachten Anfänge zu berichten, und klang in der Aufforderung aus, zustimmende Schreiben einzuschicken, auf daß die Anhänger sich zu einem Verein[206] zusammenschließen, der seine Vertreter zum Kongreß nach Rom entsenden könnte.


Es hatte mich überrascht, daß die Presse diesen Aufruf so willig gebracht, noch überraschter war ich durch das Echo, das er im Publikum weckte. Hunderte von Briefen (man wird sie in meinem Nachlaß finden) flogen mir zu, aus Wien und aus den Provinzen und aus allen Gesellschaftsklassen. Begeisterte Zustimmungen, freudige Mitarbeitsanträge, auch angemeldete Beitragssummen. Ein reicher Fabrikant aus Böhmen, Prosper Piette war sein Name, legte in seinen einfach rekommandierten Brief eine Tausendguldennote zu beliebiger Verwendung im Dienste der Sache; ich schickte den Betrag umgehend an das Kongreßorganisationskomitee nach Rom. Aus den Briefen suchte ich mir einige heraus, die besonders vertrauenerweckend waren, und setzte mich mit den Schreibern in persönliche Verbindung, um mit ihnen und mit ihrer Hilfe ein provisorisches Komitee zu bilden, das eine erste Versammlung einzuberufen hatte. Der Rechtsanwalt Doktor Kunwald, einer der ersten, der sich auf meinen Artikel hin gemeldet hatte und dessen Brief einer der begeistertsten war, ging mir in dieser Angelegenheit tatkräftig an die Hand. Es wurde an alle in Wien lebenden Verfasser der Zustimmungsbriefe eine Einladung gerichtet, sich an einem bestimmten Tag in einem bestimmten Lokal einzufinden, um eine konstituierende Versammlung abzuhalten. Begleitet von Doktor Kunwald, begab ich mich in das bezeichnete Lokal. Mein Mann war seit einigen Tagen an Bronchialkatarrh erkrankt und konnte von Harmannsdorf nicht nach Wien kommen. Die Versammlung war ziemlich zahlreich besucht. Das Präsidium wurde mir, als der Einberuferin, übertragen; da ich aber zu unerfahren und ungeübt war, mich dieses Amtes ordnungsgemäß zu entledigen, so ermächtigte ich Doktor Kunwald, es in meinem Namen zu führen. Es wurde den Anwesenden jenes Statut der englischen Peace-Association vorgelesen, worin es heißt:


Jede dieser nationalen Abteilungen, wie groß auch immer die Anzahl ihrer Mitglieder sein mag, ist durch die einfache Tatsache, daß alle gewillt sind, für den gemeinsamen Zweck zu handeln, konstituiert.

Schon eine in einem Privathause gehaltene Versammlung, ohne Aufruf an das Publikum, kann als Gründung einer solchen Abteilung betrachtet werden. Es genügt, daß ein Schriftführer ernannt und der Beschluß gefaßt werde, sich mindestens einmal monatlich zu versammeln, um die Fortschritte des Vereins zu bekunden und sich mit den Mitteln der Verbreitung zu befassen.[207]

Sobald eine Abteilung von dem Zentralkomitee in London anerkannt sein wird, gehört sie zur Assoziation.


Ich wurde nun damit betraut, ein neuerliches Rundschreiben, das zur definitiven Vereinsbildung einladet, zu verfassen und einige einflußreiche Persönlichkeiten zu werben, die dieses Rundschreiben als vorbereitendes Komitee mitunterschreiben. Diese Arbeit habe ich übernommen, und am 18. Oktober stand in allen Zeitungen der folgende Aufruf:


P. T.


Der »Internationalen Friedens- und Schiedsgerichts-Assoziation« (Hauptsitz London; Präsident Hodgson Pratt, Vizepräsidenten: Herzog von Westminster, Kardinal Manning, Marquis Ripon, Bischof von London etc. etc.), deren verschiedene, über nahezu ganz Europa verbreiteten Zweiggesellschaften auf dem nächsten Kongreß zu Rom (9. November 1891) vertreten sein werden, hat sich nunmehr – laut Beschluß einer am 29. September stattgehabten Vorversammlung von Gesinnungsgenossen – auch eine österreichische Abteilung angeschlossen.

Damit aber diese Abteilung die ihr hierzulande zufallenden Aufgaben wirksam erfüllen könne, damit sie in der Lage sei, zu erstarken und sich zu verbreiten, ist sie gewillt, zu einer ordnungs- und gesetzmäßigen Gesellschaft sich zu konstituieren, deren Statuten dann der betreffenden Behörde zur Genehmigung vorgelegt werden sollen.

Der Verein wird kein politischer sein, denn der Zweck: »die Förderung des Prinzips eines dauernden Völkerfriedens«, ist ein rein humanitärer. Wenn in letzter Linie diese Tendenz auf den Gang der Politik im allgemeinen Einfluß zu nehmen berufen ist, so hat sie dies mit allen humanitären und kulturellen Bestrebungen gemein, denn jede solche kennzeichnet sich dadurch, daß sie die Veredlung und den Fortschritt der menschlichen Gesellschaft anstrebt und so die Entwicklung der gesellschaftlichen Zustände nach allen Richtungen beeinflußt. Es handelt sich bei uns nur um das eine: die Erkenntnis und die Verbreitung des einfachen Grundsatzes:

»daß die menschliche Gesellschaft – ob als Individuen oder als Gruppen von Individuen, genannt Nationen – die Begründung ihrer wahren Wohlfahrt in der Vereinigung – nicht in der Entzweiung; in gegenseitigem Zusammenwirken – nicht in gegenseitiger Feindschaft zu suchen hat

Ferner setzt die Anhängerschaft die Ueberzeugung voraus, daß der Krieg ein furchtbares Uebel, aber kein unvermeidliches Uebel sei, daß im Verkehr der Kulturnationen der Zustand der Gewalt durch den Zustand des Rechts ersetzt werden soll und kann.[208]

Wer sich somit der allgemeinen Friedensliga oder einer ihrer Zweiggesellschaften anschließt, hat dabei von keinerlei politischem Programm auszugehen; vielmehr wird die Geltendmachung eines solchen von den Debatten der Versammlung statutengemäß ausgeschlossen sein. In der Gemeinsamkeit des Zieles liegt eben der Grund, daß die Scharen der Friedensfreunde aus allen Ständen, aus allen Parteien sich bilden können; daher kommt es auch, daß in den Mitgliederverzeichnissen der verschiedenen Friedensvereinigungen die Namen von Whigs und Tories, von Sozialisten und Aristokraten, von Freidenkern und Kirchenfürsten nebeneinander stehen.

Würde der Dienst in der Armee nicht jede Beteiligung an öffentlichen Vereinen von vornherein ausschließen, so könnten auch aktive Soldaten uns beitreten; denn nicht sind sie dazu da, den Krieg zu verteidigen, sondern das Vaterland, falls der Krieg ausbricht. Diesen Unglücksfall wegzuwünschen, sind sie menschlich ebenso berechtigt, als der Arzt berechtigt ist, Epidemien wegzuwünschen. Dieser Anschauung hat eine allgemein bekannte und verehrte Persönlichkeit in einem Briefe, mit welchem sie ihren Beitritt erklärte, folgenden edlen und mutvollen Ausdruck verliehen:

»... Obgleich beim Ausbruch eines Krieges, an welchem Deutschland beteiligt wäre (ich bin Oberst à la suite der preußischen Armee, nahm – weil Halbinvalide – 1875 den Abschied), ich sofort mich zum Wiedereintritt in die Armee melden würde, bin ich doch keineswegs ein Kriegslustiger – im Gegenteil: ich betrachte den Krieg, und zwar auch für den Sieger, als ein furchtbares Unglück! – Ich habe zwei Feldzüge mitgemacht, nicht etwa in einem großen Stabe, sondern bei der Truppe, und hatte somit genügend – mehr wie genügend! – Gelegenheit, das ganze namenlose Elend, welches jeder Krieg in seinem Gefolge hat, aus eigenster Anschauung und Erfahrung kennen zu lernen! – Mit Freuden leiste ich daher Ihrer Aufforderung Folge und will sehr gerne das von Ihnen begonnene hochherzige, edle und – das gebe Gott! – auch segenstiftende Unternehmen nach Kräften mitzufördern suchen.«

Elimar Herzog von Oldenburg.


Das nächste, das einzige Ziel, das wir im Auge haben, ist die Kundgebung des eigenen Friedenswillens und die Schaffung einer hinreichend unterrichteten öffentlichen Meinung.

Die praktischen Tätigkeitsmittel hierzu bestehen in Austeilung von Drucksachen, Zirkularschreiben, Kundgebungen; Einrückung von Artikeln in die Tagespresse, öffentlichen Vorträgen, Bekanntmachung der einschlägigen Literatur, eventuell Herausgabe von Schriften; Entsendung von Delegierten zu Versammlungen und Kongressen; beständiger Berührung mit den Schwestergesellschaften, einem stetigen Auf-dem-laufenden-Erhalten über den Stand und die Fortschritte der allgemeinen Bewegung.[209]

Der konstituierenden Versammlung – zu welcher alle, die ihre Zustimmung eingeschickt haben und noch einschicken werden, Einladungen erhalten und die in der zweiten Hälfte dieses Monats einberufen wird – bleibt es vorbehalten, den Statutenentwurf zu genehmigen, den definitiven Vorstand zu wählen und die Delegierten zu ernennen, welche die in Bildung begriffene Oesterreichische Friedensgesellschaft nach Rom entsenden will!

Wien, 18. Oktober 1891.

Das vorbereitende Komitee:

B. Ritter v. Carneri,

Geh. Rat Graf Carl Coronini,

Graf Rudolf Hoyos,

Prof. Freiherr v. Krafft-Ebing,

Reichsratsabgeordneter Freiherr v. Pirquet.

P. K. Rosegger,

Dr. Carl Ritter v. Scherzer,

A. G. Freiherr v. Suttner,

Bertha Baronin v. Suttner-Kinsky,

Fürst Alfred Wrede.


Wenige Tage nach Veröffentlichung dieses Rundschreibens fand im alten Rathaus die endgültige Konstituierung der behördlich bewilligten »Oesterreichischen Friedensgesellschaft« statt. Mitgliederzahl 2000.

Begeisterte Reden wurden gehalten und es wurden die Delegierten ernannt: sechs an der Zahl, welche den jüngsten Friedensverein am Kongreß vertreten sollten. Die Vereinskasse hatte schon einen genügenden Fonds aufzuweisen, um Reisesubventionen gewähren zu können.

– – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – –

Nun machten wir unsere Vorbereitungen zur Romfahrt. Ich wandte mich auch noch an einige hervorragende Persönlichkeiten des In- und Auslandes um Begrüßungs- und Zustimmungsschreiben, die ich dem Kongreß auf den Tisch legen könnte.

Einige von diesen sowie von den schon vorher spontan eingelaufenen Briefen setze ich hierher. Sie gehören in die Geschichte der Anfänge der Oesterreichischen Friedensgesellschaft:


Madame!


J'étais en train de lire votre roman Die Waffen nieder, que m'avait envoyé M. Boulgakoff, quand je reçus votre lettre. J'apprécie beaucoup votre œuvre et l'idée me vient que la publication de votre roman est un heureux pronostic.

L'abolition de l'esclavage a été précédée par le fameux livre d'une femme, de Mme. Beecher- Stowe; Dieu donne que l'abolition de la guerre le fût par le vôtre. Je ne crois pas que l'arbitrage soit un moyen efficace pour abolir la guerre. Je suis sur le point de terminer un écrit sur ce sujet, dans lequel je parle de l'unique moyen, qui selon moi, peut rendre[210] les guerres impossibles. Cependant tous les efforts dictés par un sincère amour de l'humanité, porteront des fruits et le congrès de Rome, j'en suis sûr, contribuera beaucoup comme celui de l'année dernière de Londres, à populariser l'idée de la contradiction flagrante dans laquelle se trouve l'Europe, de l'état militaire des peuples et des principes chrétiens et humanitaires qu'ils professent.

Recevez, Madame, l'assurance de mes sentiments de véritable estime et sympathie.

Le 10/22 octobre 1891.

Léon Tolstoy.


Berlin, 20. Oktober 1891.


Hochgeehrte Frau!


Nehmen Sie meinen aufrichtigen Dank, daß Sie auch mir Gelegenheit geben, dem hohen und herrlichen Werke, an dem Sie mit Wort und Tat so hervorragend beteiligt sind, von ganzem Herzen zuzustimmen. Ich erkläre mich freudig und rückhaltlos mit den Zielen der »Internationalen Friedens- und Schiedsgerichts-Assoziation« einverstanden; daß diese Ziele erreichbar sind, daß sie eines Tages erreicht sein werden, glaube ich fest und innig, wie ich an das Fortschreiten der Menschheit glaube. Und zu ihrer Erreichung mitzuwirken, zu kämpfen für den gesicherten Frieden – ich wüßte nichts, was ein Menschenleben größer und würdiger ausfüllen könnte. Wenn Sie, hochgeehrte Frau, in diesem Kampfe auch meine Hilfe brauchen können, so verfügen Sie über mich, ganz und gar; Ihr Ruf wird mich immer bereit und gerüstet finden. Ich werde nie anstehen, öffentlich und privatim dahin zu wirken, daß der Krieg in immer weiteren Kreisen als das erkannt werde, was er ist: als der traurigste und schändlichste Rückfall in die Barbarei, als das furchtbarste Verbrechen an dem Genius der Menschheit.

Genehmigen Sie den Ausdruck der herzlichen Verehrung, mit der ich stets sein werde Ihr ganz ergebener

Ludwig Fulda.


Paris, 30. Oktober 1891.


... Sie zweifeln nicht daran, daß ich im Herzen mit Ihnen bin und Ihren Bestrebungen zur Verbreitung von Gedanken des Friedens, der Versöhnung, der gesitteten Rechtsformen auch in den Beziehungen von Volk zu Volk die wärmste Teilnahme und Zustimmung entgegenbringe.

Ich weiß natürlich so gut wie der sich sehr weise dünkende Zweifler und Spötter, daß die Friedens- und Schiedsgerichtsliga auf praktische Erfolge augenblicklich und in nächster Zukunft kaum zu rechnen hat. Aber als Schriftsteller glaube ich an die Macht des Wortes und an dessen Beruf, überlieferte Gesinnungen umzustimmen und neue, bessere zu verbreiten. Glaubte ich nicht daran, so hätte ich ja längst meine Feder zerbrochen.[211] Schreiben und reden wir also unverdrossen gegen den Kriegsgreuel! Semper aliquit haeret, und allmählich werden wir die Regierungen und Völker doch von Barbaren zu Menschen bekehren.

Dr. Max Nordau.


München, 29. Oktober 1891.


... Allen Friedensfreunden meinen hochachtungsvollen Gruß! Nur die Bestie im Menschen kann den Krieg wollen. Also behandle man alle Urheber und Veranstalter von Kriegen wie Bestien und entferne sie aus der gesitteten Gesellschaft der Kulturmenschen. Wer aber in der Presse zum Kriege hetzt und dem Massenmorde das Wort redet, den stelle man wie einen gemeinen Bravo und Totschläger vor das Gericht.

... Das letzte Wort in dieser furchtbaren Blutsfrage, der man die Menschheitsblüte des Landes ausliefert, stehe überhaupt nicht bei den Männern, sondern bei den Müttern.

Dr. M. G. Conrad.


Neuilly-Paris, 12. Oktober 1891.


... Ich freue mich über das glückliche Ereignis, über die neu gebildete Friedensgesellschaft. Es ist dies eine neue Ermutigung für unsere Anstrengungen, ein neuer Grund, gute Erfolge zu hoffen. Zwar gibt es noch viele uns entgegengebrachte Vorurteile und vielleicht auch Feindseligkeiten zu überwinden, aber das ist nur ein Grund mehr, um die Notwendigkeit zu erkennen, daß die Zustimmung einer imposanten Anzahl von Vertretern aller Nationen unsere Bestrebungen unterstützen muß. Es ist Zeit, es ist höchste Zeit, daß wahrhaft universelle Demonstrationen – indem sie die Schüchternen ermutigen – eine Erhebung des Menschheitsgewissens provozieren, und daß die Gesellschaft sich zur Wehr setze gegen den Ruin, gegen das Elend, gegen das Verbrechen, von welchen sie bedroht ist.

Frédéric Passy,

Député de la Seine, membre de l'Institut

et président de la Société française

de la paix et de l'arbitrage.


Paris, 30. Oktober 1891.


Ich hoffe, daß mein Telegramm zur Begrüßung der »Oesterreichischen Friedensvereinigung« rechtzeitig zur Versammlung eingetroffen ist.

Unsere Liga, gegründet in Genf im Jahre 1867 unter dem Vorsitze Garibaldis und Victor Hugos, war die erste Friedensgesellschaft, glaube ich, wel che eine Frau in ihren Ausschuß wählte. Das will sagen, gnädige Frau, wie sehr wir Sie zu Ihrer edlen Initiative beglückwünschen. Von ganzem Herzen senden wir der neugegründeten Gesellschaft die Gefühle unserer Sympathie und Hingebung.

Charles Lemonnier,

Président de la ligue de la paix

et de la liberté à Genève.[212]


Berlin, 12. November 1891.


Ihr Name wird unter den Trägern einer Bewegung genannt, die die Menschheit »nach oben«, das Christentum seiner Erfüllung entgegenführen soll.

Ich halte es für meine Pflicht, mich Ihnen respektvoll zu nahen und Sie zu bitten, mich als einen derer anzusehen, die mit ganzer Kraft für die höchsten Bestrebungen eintreten. Jede Faser meines Daseins gehört dem »Aufbau eines Reiches Gottes auf Erden«, gehört dem »Werden des Christentums«. Es begreift dies alle Bestrebungen guter Menschen. Ich bin durchglüht vom Idealismus, bin aber kein Phantast. Sie haben es mit einem »Menschen« zu tun. Unerschrocken, aber auch unbeirrt werde ich die Wege weitergehen, die mir vorgezeichnet sind. Je umfassender unser Vorgehen ist, desto wirksamer; je entschlossener, desto heilbringender; je gleichzeitiger auf der ganzen Linie, desto durchgreifender der Erfolg.

»Jetzt also muß etwas werden«, – ich lebe der festen Ueberzeugung (das Wort Glaube wäre mir nicht genug hierfür), daß wir vor dem Tore stehen, das uns ebensowohl trennt wie einführt in das Zeitalter der Vervollkommnung! Die Klinke mit kraftvoller Hand zu ergreifen, scheint mir die Berufung aller derer, denen Gott die Fähigkeit dazu gab.

M. v. Egidy, Oberstleutnant a. D.


Kilchberg bei Zürich.


... Aus innerster Ueberzeugung erkläre ich mich mit den Zielen jeder Friedensliga einverstanden, in gehorsamer Verehrung unseres erhabenen Meisters aus Nazareth. Hier hat sein Schüler, unser lieber Leo Tolstoi, unwiderleglich recht.

Nur glaube ich, daß wir Leute unseres Berufes mehr noch durch unsere langsam, aber sicher durchsickernden Schriften, als durch vereinliche Tätigkeit (die aber natürlich auch ihren Wert hat) für die gute und große Sache ausrichten können. Davon haben Sie selber ein leuchtendes Beispiel gegeben.

Conrad Ferdinand Meyer.


Ohne Datum.


Ich glaube nicht, daß es einen denkenden und fühlenden Menschen geben kann, der innerlich nicht zur Friedensliga gehörte, und wenn unsere Staaten nicht bloß auf dem Papier, sondern in des Wortes tiefer Bedeutung »christliche« wären, so – bedürfte es keiner Friedensliga.

Friedrich Spielhagen.


Jena, den 31. Oktober 1891.


Hochgeehrte gnädige Frau!


Hoffentlich treffen Sie diese Zeilen noch in Wien mit der Versicherung, daß ich die Zwecke der »Internationalen Friedens-[213] und Schiedsgerichts-Assoziation« vollkommen billige und gern bereit bin, derselben beizutreten.

Obwohl ich mit Heraklit glaube, daß der Kampf der Vater aller Dinge ist, hoffe und wünsche ich doch von ganzem Herzen, daß der veredelte Mitbewerb um die höheren Kulturgüter den wilden und rohen Rassenkampf oder den blutigen Völkerkrieg verdrängen werde, der gegenwärtig noch wie im Mittelalter das größte Elend über die »hochzivilisierten« Nationen der Gegenwart bringt.

Möge der Friedenskongreß in Rom am 9. November vom besten Erfolge begleitet sein!

Mit ausgezeichneter Hochachtung Ihr ergebener

Ernst Haeckel.

Quelle:
Bertha von Suttner: Memoiren, Stuttgart und Leipzig 1909, S. 204-214.
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