112. Der Blutregen in Stralsund.

[152] Am 16ten Junius des Jahres 1597 fiel in und bei der Stadt Stralsund über Nacht ein starker Blutregen. Man fand am anderen Morgen, besonders in etlichen Gärten vor dem Frankenthore, die Bäume, Kräuter, Laub und Gras mit dicken Blutstropfen bedeckt, und da wo kein Gras gestanden, die Erde mit Blut besprengt und gefärbt. Auch ein Bettkissen, welches über Nacht in einem Garten liegen geblieben war, fand man voller Blutstropfen, und als man die auswaschen wollte, zertheilten sie sich in kleine Kreuze, so aus dem Zeuge nicht herausgingen. Das Merkwürdigste aber war, daß die Fischer aus dem Grunde des Wassers Steine heraufzogen, auf denen Blutstropfen waren, die also nicht einmal von dem Wasser, darin sie gelegen, hatten können abgespült werden.

Am 3. Juli desselben Jahres regnete es abermal Blut in Stralsund.

Zum Glück hat man keine Bedeutung dieser schrecklichen Zeichen verspüren können.


Cramer, Gr. Pomm. Kirch. Chron. IV. S. 98.

Wahrhafftige erschreckliche newe Zeitung und Geschichte, so sich ausser und in der Stadt Stralsundt dieses jetztlauffendenden 97. Jahres der minderzall zugetragen und begeben. Als das es zu unterschiedlichen malen Blut und Schwefel geregnet, auch Fewer vom Himmel auff St. Marien Kirche daselbst gefallen etc. Gryphißwaldt, gedruckt durch Augustin Ferber, Anno M.D.XCVII.

Quelle:
Jodocus Deodatus Hubertus Temme: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Berlin 1840, S. 152.
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