207. Der Schatz bei Lanken.

[241] Nicht weit von dem Kirchdorfe Lanken auf Rügen, dicht beim Walde, liegt ein Schatz in der Erde vergraben, den der Teufel bewacht, und den noch Keiner hat heben können. In einer Herbstnacht kamen einmal drei Bauern aus einem benachbarten Dorfe, die in Lanken zur Hochzeit gewesen waren, des Weges geritten, und sahen an der Stelle ein Feuer, als wenn dort ein großer Haufen Kohlen[241] am brennen wäre. Die Bauern dachten gleich, daß da der Schatz liegen müsse; sie hatten aber keinen Muth, näher heran zu reiten, denn sie fürchteten, daß der Teufel, der den Schatz bewacht, ihnen den Hals umdrehen möchte. Nur einer von ihnen wagte es; er ritt hin, ohne ein Wort zu sprechen, sprang vom Pferde ab, und füllte sich alle seine Taschen mit Kohlen. Als er aber zu Hause kam und nachsah, was er mitgebracht habe, da fand er nichts als todte Mäuse in seinen Taschen. Nun sagten ihm die Leute zwar, daß er vorher Salz auf die brennenden Kohlen streuen müsse, und er ging wieder hin und that das auch; aber er brachte doch auch dasmal nichts zu Hause, als nur schwarze Holzkohlen. Es muß also eine ganz eigne Bewandniß mit dem Heben dieses Schatzes haben.


Vgl. E.M. Arndt, Märchen und Jugenderinnerungen, I. S. 397-400.

Quelle:
Jodocus Deodatus Hubertus Temme: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Berlin 1840, S. 241-242.
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