210. Die schwarze Frau auf dem Königsstuhl.

[247] In Rügen hat einst eine Fürstin gelebt, die viele Schätze hatte. Sie fürchtete, daß ihr diese geraubt werden möchten, und sie ließ sie daher in dem Kreidefelsen der Stubbenkammer vergraben. Die Gräber aber ließ sie[247] darauf hinrichten, damit sie nicht verrathen sollten, wo die Schätze lägen. Dafür muß sie nun noch immer bei denselben in dem Berge Wache halten. Alle Jahre am Johannistage kommt sie aus dem Innern des Felsens hervor, und setzt sich oben auf den Königsstuhl. Dort wartet sie den ganzen Tag, ob Keiner kommen will, die Schätze zu heben und sie zu erlösen. Auf welche Weise dies geschehen kann, weiß man nicht.


Acten der Pomm. Gesellschaft für Geschichte.

Quelle:
Jodocus Deodatus Hubertus Temme: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Berlin 1840, S. 247-248.
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