26. Die Götzenfliegen zu Gützkow.

[47] Im Jahre 1128 kam der Bischof Otto von Bamberg, als er zur Bekehrung der Pommern ausgezogen war, auch in das Städtlein Gützkow. Dasselbe war damals ein Hauptgötzennest des Pommerlandes, und der fromme Bischof hatte viele Last, das Volk von seiner Abgötterei zum wahren Christenthum zu bekehren. Als ihm dieses endlich gelang, fand er daselbst so viele heidnische Götzenbilder vor, daß mehrere Joch Ochsen vonnöthen waren, um sie aus der Stadt zu schleppen, allwo der Bischof sie verbrennen ließ. Hierbei war es denn wunderbar und zugleich erschrecklich anzusehen, wie auf einmal aus den Götzentempeln und[47] Bildern eine solche große Menge von Fliegen hervorkamen, daß davon die ganze Stadt als von einer schwarzen Wolke bedecket ward. Das Wunderbarste aber war, daß diese Fliegen lange Zeit von der Stadt nicht weichen wollten. Sie entflohen erst, nachdem der Bischof und seine Geistlichkeit mit Weihwasser und Weihrauch ihnen entgegen gezogen waren, und ihnen als bösen Geistern, im Namen des höchsten Gottes geboten hatten, sich davon zu machen. Da sah man sie denn in großen, dunkelen Haufen nach der Insel Rügen, und dort nach der alten Stadt Arkona hin fliegen, wo zu damaliger Zeit der Oberste der Pommerschen Götzen, der gräuelvolle Swantewit, seinen Sitz und seinen Tempel hatte.


A.G.v. Schwarz, Diplomatische Geschichte der Pommersch-Rügischen Städte Schwedischer Hoheit nach ihrem Ursprunge und erster Verfassung. Greifswald (1755). S. 419. 667.

Joh. Bugenhagii Pomerania, p. 104.

Quelle:
Jodocus Deodatus Hubertus Temme: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Berlin 1840, S. 47-48.
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