129. Der blinden Liebe Art

[63] Die blinde Liebe acht't es nicht,

Ob's gleich ihr selbst an Kraft gebricht;

Sie weiß: Gott alles kann.

Die blinde Liebe auch nicht denkt,

Ob dies erquickt und jenes kränkt;

Sie siehet Gott nur an.[63]

Die blinde Liebe will nicht sehn,

Sie folget, ohne zu verstehn,

Wie und wo Gott sie führt.

Die blinde Liebe sich ergibt

Auf ewig ganz dem, den sie liebt,

Sich selbst in ihm verliert.


Quelle:
Gerhard Tersteegen: Geistliches Blumengärtlein. Stuttgart 1956, S. 63-64.
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