Erste Szene

[309] Palast.

Curio und Selinus treten auf.


CURIO. Wie befindet sich der Prinz?

SELINUS. Immer noch beim alten. Es wird mit jedem Tage schlimmer.

CURIO. Aber in aller Welt, was soll daraus werden, und gibt es denn gar kein Mittel dagegen?

SELINUS. Man sagt, es sei alles nur die Anstellung eines bösen Geistes, der diesem Reiche seine Macht und Größe neidet, er will den Glanz unsres Hofes verdunkeln und auf diese Art das Oberste zuunterst kehren.


Sicamber tritt auf.


CURIO. Nun, Sicamber?

SICAMBER. Nun, Curio?

CURIO. Hast du den Prinzen heute schon gesehen?

SICAMBER. Jawohl.

CURIO. Und er wird mit jedem Tage dummer, wie man sagt?

SICAMBER. Dummer? – Sie setzen mich in Erstaunen, meine Herren.

SELINUS. Nun, oder einfältiger, nennen Sie es, wie Sie wollen, genug, die Hauptsache ist doch einmal wahr.

SICAMBER. Einfältiger – daß ich nicht wüßte!

CURIO. Nun, wie willst du denn seine Krankheit nennen?

SICAMBER. Ich mag ihr gar keinen Namen geben, denn ich mag nichts zu verantworten haben. Es ist die Krankheit, die der Größe so oft zu folgen pflegt, von der man lieber gar nicht spricht, die sich nicht beschreiben und noch weniger beurteilen läßt.


Der Arzt kommt aus dem Innern des Palastes.


CURIO. Nun, Herr Doktor?

ARZT. Ihro Königliche Hoheit sind jetzt damit beschäftiget, ein wenig zu ruhen. Es kann wohl bald besser werden.

SELINUS. Wie mag diese Krankheit entstanden sein, lieber Herr Doktor?

ARZT. Zu große Anspannung der Gehirnnerven. Wenn man den menschlichen Geist mit einer Springfeder vergleichen dürfte, so möcht' ich wohl sagen, daß die gute Königliche[309] Hoheit seinem Witze zuviel geboten hat und daß nunmehro die Elastizität darunter gelitten.

CURIO. Ich prophezeite das gleiche, als er sich den Wissenschaften ergab.

ARZT. Er hätte es nicht tun sollen; es gereicht ihm zum Ruhm, sie zu beschützen, aber gleichsam aus seinem Palaste in die Philosophie und Literatur hineinzuziehn, daraus mußte sich notwendig ein solcher kläglicher Fall ergeben.

CURIO. Was haben Sie für Hoffnung.

ARZT. Die beste Hoffnung von der Welt, ich denke, wir sollen das Trepanieren nicht nötig haben.

SELINUS. Das verhüte der Himmel!

ARZT. Nein, ich denke, daß wir dem wohl aus dem Wege gehn werden, daß wir umhin können. Die Diät muß das beste tun.

CURIO. Er beachtet sie doch ohne Zweifel?

ARZT. Sie tun noch immer zuviel mit Lesen, besonders der angreifenden Sachen. Ich habe Journale verordnet, auch einige Musenkalender, aber sie gehn mir zu sehr auf die schwere Kost, als da gibt es manche Dichter, die die Phantasie beschäftigen, das taugt nach den Umständen nun und nimmermehr.

SELINUS. Jetzt ist gerade der kritische Zeitpunkt.

ARZT. Ja, es muß sich nunmehro bald zur Tollheit oder zur ordinären Vernunft entscheiden, so in der Schwebe hält sich's unmöglich lange mehr. Der hohe Patient fragten mich heute, welches ich für die beste Regierungsform hielte; ich merkte mir das Symptom und verspürte auch augenblicklich am Pulse eine merkliche Veränderung. Wir müssen jetzt nur in Geduld den neunten Tag abwarten.


Hanswurst schnell herein.


HANSWURST. Herr Doktor! Herr Doktor!

ARZT. Was gibt's?

HANSWURST. Der Prinz schreit nach Ihnen, ich glaube er will sterben.

ARZT. Potztausend! Dabei darf ich nicht fehlen. – Schnell ab.

CURIO. Sterben? Der Prinz?

HANSWURST. Ja, meine Herren, er wird in diesem Augenblick abscheiden und uns und das Reich in trostlose Waisen verwandeln. Wir kriegen einen so hoffnungsvollen Kronprinzen nicht wieder, und wenn wir alle mit den Raben um die Wette lebten.[310]

SELINUS. Wie ist er denn aber so viel schlimmer geworden?

HANSWURST. Werter Herr Selinus, er hielt mich für den Herrn Hofgelehrten Leander, und das war schon gleich kein gutes Zeichen, darauf hustete er etlichemal und behauptete, die Welt sei ewig, denn die Masse wäre unvergänglich. Ich erschrak und führte ihm zu Gemüt, daß der Jüngste Tag die schönste Widerlegung sei, um ihn nur wieder auf den rechten Weg zu lenken, da warf er mir aber ein, daß der Ätna viel leichter den ganzen Philosophen Empedokles habe verdauen können als dessen Schuhe, und darauf wußt' ich denn freilich nichts zu antworten.

SICAMBER. So wahr ich ehrlich bin, ich würde auch die Antwort darauf schuldig bleiben.

HANSWURST. Wenn Sie sonst nichts schuldig blieben, Herr Kammerherr, so könnten Sie immer noch der angesehenste Mann bei Hofe sein, aber ich sprach letzthin einige Kaufleute, die mir sagten, daß Sie ihnen keine einzige ihrer Fragen gehörig beantwortet hätten, sondern immer im Vordersatze wären steckengeblieben.

SICAMBER. Herr Hofrat, man sieht's Ihnen immer noch an, daß Sie vormals ein Narr gewesen sind.

HANSWURST. Wollte Gott, ich könnte dasselbe von Ihnen behaupten.

SICAMBER. Was wollen Sie behaupten?

HANSWURST. Ich behaupte in meinem Leben nicht das mindeste, es müßte denn etwa der Satz sein, daß die Aufklärung der Menschheit ungemein zuträglich sei.

CURIO. Lieben Sie die Aufklärung?

HANSWURST. O mit Passion. Ob ich sie liebe? Wer wär' ich, wenn ich mich nicht für die Aufklärung totschlagen ließe? Nein, ich habe einen wahren Narren daran gefressen, um mich populär, verständlich und zugleich sprichwörtlich auszudrücken.

CURIO. Ich hätte nicht gedacht, daß Sie mit dem Zeitalter so fortgeschritten wären.

HANSWURST. O mein Herr, man sucht manchmal nicht in den Leuten, was in ihnen steckt, es kommt auch an unsereins die Reihe, ich bin ja auch ein Mitglied in Ihrem Lesezirkel.

CURIO. Mögen Sie auch wohl das Glück der Menschheit leiden?

HANSWURST. Ach lieber Freund, da fassen Sie mich bei meiner schwachen Seite. Herzlich gern mag ich all das Zeug durcheinander leiden.


[311] Der Arzt kommt zurück.


ARZT. Nun ja, da haben wir die Bescherung. Die Königliche Hoheit ist mit genauer Not dem Tode entgangen, und daran sind bloß Sie schuld, Herr Hofrat.

HANSWURST. Ich? Wieso?

ARZT. Läßt sich mit dem Patienten in einen tiefsinnigen philosophischen Diskurs ein und macht meine ganze Kur beinahe wieder zunichte.

HANSWURST. Soll er denn aber gar nicht vernünftig sprechen dürfen? So wär' es ja fast besser, er würde gar nicht kuriert.

ARZT. Vernünftig, aber nicht metaphysisch; es ist ein Unterschied zwischen Vernunft und Vernunft.

HANSWURST. Prima forte ist ihm also nicht zuträglich.

ARZT. Durchaus tödlich, keine anderen als praktische Gespräche muß er in seinem jetzigen Zustande führen.

HANSWURST. Darf er an Gespenster glauben?

ARZT. Durchaus nicht, auch nicht an die Schwärmerei, an nichts von der Art, derowegen les' ich ihm auch oft aus der blauen Monatsschrift vor.

HANSWURST. Sie werden ihn noch erst recht konfus machen.

ARZT. Nein, mein Freund, ich gehe auf die Wirklichkeit los und halte mich nicht an leere Ideale.

HANSWURST. Die Wirklichkeit ist leer.

ARZT. Nein, mein Freund.

HANSWURST. Ja, Herr Doktor!

ARZT. Nein, Herr Hofrat!

HANSWURST. Es gibt gar keine Wirklichkeit.

ARZT. Keine Wirklichkeit? Nun hören Sie einmal, meine Herren! Keine Wirklichkeit? O so müßte ja der Donner dreinschlagen, wenn es nicht einmal eine Wirklichkeit geben sollte? Und was wär' denn ich und diese Herren und der König und der Hof und der Hofgelehrte und unsre königliche Bibliothek und der Teufel und seine Großmutter?

HANSWURST. Geburten der Phantasie.

ARZT. Sie mögen selbst ein Phantast sein. O mein Herr Hofrat, erlauben Sie mir wohl, daß ich Ihnen meine aufrichtige Meinung als ein Freund, als Ihr Verwandter und Schwager sagen darf?

HANSWURST. Reden Sie, Herr Doktor.

ARZT. Man sieht es Ihnen, dünkt mich, immer noch an, daß Sie ehemals als ein Narr gedient haben. Der alte Spruch hat wohl recht, der da sagt: Und wenn du den Narren in einem[312] Mörser zerstießest, ja, wenn du ihn zum Hofrat machtest, so ließe er doch von seiner Narrheit nicht.

HANSWURST. Mein Herr Doktor, ich muß die Ehre haben, Ihnen zu sagen, daß ich das äußerst übelnehme. Sonst bin ich nicht empfindlich, aber in dem Punkt kommen Sie mir an die Seele. Ich bin ein Narr gewesen, das ist wahr, aber die Zeiten sind gottlob vorbei. Sehen Sie dieses graue Haupt, sehen Sie dies Kreuz, das mir des Königs Gnade hat zukommen lassen; sehen Sie in mir den ehrwürdigen deutschen Hausvater einer zahlreichen Familie vor sich, und dann unterstehen Sie sich noch zu sagen, daß ich ein Narr bin! Mein Herr, ein Mann, der dreimal das hitzige Fieber überstanden hat; mein Herr, ein Mann, der mit dem Könige so vertraut ist – der ein Narr! Das Wort sollen Sie mir teuer bezahlen. Des Königs Majestät hat mich zum Stande eines Hofrats erhoben und dadurch gleichsam bestimmt ausgedrückt: Der Mann hier soll, so weit meine Länder reichen, durchaus für keinen Narren gehalten werden! Auswärts mag man von ihm denken, was man will. – So weit werden sich hoffentlich die Regalien eines Throns noch erstrecken, Narren zu kreieren, Ihnen zum Trotz, und wenn Sie der ausgemachteste Demokrat wären.

ARZT. Mir zum Trotz? Nun und nimmermehr, mein Herr!

HANSWURST. Meine Herren, Sie hören hier den Landesverräter.

CURIO. Er führt anstößige Reden, das ist nicht zu leugnen.

HANSWURST. Und Injurien gegen mich. – Nun, ich hoffe, die Revolution soll noch zur rechten Zeit entdeckt werden.

ARZT. Meine Herren, ich bin unschuldig.

HANSWURST. Listig hat es die Partei bei alledem ausgedacht, daß sie den Leibarzt in ihr Komplott gezogen hat.

ARZT. Meine Herren, ich bin zwar Doktor, aber ich weiß von nichts.

HANSWURST. Es ist vielleicht nicht ohne Bedeutung, daß der Prinz seinen Verstand verloren hat.

ARZT. Ich protestiere – –

HANSWURST. Wenn man nur erst den Hauptverräter wüßte!


Leander tritt auf.


LEANDER. Ist es erlaubt, den Prinzen Zerbino zu besuchen?

ARZT. Nein, mein Herr, er läßt sich jetzt nicht sprechen.

LEANDER. Warum nicht?

ARZT. Ich habe ihn mit viel Mühe zum Schlafen gebracht.

LEANDER. Ich spräche ihn gar zu gern.[313]

SICAMBER. Was haben Sie an ihn?

LEANDER. Ich habe hier ein Buch geschrieben, das ich ihm dedizieren und vorlesen möchte. Es ist ganz eigen für seinen Zustand eingerichtet.

CURIO. Wie heißt es denn?

LEANDER. GRUNDSÄTZE DER KRITIK und ist in zwei Bänden abgefaßt. Es soll dazu dienen, die gespannte Phantasie wieder etwas herabzustimmen, den Verstand aufzuklären, indem wir das Unförmliche einsehn, und uns so in der Poesie unvermerkt zum Klassischen und Vollendeten zu führen.

CURIO. Nun, das ist wahrlich ein christlicher Vorsatz.

HANSWURST. Man sollte den Prinzen schnell aufwecken, damit man ihn in den Schlaf lesen könnte, so kam' er doch zur Ruhe.

ARZT. Aber in der Tat, wenn diese Grundsätze offizinell abgefaßt sind, so könnten sie vielleicht von einigem Nutzen sein.

LEANDER. Es ist alles sehr schön eingeteilt, und schon das zerstreut nach meiner Meinung das Gemüt außerordentlich.

HANSWURST. Wenn Sie mich liebhaben, so lassen Sie mich den Index lesen.

LEANDER. Warum den Index?

HANSWURST. Die Vorrede, den Hechtkopf, in dem sich Kreuz und Schwert und Dornenkrone befinden, lese ich von keinem Buche, ebensowenig das Mittelstück oder das eigentliche Buch, aber eine unbeschreibliche Freude macht es mir, wenn ich das Schwanzstück genieße und eine so schone Anzahl von Wörtern alphabetisch rangiert antreffe.

LEANDER. Sie sind ein Humorist.

ZERBINO drinnen. Sicamber!

SICAMBER. Ja, Ihro Hoheit. – Geht schnell ab.

CURIO. Der Prinz ist aufgewacht, wie es scheint.

SELINUS. Wie ich glaube, schläft er nicht mehr.

LEANDER. So könnte man ihm ja die Grillen mit Lesen vertreiben.


Sicamber zurück.


SICAMBER. Der Prinz wacht; wenn es Ihnen jetzt gefällig wäre, Herr Leander?

LEANDER. Ich stehe zu Befehl. Schnell ab.

CURIO. Wir wollen folgen. Sicamber, Selinus und Curio ab.

ARZT. Ich muß die Wirkung beobachten. Ab.

HANSWURST. Er weiß im Grunde nicht, was Wirkung und Beobachten auf sich haben. Wie leichtsinnig die Menschen gemeinhin mit den schönsten Wörtern umgehn! Es fehlt nicht[314] viel, so gehe ich auch hinein, um einen Zuhörer abzugeben; denn was hab' ich jetzt gerade Besseres zu tun? Man sollte wahrhaftig daran zweifeln lernen, ob die Sprache auch für uns Menschen erfunden sei, denn aus dem schönen Lomber machen sie ein ungeschicktes Hasardspiel, von den Schikanen wissen die meisten gar nichts, und die Bêtes wachsen unter ihren plumpen Fingern so an, daß sie am Ende Verstand und Scharfsinn unbesehen in den Kauf geben müssen, um nicht völlig insolvent zu sein. Und darum glaub' ich auch, daß das sogenannte Sprechen ein schönes Ding unter vornehmern Wesen war und daß die Menschen nur einige ihrer Redensarten im Auskehricht gefunden haben. Dieser Hofgelehrte ist eine Art von Gelehrten, und er war ein ganz guter Mann, als er noch etwas dummer war, aber der verderbliche Scharfsinn hat ihn nun gänzlich hingeopfert, denn er kann nun nicht drei mal drei zusammenrechnen, ohne an die neun Musen, ein Spiel Kegel und die vollkommenste Zahl des Pythagoras zu denken, und weil ihm alles zugleich einfällt, so ist er des Glaubens, diese Begebenheit müßte auch in sich selbst zusammenhängen.


Nestor tritt auf.


NESTOR. Ist der Herr Leibdoktor nicht hier?

HANSWURST. Nein, mein Freund.

NESTOR. Wenn ich ihn doch irgendwo anzutreffen wüßte.

HANSWURST. Er ist beim Prinzen, ich will ihn herausschicken.

NESTOR. Oh, Sie sind allzugütig. Hanswurst ab. Es muß untersucht werden, ehe es noch ärger wird. Warum sollt' ich mit einem Schaden behaftet sein und nicht lieber in Zeiten dazutun als gelassen zusehn, wie das Übel immer weiter um sich greift? Die Vernunft, sehe ich wohl, rät mir selber zu diesem Schritt, und darum will ich mich auch nicht dagegen sträuben.


Der Arzt tritt auf.


ARZT. Was will Er, mein Freund?

NESTOR. Bester Herr Doktor, ich habe mit Ihnen zu sprechen.

ARZT. Sprech Er.

NESTOR. Sie wissen, daß der Prinz von einer schlimmen Krankheit befallen ist.

ARZT. Ja.

NESTOR. Ich fürchte, es wird eine Epilepsie daraus.

ARZT. Wieso?

NESTOR. Ich wollte eigentlich sagen, Epidemie und daß am Ende noch der ganze Hof angesteckt wird.[315]

ARZT. Das wäre ein großes Unglück, mein Freund.

NESTOR. Ich bin des Prinzen Bedienter, ich bin viel um ihn, und mir ist immer, als wenn ich schon so etwas Ähnliches spüre.

ARZT. Woraus kann Er das schließen?

NESTOR. Gestern, Herr Doktor, wollte mir die Zeitung gar nicht gefallen, ich weiß nicht, wie es kam, ans meiner frühen Jugend fielen mir allerhand Sachen ein, und eh' ich mich versah, hatt' ich wieder den alten Respekt vor dem Epaminondas, ja sogar vor dem römischen Brutus.

ARZT. Ei, ei, das sind schlimme Symptome.

NESTOR. Noch mehr; ich fing an mit einer gewissen poetischen Ehrfurcht an meine Unsterblichkeit zu denken, und als ich Sie um dieselbe Zeit beweisen hörte, daß alle moralischen Gebrechen und großen Tugenden nur physische Krankheit und Gesundheit zu nennen wären, so kam mir das dumm und abgeschmackt vor.

ARZT. Ei, mein Freund, wo hat Er denn diesen gefährlichen Wahnsinn aufgegriffen? Zeig Er einmal seinen Puls.

NESTOR. Hier, Ihnen aufzuwarten. – Nun, sehn Sie, Herr Doktor, fürchte ich immer, könnte es gar so weit mit mir kommen, daß ich die Verachtung gegen Cäsar und Alexander den Großen verlöre, oder ich geriete vielleicht gar ins Delirium und liebte die Religion – und, Herr Doktor, dann getrauete ich mir doch nicht mehr gegen einen ehrlichen Mann die Augen aufzuschlagen.

ARZT. Er hat recht, mein Freund, dem muß eiligst vorgebaut werden, sonst geht Er drauf. – Wenn es wirklich eine ansteckende Seuche wäre! Ich habe seit einiger Zeit einige Debilitäten an meiner eigenen Vernunft bemerkt, dann der Hofrat; – komm Er, mein Freund, ich will Ihm eiligst etwas verschreiben. Es wäre doch schade um diesen angenehmen Hof. Sie gehn.


Quelle:
Ludwig Tieck: Werke in einem Band. Hamburg 1967, S. 309-316.
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