Sehnen nach Italien

[89] Soll ich in mir selbst verschmachten,

Und in Liebe ganz vergehn?

Wird das Schicksal mein nicht achten,

Dieses Sinnen, dieses Trachten

Immer unerhörend sehn?


Bin ich denn so ganz verloren,

Den Verstoßnen zugereiht?

O beglückt, wer auserkohren,

Für die Künste nur gebohren,

Ihnen Herz und Leben weiht!


Ach mein Glück liegt wohl noch ferne,

Kömmt noch lange mir nicht nah!

Freilich zweifelt' ich so gerne, –

Doch noch oft drehn sich die Sterne, –

Endlich, endlich ist es da!
[90]

Dann ohne Säumen,

Nach langen Träumen,

Nach tiefer Ruh,

Durch Wies' und Wälder,

Durch blüh'nde Felder

Der Heimath zu!

Mir dann entgegen

Fliegen mit Seegen

Genien, bekränzt,

Strahlen-umglänzt:

Sie führen den Müden

Dem süßen Frieden,

Den Freuden, der Ruh,

Der Kunstheimath zu!

Quelle:
Ludwig Tieck: Gedichte. Teil 3, Heidelberg 1967, S. 89-91.
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