[Du forderst von mir, Alma, diese Sünde]

[185] Du forderst von mir, Alma, diese Sünde,

Ein heilges Wort, das Trauer durfte sprechen,

Mir Trost zugleich, muthwillig zu zerbrechen,

Ein sehnend Leid, wie Frühlingsluft gelinde.


Und wie das Lied ich sinnend lös' und binde,

Erscheint mir mein Beginnen ein Erfrechen,

Ein jeder Laut will meine Seele stechen,

Wie wenn ich kalt vor diesen Thränen stünde.


So muß ich mit Gewalt mich selbst bezwingen;

Erst rührte mich der Inhalt dieser Klagen,

Jetzt mehr, daß ich gefühllos sie soll meistern.


So muß ich sprechend auch zu Boden ringen,

Was immer dir die Seele möchte sagen,

Nur stummes Weinen bebt in allen Geistern.

Quelle:
Ludwig Tieck: Gedichte. Teil 1, Heidelberg 1967, S. 185-186.
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