Zwanzigster Brief.

Heinrich an Wilhelm.

[142] Bester Wilhelm!


Ich bin schon ganz in Z** eingewohnt. Als ich hier ankam, führte mich der Papa zum Herrn Rektor, und drückte ihm einen Laubthaler in die Hand, wobei er ihn bat, mich zu examiniren, und nach Verdienst in eine Klasse zu setzen. Er brachte mir Ovids Kunst zu lieben, und ich mußte eine Seite exponiren. Gleich that er dem Papa kund, daß ich in die Prime kommen würde. Diese Nachricht trug ihm noch einen Thaler ein.

Den andern Tag schied der Papa unter dem Thor des Gasthofes, wovon der Wirth sein alter guter Saufbruder war, mit Thränen, und lautem Zetergeschrei[143] des Jammers von mir. Sobald er die Gasse hinaus war, kehrt' ich lachend um, und blieb noch eine Weile im Gasthofe sitzen. Der Wirth ritt gleich hernach auf ein Dorf, und ließ seine Frau allein. Sie ist höchstens dreißig Jahre alt, von Gesicht hübsch, nicht groß, und so dick, daß man zwei andere Weiber daraus machen könnte. Wenn sie so in der Gaststube herum gieng, so schwapperte und wackelte sie mit dem Arsche; und das gefiel mir. Bald durchkreuzten mich allerlei wollüstige Ideen, und ich bekam Lust sie zu beschnauflen.

Gleich darauf gieng sie in den Keller, und ich hinterher. Ich entschuldigte meine Neugierde; und da ich merkte, daß es ihr nicht unangenehm war, umarmte ich sie, so weit es ihre Dicke zuließ, grif ihr unter den Rock und suchte das mütterliche Erbtheil. Sie sperrte die Schenkel weit von einander, und ließ mich finden. Sie führte[144] ein Nest, Trotz einer Budelmütze, und war in dem beßten Zustande.

Sie grif mir auch an die Hosen; da ich aber damit heraus wollte, sagte sie: »Lassen Sie es itzt gut seyn: ich werde gleich in die obere Stube gehen, und da schleichen Sie nur nach. – Können wir's uns doch bequem machen.« – Ich verließ den Keller, und traf sie kurz darauf in eben dem Zimmer an, wo der Papa loschiret hatte. Sie stand mitten darinnen; ich gieng auf sie zu; und sie ließ sich unter den wiederholten Worten: – »Was haben Sie aber davon?« – rückwärts bis an's Bett buxiren, auf welches sie sich setzte, und mich schalten und walten ließ. Ich machte mich über sie her, konnte aber vor ihrem dicken Bauche nicht auf's wahre kommen, bis ich zween Stüle hinsetzte, wornach es mir herrlich gelang.

Ich setzte meine Besuche fleisig fort;[145] fand es auch sehr nützlich, da sie mir ansehnliche Taschensubsidien bewilligte, und traf sie gemeiniglich im Nebenzimmer an, wo sie Mittagsruhe hielt, und worein man durch die Küche gehen mußte. Einesmals war ich auch bei ihr, und eben unter der Arbeit, als die Thüre aufgieng, und ich bei meinem Umsehen den Herrn Wirth erblickte. Was sollte ich da thun? Ich wollte meinen Hengst geschwind heraus ziehen; besann mich aber doch anders, und dachte, daß es besser sey, ihn gar nicht sehen zu lassen, um ihm kein Ärgerniß zu geben; sondern lieber in seines Weibes Leibe zu verbergen.

Ich blieb also ruhig, und erwartete das weitere, allein es erfolgte nichts, und alles was er sagte, war: – »So, so? nun das gefällt mir.« – Er gieng wieder fort, und machte die Thüre hinter sich zu. Ich wollte mich auch davon machen, aber die Frau sagte, ich sollte sie vollends expediren, denn es wäre[146] schon alles eins. Ich wollte ihren Willen erfüllen, allein der Schrecken war mir so sehr in den Zapfen gefahren, daß er sich krümmte, und ich ihn durch alles Winden, Drehen und Drücken nicht mehr ermuntern konnte. Es war also nichts zu thun, als mich fort zu machen. Durch die finstere Küche fuhr ich wie ein Pfeil; und duckte mich mit dem Kopfe; denn ich dachte: wenn er so auf der Lauer stünde, und schlüge mich mit der Ofengabel hinter die Ohren? – aber es erfolgte nichts, und ich kam glücklich nach Hause; hütete mich aber, den Gasthof mehr zu betreten.

Kurz darauf war des Herrn Konrektors Namenstag. Nach Gewohnheit machten ihm sämmtliche Schüler ein Angebinde, und einige davon wurden bei ihm zu Gast geladen. Ich war unter dieser Zahl, und kam etwas später als die andern. Er hatte sie, weil das Essen noch nicht fertig war, in sein Naturalienkabinet geführet. Als ich[147] kam, stand die Frau Konrektorinn, eine große grenadiermäßige Blondine, in der Küche, und sott eben einen Karpfen. Noch hatt' ich sie nicht gesehen; denn der Herr Konrektor hielt sie sehr kurz. Ich näherte mich ihr mit allem schuldigen Respekt, und macht' ihr eine Menge Komplimente, die sie bloß mit einfältigem Lächeln erwiederte.

Ich merkte gleich, daß sie das Schießpulver nicht erfunden haben und etwas zu thun seyn müsse. Währenden Komplimenten machte ich noch den Versuch auf ihre Keuschheit, und stieß sie etlichemale mit der Huthspitze an den Bauch, der, da sie eben schwanger gieng, nicht leicht zu verfehlen war. Sie zuckte nicht im mindesten: da sie mich aber erinnerte, ins Naturalienkabinet zu gehen; bat ich sie, sich im Kochen nicht stöhren zu lassen, und zu erlauben, daß ich sie, als das beßte Naturalienkabinet unseres Lehrers, untersuchen dürfe.[148]

Sie drehte sich lächelnd gegen das Feuer, und ich blieb hinter ihr stehen; da merkte ich dann, daß sie den Schlitz hinten hatte. Hurtig war die Hand darinnen. Sie sträubte sich zwar ein wenig; aber weil sie die Pfanne in der Hand hielt, die sie nicht gleich wegsetzen konnte; hatte ich Zeit genug, ihr das Hemde in die Höhe zu ziehen. Da ich nur einmal mit dem Finger in der Büchse war, hatte ich schon gewonnen, und sie rührte sich nicht mehr. Ich knöpfelte nun mit der einen Hand auf, und legte die Lanze zum Thurnier ein, die ich mit dem Finger verwechselte, und ihr so tief in den Leib schob, als ich nur konnte. Endlich, nachdem ich dem jungen Herrn Konrektor den Kopf weidlich abgefeilet hatte, bedankte ich mich für die Wohltat, und suchte die Gesellschaft. Sie kam mir eben entgegen; der Herr Konrektor bewillkommte mich, und führte uns an den gedeckten Tisch. – »Sie müssen schon vorlieb nehmen, sagte er: –[149] Hausmannskost, weiter nichts.« – Als aber der Fisch auf den Tich kam, ärgerte er sich, weil er verbrannt war; wovon ich die Ursache am beßten wußte.

Unterdessen hatte der Gastwirth die ganze Naglungsgeschichte seiner Frau meinem Papa umständlich geschrieben, und mich bei ihm verklaget. Ich wußte von nichts, bis ich eines Morgens zum Herrn Konrektor gerufen wurde. Er machte mir ein kleines Präludium von den Verführungen, in die ein junger Mensch gerathen könnte; und erklärte mir, daß der Papa ihm befohlen hätte, mich deswegen vorzunehmen, und künftig allem Unfug vorzubeugen, bei ihm in Kost und Logis zu behalten. Er gab mir zugleich einen Brief von ihm, den ich in seiner Gegenwart lesen mußte. Er lautete also:


Du nichtswürdiger Bube!
[150]

Eben hat mir ein guter Freund, der Gastwirth zum finstern Arschbacken geschrieben, daß du dich erfrechest hast, seiner vielgeliebten Ehegattinn, auf eine gottlose Weise, nemlich mit über zween Stühle gelegten Füßen, nicht allein am hellen lichten Tage die Schaam zu entblößen; sondern sie sogar mit deinem hundsföttschen Löffel, den ich dir doch nur lediglich zum Prunzen erlaubet habe, in optima Forma zu klapastern. – –

Sage mir nur, du Teufelsjunge, wer es dir schon in so frühen Jahren gelernet hast, wo du ihn hinstecken sollst, damit er kein Raub der Katze werde? – Ich gewiß nicht. – – Wer hat dir gesaget, daß die Weiber die Tonnen sind, worein du deinen unzeitigen Zapfen keilen sollst? – Wer hat dir den Weg in's Thal Jericho gezeiget, in welches nur denjenigen hinabzusteigen erlaubt ist, die die Kopulazion bezahlet, und sich in die Kirche haben pfeiffen lassen?[151] – – Endlich wer hat dir von der Süßigkeit der Begattung einen Vorschmack gegeben? – Ich gewiß nicht.

Und dennoch kannst du es so perfekt, daß sogar ein solches Weib, das Einem doch gewiß keine Kindervotze vorleget, mit deiner Arbeit zufrieden ist. Demohngeachtet aber kann ich dein Begehen nicht loben: denn, glaubst denn du wohl, daß ein ehrlicher Mann gleichgültig dabei bleiben kann, wenn ein solcher Rotzbube wie du, seinem Weibe nach Gefallen im Leibe herum stöhrelt? – Nimmermehr.

Daß doch heutigen Tages die Jugend so ruchlos ist! – In deinem Alter war mir eine Votze noch so gleichgültig, wie eine Schale Holländerthee; und als ich das erstemal nagelte, da bezahlt' ich, und machte keinen ehrlichen Mann zum Schafkopf.

Wisse demnach, daß ich von dergleichen[152] Kindereien nichts mehr hören will. Ich habe dich aus dieser Ursache zum Herrn Konrektor in die Kost bestimmt, damit er durch erbauliche Tischgespräche deinen alten Adam ersticke. Sollte ich aber demohngeachtet wieder hören, daß du anderer Leute Weiber einpuderst, so lasse ich dich schneiden, wie einen jungen Saubäcker, und dann heißt's mit deiner Lanze: Mathäi am Letzten. Lebe wohl, Kanaille! du bist ein Schurke und Esel wie ich

Dein treuer Vater.


Ich erschrak so sehr über den Inhalt dieses Briefes, daß mir der kalte Schweiß ins Gesicht trat; aber der Herr Konrektor tröstete mich. – »Wer sich schämet, sagte er: an dem ist noch nichts verloren. – Sie wer den diesen Fehler bei mir wieder gut machen.« – Ja, dacht' ich: guter Schulmonarch! solltest nur wissen, mit was für einem Szepter ich deine Königin regaliret habe; würdest gewiß aus einem andern[153] Tone mit mir sprechen. – Er ließ nun durch einen Tagelöhner mit einer Schiebekarre meinen Koffer aus dem alten Quartier holen, und so wurde ich noch am selbigen Tage sein Kostgänger, und zugleich der Bock im Garten. So oft er nur den Rücken wandte, stäubte ich der Frau Konrektorin das Pelzwerk aus, damit ihr keine Motten darein kämen. Sie, hielt, wie eine Mauer: und wenn der Holzstall, der Keller, der Boden, und der Hackstock hätten reden können, so würde der Herr Konrektor bisweilen sehr abenteuerliche Auftritte erfahren haben.

Ich gieng itzt, da ich meine Hobelbank im Hause hatte, sehr selten aus; dies machte, daß er mich bei meinem Papa sehr gut empfahl, und Letzterer mir darüber einen Belobungsbrief zuschickte, worüber ich von Herzen lachen mußte.

Vor acht Tagen bekam meine Kostfrau[154] eine neue Magd, die wirklich einer Todsünde werth ist; stark von Brust und Kreutz, und recht dazu gebaut, einen Puff aushalten zu können. Gleich den zweiten Tag führte ich sie schon in Versuchung, schlich mich sehr früh in bloßem Hemde nach ihrer Kammer, und dachte, sie sollte mich zu ihr ins Bette lassen; sie gab mir aber den Repuls, und drohte sogar mit Schreien, wenn ich nicht gienge. Ich nahm also mein Lager wieder ein, und ließ meinen Zorn am Bettuche aus, daß es geflicket werden mußte.

Da mir also die Hoffnung, sie durch einen Coup de Main zu erobern, fehlgeschlagen, so habe ich itzt die Approchen regelmäßig eröffnet, und will doch sehen, ob ich sie nicht zur Chamade bringen kann. Ich tröste mich, daß sie, ehe ein Monat vergehet, stehen soll, wie ein Brandenburger. Lebe wohl. Ich bin


Dein Heinrich.

Quelle:
Karl Timlich: Priaps Normal-Schule die Folge guter Kinderzucht. [München] [1971], S. 142-155.
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