Einunddreißigster Auftritt.

[149] Die Vorigen. Catalinon.


CATALINON.

Vernehmt, ihr Herrn, das gräßlichste Begebniß,

Das je sich zugetragen auf der Welt;

Und wenn ihr es vernehmt, so bringt mich um!

Don Juan, nachdem er dem Komtur geraubt

Die zwei Kleinode, die am höchsten gelten,

Verübte eines Abends Spott an ihm,

Und griff dem Marmorbild frech an den Bart,

Und lud ihn höhnend ein zum Abendessen;

– O hätt' er doch ihn nimmer eingeladen! –

Das Bildniß kam, und lud ihn gleichfalls ein:

Und nach der Mahlzeit, daß ich's kurz berichte,[149]

Jetzt eben, unter tausend Wunderzeichen,

Nahm es ihn bei der Hand, und preßte sie,

Bis daß es ihm das Leben ausgepreßt,

Und sprach: Gott will's, daß ich dich also tödte,

Zu deiner Sünden Strafe; wie die Thaten,

So auch der Lohn.

KÖNIG.

Was sagst du?

CATALINON.

Reine Wahrheit.

Don Juan hat vor dem Tode noch bekannt,

Daß Doña Anna's Ehre rein geblieben,

Weil ihn die Leute hörten, eh er noch

Vollführte den Betrug.

DE LA MOTA.

Für diese Kunde

Geb' ich dir tausendfachen Botenlohn.

KÖNIG.

Das ist des Herrn gerechtes Strafgericht!

– Und nun geziemt's, daß Alle sich vermählen;

Die Ursach alles Unheils traf der Tod.

OCTAVIO.

Da Isabella nun verwitwet ist,

Führ' ich sie zum Altar.

DE LA MOTA.

Und ich mein Bäschen.

PATRICIO.

Und so auch wir die Unseren, auf daß

Es mit dem steinernen Gast zu Ende komme.

KÖNIG.

Das Grabmal aber werde nach Madrid

Versetzt in San Francisco's hohen Chor,

Auf daß sein Angedenken ewig glänze.[150]

Quelle:
Molina, Tirso de: Don Juan, der Verführer von Sevilla oder der steinerne Gast. In: Spanisches Theater, fünfter Band, Leipzig [o. J], S. 149-151.
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