Der Räuber

[161] Einst am schönen Frühlingstage

Tritt der Räuber vor den Wald.

Sieh! den hohlen Pfad hernieder

Kommt ein schlankes Mädchen bald.

»Trügst du statt der Maienglocken«,

Spricht des Waldes kühner Sohn,

»In dem Korb den Schmuck des Königs,

Frei doch zögest du davon.«

Lange folgen seine Blicke

Der geliebten Wallerin.

Durch die Wiesengründe wandelt

Sie zu stillen Dörfern hin,

Bis der Gärten reiche Blüte

Hüllt die liebliche Gestalt.

Doch der Räuber kehret wieder

In den finstern Tannenwald.
[161]

Quelle:
Ludwig Uhland: Werke. Band 1, München 1980, S. 161-162.
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