[228] Ist denn im Schwabenlande verschollen aller Sang,

Wo einst so hell vom Staufen die Ritterharfe klang?

Und wenn er nicht verschollen, warum vergißt er ganz

Der tapfern Väter Taten, der alten Waffen Glanz?


Man lispelt leichte Liedchen, man spitzt manch Sinngedicht,

Man höhnt die holden Frauen, des alten Liedes Licht;[228]

Wo rüstig Heldenleben längst auf Beschwörung lauscht,

Da trippelt man vorüber und schauert, wenn es rauscht.


Brich denn aus deinem Sarge, steig aus dem düstern Chor

Mit deinem Heldensohne, du Rauschebart, hervor!1

Du schlugst dich unverwüstlich noch greise Jahr entlang,

Brich auch durch unsre Zeiten mit hellem Schwertesklang!

1

Graf Eberhard von Württemberg, genannt der Greiner, auch der Rauschebart († 1392), und dessen Sohn Ulrich († 1388) sind im Chor der Stiftskirche zu Stuttgart beigesetzt.

Quelle:
Ludwig Uhland: Werke. Band 1, München 1980, S. 228-229.
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