[162] Seit der hohe Gott der Lieder

Mußt in Liebesschmerz erbleichen,

Seit der Lorbeer seiner Schläfe

Unglücksel'ger Liebe Zeichen,

Wundert's wen, daß ird'schen Sängern,

Die dasselbe Zeichen kränzet,

Selten in der Liebe Leben

Ein beglückter Stern erglänzet?

Daß sie ernst und düster blicken,

Ihre Saiten traurig tönen,

Daß von Lust sie wenig singen,

Aber viel von Schmerz und Sehnen?

Sängerliebe, tief und schmerzlich,

Laßt euch denn in ernsten Bildern

Aus den Tagen des Gesanges,

Aus der Zeit der Minne schildern!

Quelle:
Ludwig Uhland: Werke. Band 1, München 1980, S. 162.
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