Vertrauen auf Gott

[193] Gott, unter deinem Schutz, was sollt in bösen Zeiten,

Was sollt ich fürchten in Gefahr?

Wer dir vertraut, hat dich zur Seiten:

Du hilfst ihm wunderbar.


Er geht, wann über ihm die Wolken Flammen speyen,

Getrost an deiner Vaterhand;

Getrost durch dürre Wüsteneyen

Und brennend heißen Sand:


Getrost in kranker Luft, und mitten unter Leichen,

Wann wüthend ringsumher der Tod,

Auf schwarzen Flügeln fauler Seuchen,

Ein schnell Verderben droht.


Er fürchtet nicht, getrost auf dich und sein Gewissen,

Der giftigen Verläumdung Wuth,

Und tritt mit unerschrocknen Füßen

Auf ihre Natternbrut.


Wenn David, auf der Flucht vor schnaubenden Tyrannen,

Durch grauenvolle Wüsten strich,

Und seine Füße kaum entrannen,

Dem finstern Wütherich:
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Wenn wider ihn vereint die Feinde Gottes stritten;

Wenn ihn sein Kind vom Throne stieß,

Und, taub bey seines Königs Bitten,

Ganz Salem ihn verließ:


So sang er glaubensvoll in seiner Harfe Saiten:

Jehovah, meine Zuversicht!

Und du, Jehovah, halfst ihm streiten!

Sein Gott verließ ihn nicht.

Quelle:
Johann Peter Uz: Sämtliche poetische Werke, Stuttgart 1890, S. 193-194.
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Sämtliche poetische Werke. Hrsg. von A. Sauer