V.

[205] Vierte Reise: Eine Flottille von vier Fahrzeugen. – Gran-Canaria. – Martinique. – Dominica. – Sainte-Croix. – Porto-Rico. – Die Insel Espagnola. – Jamaica. – Die Caimans-Inseln. – Die Pinien-Insel. – Insel Guanaja. – Cap Honduras. – Die amerikanische Küste von Truxillo am Golf von Darien. – Die Limonaren-Inseln. – Insel Huerta. – Küste von Veragua. – Goldführendes Land. – Aufstand der Eingebornen. – Columbus' Traum. – Porto-Bello. – Die Mulatas. – Aufenthalt auf Jamaica. – Elend. – Empörung der Spanier gegen Columbus. – Mondfinsterniß. – Columbus' Ankunft in Espagnola. – Columbus' Rückkehr nach Spanien. – Sein Tod am 20. März 1506.


Christoph Columbus hatte am Hofe Ferdinand's und Isabella's das ganze, ihm gebührende Ansehen wieder erlangt. Vielleicht benahm sich der König noch einigermaßen kühl gegen ihn, während ihn die Königin warm und offenkundig beschützte. Der officielle Titel eines Vicekönigs wurde ihm indeß nicht wiedergegeben und der Admiral war ein viel zu großer Mann, um seinen Anspruch auf denselben geltend zu machen. Er hatte jedoch die Genugthuung, Bovadilla sowohl wegen Mißbrauchs seiner Gewalt gegen ihn, als auch wegen seines herzlosen Auftretens gegen die Indianer schimpflich abgesetzt zu sehen. Die Unmenschlichkeit dieses Spaniers ging so weit, daß sich die eingeborne Bevölkerung unter seiner Verwaltung wirklich zusehends verminderte.[205]

Inzwischen begann die Insel Espagnola Columbus' Voraussetzungen zu bestätigen, indem schon ein Zeitraum von drei Jahren hinreichte, die Einkünfte der Krone um sechzig Millionen zu vergrößern. In den jetzt besser ausgenutzten Minen fand man Gold in Ueberfluß. Am Ufer des Hayna-Flusses hatte ein Sklave einen Klumpen im Gewichte von 3600 Gold-Thalern ausgegraben. Jetzt ließ sich schon voraussehen, daß die neuen Kolonien jedenfalls unermeßliche Schätze bargen.

Der Admiral, der nicht lange müßig bleiben konnte, drang inständig darauf, eine vierte Reise zu unternehmen, obwohl er schon sechsundsechzig Jahre zählte. Die von ihm zu Gunsten dieser Expedition angeführten Gründe erschienen auch wirklich ganz annehmbar. Ein Jahr vor Columbus' Rückkehr nämlich war der Portugiese Vasco da Gama nach Umschiffung des Caps der Guten Hoffnung von Indien heimgekehrt. Columbus gedachte nun dadurch, daß er sich auf dem weit kürzeren und sichereren westlichen Wege dahin begab, dem portugiesischen Handel eine ernsthafte Concurrenz zu bereiten. Er glaubte immer, in der Voraussetzung, die Küsten Asiens erreicht zu haben, daß die von ihm entdeckten Inseln von den Molukken nur durch eine schmale Wasserstraße getrennt sein könnten. Ohne Espagnola und die anderen schon begründeten Kolonien zu berühren, wollte er diesmal geraden Weges nach dem eigentlichen Indien gehen. Man sieht, daß sich der ehemalige Vicekönig wieder vollständig zum kühnen Seefahrer seiner früheren Jahre verwandelt hatte.

Der König genehmigte das Gesuch des Admirals und übergab ihm den Oberbefehl über eine aus vier Schiffen, der »Santiago«, »Gallego«, »Vizcaino« und der Admirals-Caravelle bestehenden Flottille. Das größte dieser Fahrzeuge maß nur siebzig, das kleinste gar nur fünfzig Tonnen. Im Grunde gehörten also alle vier nur in die Klasse der Küstenschiffe.

Christoph Columbus verließ Cadix am 2. Mai 1502 mit einem Gefolge von 500 Mann und nahm, außer seinem Bruder Barthelemy, auch seinen zweiten, kaum dreizehnjährigen Sohn aus zweiter Ehe, Ferdinando, mit sich.

Am 20. Mai ankerten die Schiffe vor Gran-Canaria und erreichten am 15. Juni Martinique, eine der Inseln des Windes. Später liefen sie Dominica, Sainte-Croix und Porto-Rico an und trafen endlich, nach einer im Ganzen glücklichen Ueberfahrt, vor Espagnola ein.

Gewiß lag es in Columbus' Absicht, treu dem Rathe seiner Königin, den Fuß nicht auf diese Insel zu setzen, von der er so schimpflich weggeführt[206] worden war; seine schlecht gebaute Caravelle hielt aber nicht mehr die See und bedurfte am Rumpfe nothwendiger Weise mancher Ausbesserungen. Der Admiral ersuchte den Gouverneur also um Erlaubniß, in den Hafen einlaufen zu können.

Der neue Gouverneur und Nachfolger Bovadilla's, ein Ordensritter von Alcantara, mit Namen Nicolas Ovando, war ein gemäßigter und gerechter Mann. Aus übertriebener Klugheit nur verweigerte er Columbus, durch dessen Anwesenheit er ungesetzliche Auftritte fürchtete, das Einlaufen in den Hafen. Columbus verbarg die Erbitterung, in die ihn ein solches Benehmen versetzte, schweigend im Herzen und antwortete auf diese erniedrigende Behandlung sogar noch mit einem wohlgemeinten Rathschlage.

Die Flotte, welche Bovadilla nach Spanien zurückbringen und außer dem erwähnten gewaltigen Goldklumpen auch ungeheure Schätze dahin mitnehmen sollte, war eben zum Auslaufen bereit; das Wetter aber hatte sich drohender gestaltet, und Columbus, dem sein seemännischer Scharfblick die Annäherung eines Sturmes verrieth, ließ dem Gouverneur anrathen, seine Schiffe und Mannschaften nicht unnöthig einer Gefahr auszusetzen. Ovando schlug den Rath des Admirals achtlos in den Wind. Die Schiffe stachen in See; sie hatten jedoch kaum das östliche Ende der Insel erreicht, als ein entsetzlicher Orkan einundzwanzig derselben mit Mann und Maus versenkte. Bovadilla und der größte Theil von Columbus' Feinden lagen auf dem Grunde des Meeres, während das Schiff, welches die Reste des Vermögens Columbus' trug, wie durch ein Wunder der Vorsehung dem Verderben entging. Zehn Millionen an Gold und Edelsteinen hatte der Ocean verschlungen.

Währenddem flüchteten Columbus' vier, vor dem Hafen abgewiesene Caravellen vor dem Sturme. Sie wurden arg mitgenommen und zerstreut, doch gelang es ihnen, sich wieder zu vereinigen. Der rasende Wind trieb sie am 14. Juli in Sicht von Jamaica. Dort führten sie mächtige Strömungen nach dem »Garten der Königin« und in der Richtung nach Ost ein Viertel Südost weiter. Sechzig volle Tage kämpfte die kleine Flottille, ohne dabei mehr als siebzig Meilen zurückzulegen, und ward endlich an die Küste von Cuba geworfen, was zur Entdeckung der Cumanen und der Pinien-Insel führte.

Christoph Columbus schlug nun einen südöstlichen Kurs ein, mitten durch diese Meere, welche noch kein europäisches Schiff durchpflügt hatte. Mit der ganzen Leidenschaft des Seefahrers betrat er wieder den Weg der[207] Entdeckungen. Sein Glücksstern führte ihn nach einem gegen Norden gerichteten Küstenstriche Mittelamerikas, er fand am 30. Juli die Insel Guanaja und berührte am 14. August Cap Honduras, die Landspitze, welche in ihrer Verlängerung als Isthmus von Panama die beiden Continente Amerikas verbindet.


Columbus gefesselt wie ein Verbrecher. (S. 204.)
Columbus gefesselt wie ein Verbrecher. (S. 204.)

Zum zweiten Male lief also Columbus hier, ohne es selbst zu ahnen, das wirkliche Festland Amerikas an. Er folgte den Umrissen des Ufers neun Monate lang, immer unter Gefahren und Kämpfen aller Art, und entwarf eine Karte dieser Küsten von jenem Punkte aus bis zum Golfe von Darien. Jede Nacht warf er Anker, um sich nicht vom Lande zu entfernen, und gelangte bis zu der mit dem Cap Gracias a Dios scharf auslaufenden Ostspitze des Landes.


Goldminen von Cuba. (Facsimile. Alter Kupferstich.) (S. 206.)
Goldminen von Cuba. (Facsimile. Alter Kupferstich.) (S. 206.)

Am 14. September wurde dieses Cap umschifft;[208] dann aber ward der Admiral von einem so heftigen Sturme heimgesucht, wie weder er selbst noch[209] der älteste seiner Seeleute le einen ähnlichen erlebt hatte. In einem an den König von Spanien gerichteten Schreiben äußert er sich über diese schreckliche Episode folgendermaßen: »Vierundzwanzig Tage lang dauerte das Wüthen der Elemente, während der ich weder Sonne noch Sterne oder einen Planeten sah; meine Schiffe waren geborsten, die Segel zersetzt; Taue, Boote und Takelage – Alles verloren. Die erschöpften und bestürzten Matrosen beteten und legten strenge Gelübde ab; jeder verpflichtete sich zu einer frommen Pilgerfahrt, während Alle von Minute zu Minute das Ende ihres Lebens gekommen glaubten. Ich habe wohl so manchen Sturm gesehen, doch keinen, der so andauernd und heftig gewesen wäre. Viele der Meinigen, die man sonst für die unerschrockensten Seeleute hielt, verloren den Muth; am meisten freilich nagten mir am Herzen die Leiden meines Sohnes, dessen Jugend meine Verzweiflung vermehrte, und den wohl härtere Qualen als einen von uns Anderen heimsuchten. Gewiß verlieh ihm nur Gott allein die Kraft zum Widerstande. Mein Sohn allein belebte den Muth und erhielt die Geduld der Seeleute bei ihrer schweren Arbeit; Alles in Allem hätte man ihn für einen in Stürmen ergrauten Seemann halten können, der, so unglaublich das klingt, in die schwere, über uns verhängte Prüfung doch einen Schimmer von Freude zu mischen verstand. Ich selbst erkrankte und mehrmals glaubte ich mein letztes Stündlein gekommen.. Um meine unglückliche Stimmung voll zu machen, sagte ich mir auch, daß ich nach zwanzig Jahre langem Dienste, nach Ueberstehung so vieler Mühen und Gefahren, nichts, auch gar nichts erübrigt hatte und heute in Spanien auch nicht einen Ziegelstein mein nenne, daß nur das Gasthaus mir eine Stätte bietet, wenn ich ein wenig Ruhe oder die einfachste Mahlzeit brauche; und dann begegnet es mir noch häufig, daß ich meine Zeche kaum zu bezahlen im Stande bin...«

Liefern diese wenigen Zeilen nicht den Beweis, wie bitter Columbus im Innern manchmal leiden mochte? Wie konnte er inmitten solcher drückenden Verhältnisse noch die für den Chef einer Expedition so nöthige Energie bewahren?

Während der ganzen Dauer des Sturmes fuhren die Schiffe längs jener Küste hin, welche successive die Namen der Küste von Honduras, Moskito, Nicaragua, Costa-Rica, Veragua und Panama führt. Die zwölf Limonares-Inseln wurden während dieser Fahrt entdeckt. Am 25. September endlich sucht Columbus zwischen der kleinen Insel la Huerta und dem Festlande[210] Zuflucht, reist dann am 5. October von Neuem ab und wirst, nach Aufnahme der Bai von Almirante, vor dem Dorfe Cariay Anker. Hier wurden die Schiffe ausgebessert und verweilten dieselben bis zum 15. October.

Christoph Columbus glaubte nun unsern der Mündungen des Ganges angelangt zu sein, und die Eingebornen, die von einer gewissen Provinz Ciguare sprachen, schienen diese Annahme zu bekräftigen. Sie sagten auch, daß diese Gegend reiche Goldminen besitze, deren hervorragendste etwa fünfundzwanzig Meilen südlicher zu suchen sei. Der Admiral stach also wieder in See und segelte an dem bewaldeten Ufer Veraguas weiter. Die Indianer dieses Theiles des Continents schienen sehr wilder Natur zu sein. Am 26. November lief die Flottille in den Hafen El Retrete, den heutigen Hafen des Escribanos, ein. Die von Würmern zernagten Schiffe befanden sich im elendsten Zustande; noch einmal mußte man ihre Havarien ausbessern und den Aufenthalt in El Retrete länger als beabsichtigt ausdehnen. Columbus verließ aber diesen Hafen nur, um einen noch schrecklicheren Sturm als alle vorhergehenden zu erleben. »Neun Tage hindurch, schreibt er, verzweifelte ich an jeder Möglichkeit einer Rettung. Noch nie sah Jemand ein wilderes, entsetzlicheres Meer; es war durchweg mit Schaum bedeckt; der Sturm erlaubte weder weiter zu segeln noch irgendwo an's Land zu gehen; er hielt mich auf offener See fest, wo das Wasser fast blutigroth aussah und zu sieden schien, als würde es durch Feuer er hitzt. Noch niemals bot mir der ganze Himmel einen grauenvolleren Anblick. Tag und Nacht im Feuer, schleuderte er ohne Unterlaß seine Blitze herab, und jeden Augenblick fürchtete ich, unsere Masten und Segel verloren gehen zu sehen. Der Donner rollte mit so furchtbarem Krachen, als sollte er unsere Schiffe zersprengen, und während der ganzen Zeit strömte ein so überaus heftiger Regen hernieder, daß man ihn eigentlich gar nicht mehr Regen, sondern nur eine zweite Sintfluth nennen konnte. Erschöpft von so vielen Beschwerden und Qualen, sehnten sich meine Matrosen fast nach dem Tode, dem Ende dieser Leiden. Die Schiffe waren an allen Seiten leck und die Boote, Anker, Seile und Segel alle rettungslos verloren.«

Während dieser langen und mühevollen Fahrt hatte der Admiral nahezu dreihundert Meilen zurückgelegt. Seine Mannschaft war am Ende ihrer Kräfte. Er mußte also daran denken, umzukehren und das Gestade von Veragua wieder zu erreichen suchen; da er für seine Schiffe aber augenblicklich keinen sicheren Zufluchtsort fand, so segelte er nur ein Stück weiter[211] nach dem Ausflusse des Bethlehem-Stromes, dem heutigen Yebra, in welchem er am Tage Epiphanias des Jahres 1503 vor Anker ging. Am andern Tage begann der Sturm von Neuem, und am 24. Januar rissen, in Folge plötzlichen Anschwellens, die Ankerkabel, so daß die Schiffe nur mit genauer Noth gerettet werden konnten.

Niemals setzte der Admiral inzwischen den Hauptzweck seiner Mission aus den Augen und unterhielt fortlaufende Verbindungen mit den Eingebornen. Der Cazike von Bethlehem zeigte sich ziemlich entgegenkommend und machte ihm von einem etwa fünf Meilen landeinwärts gelegenen goldreichen Districte Mittheilung. Christoph Columbus sandte in Folge dessen eine Abtheilung von sechzig Mann unter dem Befehle seines Bruders Barthelemy dahin ab. Der Weg führte über ein sehr hügeliges Land mit vielen und in solchen Windungen verlaufenden Flüssen, daß man einen derselben neununddreißigmal überschreiten mußte, ehe die Spanier das goldhaltige Gebiet erreichten, das sich als sehr groß erwies und bis über Gesichtsweite hinaus erstreckte. Gold fand sich hier in solchem Ueberfluß, daß ein Mann in zehn Tagen ein ganzes Maß voll sammeln konnte. In vier Stunden schon hatte Barthelemy mit seinen Leuten für eine ganz enorme Summe von diesem Metalle zusammengebracht. Dann kehrten sie zum Admiral zurück. Als dieser jenes vielversprechende Resultat erfuhr, beschloß er, an der Küste eine Niederlassung zu gründen und ließ zunächst einige hölzerne Baracken errichten.

Die Erzlager dieser Gegend bargen wirklich einen Reichthum ohne Gleichen; sie schienen unerschöpflich zu sein und um ihretwillen vergaß Columbus Cuba und St. Domingo. Ein Brief an König Ferdinand giebt seinem Enthusiasmus darüber in einer Weise Ausdruck, daß man unwillkürlich erstaunt, aus der Feder dieses großen Mannes folgende, weder eines Philosophen noch eines Christen würdige Sätze fließen zu sehen: »Gold! Gold! Ein prächtig Ding! Das Gold ist die Mutter der Reichthümer! Das Gold regiert die ganze Welt und seine Macht reicht oft allein hin, den Seelen das ihnen sonst verschlossene Paradies zu öffnen!«

Die Spanier arbeiteten also emsig, ihre Schiffe mit Gold zu befrachten. Bis dahin gestaltete sich ihr Verhältniß zu den Eingebornen recht friedlich, obgleich Letztere etwas wilder Natur zu sein schienen. Bald aber beschloß der Cazike, unwillig über die factische Besitznahme seines Landes, die Fremdlinge niederzumachen und ihre Wohnstätten in Brand zu stecken. Eines Tages[212] überfiel er die Spanier also mit ganz beträchtlichen Streitkräften. Es kam zu einem ernsthaften Treffen. Die Indianer wurden zurückgeworfen; der Cazike selbst war mit seiner ganzen Familie gefangen worden, doch gelang es ihm, sammt seinen Kindern zu entfliehen und sich mit vielen seiner Leute in die Gebirge zu retten. Später – im Laufe des Aprils – griff ein zahlreiches Indianerheer die Spanier noch einmal an, wurde von diesen aber zum größten Theile aufgerieben.

Inzwischen wurde Columbus' Gesundheitszustand immer schwankender. Zur Weiterfahrt fehlte ihm der günstige Wind. Er war der Verzweiflung nahe. Eines Tages fiel er vor Erschöpfung in Schlummer. Im Traume vernahm er, wie eine freundliche Stimme ihm folgende Worte zuflüsterte, die wir hier ohne Veränderung wiedergeben, denn sie sind charakteristisch wegen ihrer schwärmerischen Religiosität, welche das Bild des alten Seefahrers weiter vervollständigt. Jene Worte lauteten:

»O, Du Thor! Was zögerst Du so sehr, an Deinen Gott zu glauben und ihm, dem Beherrscher des Weltalls, zu dienen? Was hat er für Moses und David, seinen Diener, mehr als für Dich gethan? Erwies er Dir nicht von Geburt an die zärtlichste Fürsorge, und hat er nicht, als Du in das Alter kamst, seine Absichten durchzuführen, Deinem Namen Ruhm verliehen in allen Landen? Gab er Dir nicht Indien, diesen reichsten Theil dieser Welt? Hat er es Dir nicht anheim gegeben, dasselbe zu verschenken, an wen Du wolltest? Wer anders als Er lieh Dir die Mittel, seine Pläne auszuführen? Noch war der Eingang zum Ocean verschlossen und Keiner vermochte dessen Riegel zu brechen. Dir hat er die Schlüssel dazu gegeben. Deine Macht erkannten die fernen Lande und Dein Ruhm glänzte durch die ganze Christenheit. Erwies Gott seinem Volke Israel etwa mehr Gnade, als er es aus Egypten führte? Oder goß er seine Gunst reichlicher aus über David, als er ihn vom Hirten zum König über Juda erhob? Wende Dein Antlitz zu ihm und erkenne Deinen Irrthum, denn sein Erbarmen ist ohne Grenzen. Dein Alter soll kein Hinderniß sein für die große Zukunft, die Deiner noch harrt, er hält das Schicksal ja in seiner Hand. War Abraham nicht hundert Jahre alt und auch Sarah schon über die erste Jugend hinaus, da Isaak geboren wurde? Du rufst nach einer unsicheren Hilfe. Antworte mir: Wer hat Dich so vielen und großen Gefahren ausgesetzt? War es Gott oder die Welt? Was Gott einmal versprochen, das[213] weigert er seinen Dienern niemals. Er schützt, wenn Jemand ihm einen Dienst geleistet, nicht eine Ausrede vor, daß dieser nicht ganz nach seinem Willen gehandelt habe, und er giebt seinen Worten niemals später eine andere Auslegung; er bemüht sich nimmermehr, einem Acte der Willkür ein schönes Gewand umzuhängen. An seinen Reden ist nicht zu deuteln; Alles, was er verspricht, hält er gewißlich. So handelte er von Ewigkeiten her. Ich habe Dir Alles gesagt, was der Schöpfer für Dich gethan hat; jetzt zeigt er Dir den Preis und die Belohnung für alle Mühen und Gefahren, denen Du Dich im Dienste Anderer unterzogst.« Und ich (setzt Columbus hinzu), obwohl von Leiden gemartert, hörte zwar die ganze Rede, doch ich konnte die Kraft nicht finden, auf diese so sicheren Versprechungen zu antworten; ich begnügte mich, meine Irrthümer zu beweinen. Jene Stimme sprach zuletzt noch die Worte: »Hoffe, fasse Vertrauen; Deine Arbeiten wird die gerechte Nachwelt in Marmor schreiben!«

Sobald er einigermaßen wiederhergestellt war, dachte Columbus daran, diese Insel zu verlassen. Er hätte hier zwar gern eine dauernde Niederlassung gegründet, doch war seine Mannschaft nicht zahlreich genug, um einen Theil derselben ohne Gefahr am Lande zurücklassen zu können. Die vier Caravellen waren von Würmern zerfressen. Eine derselben mußte in Bethlehem zurückgelassen werden, als er zu Ostern unter Segel ging. Kaum dreißig Meilen im Meere, sprang noch eines von den Fahrzeugen leck. Der Admiral mußte eiligst nach der Küste zurückkehren und gelangte glücklich nach Porto-Bello, wo er jenes Schiff, dessen Havarien sich als unverbesserlich erwiesen, einfach stehen ließ. Die Flottille bestand jetzt nur noch aus zwei Caravellen ohne Boote, fast ohne Proviant, und dazu hatte sie einen Weg von über 700 Meilen vor sich. Sie segelte längs der Küste hinauf, am Hafen El Retrete vorüber, entdeckte die Gruppe der Mulatas und drang in den Golf von Darien ein. Das war der östlichste von Columbus erreichte Punkt.

Am 1. Mai begab sich der Admiral auf den Weg zur Insel Espagnola; am 10. war er in Sicht der Caï mans-Inseln, vermochte aber nicht gegen den heftigen Wind aufzukommen, der ihn nach Nordwesten, bis in die Nähe von Cuba verschlug. Hier verlor er bei einem Sturme, der ihn inmitten von Untiefen überfiel, seine Segel und Anker, auch stießen die Fahrzeuge während der Nacht wiederholt auf den Grund. Dann warf ihn der Sturm nach Süden zurück und er kam mit seinen halbzertrümmerten Schiffen nach[214] Jamaica, wo er am 23. Juni in den Hafen San Gloria, die spätere Bai Don Christoph, einlief. Der Admiral trachtete zwar, nach Espagnola zu kommen; dort fanden sich die nöthigen Hilfsmittel, seine Schiffe wieder in Stand zu setzen, während solche auf Jamaica gänzlich fehlten; doch seine von Würmern zerfressenen Caravellen, »welche eher Bienenstöcken glichen«, waren nicht in dem Zustande, mit ihnen die Ueberfahrt von dreißig Meilen zu wagen. Wie konnte er aber an Ovando, den Gouverneur der Insel Espagnola, sonst einen Boten abfertigen?

Da die Caravellen an allen Seiten Wasser schluckten, mußte sie der Admiral auf den Strand setzen; dann suchte er in das Leben auf dem Lande einige Ordnung zu bringen. Die Indianer kamen ihm anfangs zu Hilfe und lieferten der Mannschaft die nöthigen Lebensmittel. Die armen, so schwer geprüften Matrosen verhehlten ihren Unmuth gegen den Admiral nicht länger; sie singen an zu murren, während der unglückliche, durch Krankheit herabgekommene Columbus sein Schmerzenslager nicht zu verlassen vermochte.

Unter diesen Umständen machten zwei muthige Officiere, Mendez und Fieschi, dem Admiral den Vorschlag, auf Piroguen der Indianer die Ueberfahrt von Jamaica nach Espagnola zu wagen. Thatsächlich war das eine Reise von zweihundert Meilen, da sie auch noch längs der Küste bis zum Hafen der Kolonie hinfahren mußten. Die unerschrockenen Officiere erklärten sich jedoch bereit, allen Gefahren zu trotzen, da die Rettung oder der Untergang aller ihrer Gefährten auf dem Spiele stand. Christoph Columbus verstand diesen kühnen Vorschlag, den er unter anderen Umständen gewiß selbst ausgeführt hätte, und ermächtigte Mendez und Fieschi, abzureisen. Der Admiral blieb nun ohne Schiffe, fast ohne alle Nahrungsmittel, mit seinen Leuten auf der wilden Insel zurück.

Bald steigerte sich das Elend der Schiffbrüchigen – so kann man sie ja wohl nennen – so sehr, daß eine Empörung ausbrach. Geblendet durch ihre traurige Lage, redeten sich die Leute ein, ihr Chef wage nicht, nach dem Hafen von Espagnola zurückzukehren, in den ihm der Gouverneur Ovando schon früher den Eintritt verweigert hatte. Sie glaubten, dieses Verbot treffe sie mit dem Admiral gleichmäßig, und wenn der Gouverneur der Flottille die Häfen der Kolonie verschloß, so könne er nur auf königlichen Befehl handeln. Diese thörichten Anschauungen erhitzten die schon unruhigen Köpfe noch mehr und am 2. Januar 1504 stellten sich der Kapitän einer der Caravellen und der Schatzmeister der Flottille, zwei Brüder Namens Porras, an die Spitze der Unzufriedenen.


Der Admiral mußte die Caravellen auf den Strand setzen. (S. 215.)
Der Admiral mußte die Caravellen auf den Strand setzen. (S. 215.)

Sie verlangten nach Europa zurückzukehren, und[215] stürmten das Zelt des Admirals mit dem Rufe: »Nach Castilien! Nach Castilien!«

Columbus war krank und lag zu Bette. Seine Brüder und sein Sohn traten vor, ihn mit dem eigenen Leibe zu schützen. Beim Anblick des[216] bejahrten Admirals hielten die Empörer ein und legte sich die frühere Wuth. Seine Darlegungen und Rathschläge wollten sie jedoch nicht hören, und nicht einsehen, wie sie ihr Heil nur darin finden könnten, daß jeder Einzelne unbeirrt seine Pflicht erfülle und für das allgemeine Wohl arbeite. Ihr Entschluß, die Insel sobald als möglich und mit Benützung jedes sich nur darbietenden Mittels zu verlassen, stand einmal fest. Porras und die anderen Unzufriedenen liefen also nach dem Strande; hier bemächtigten sie sich mehrerer Canots der Eingebornen und begaben sich nach dem östlichen Ende der Insel. Dort plünderten sie, blind vor Wuth und alle Rücksichten vergessend, die Indianer-Wohnungen, indem sie den Admiral für ihre Gewaltthätigkeiten verantwortlich machten, und schleppten selbst verschiedene Eingeborne mit in die geraubten Boote. Porras segelte dann mit seinen Angehörigen davon; Alle wurden aber, als sie kaum einige Meilen in See waren, von einem plötzlichen Windstoße überfallen und in große Gefahr gebracht, so daß sie zur Erleichterung ihrer Boote die Gefangenen einfach in's Meer warfen. Nach diesem unmenschlichen Acte versuchten die Canots die Insel Espagnola zu erreichen, wie es vordem Mendez und Fieschi gelungen war, wurden aber unwiderstehlich nach der Küste von Jamaica zurück verschlagen.

Inzwischen gelang es dem, mit den Kranken und seinen Freunden zurückgebliebenen Admiral, die Ordnung in seiner kleinen Welt wieder herzustellen. Doch das Elend nahm noch weiter zu. Der Hunger drohte immer ernstlicher. Die Eingebornen wurden es überdrüssig, diese Fremden, deren Aufenthalt auf ihrer Insel sich mehr, als ihnen lieb war, verlängerte, noch ferner mit Nahrung zu versorgen. Dazu hatten sie wohl gesehen, daß die Spanier selbst untereinander uneinig waren und sich bekämpften, wodurch ihr Ansehen eine merkbare Einbuße erlitt. Die Urbewohner überzeugten sich endlich, daß die Europäer auch nur gewöhnliche Menschen seien und verloren damit ebenso den Respect wie die frühere Furcht vor jenen. Columbus' Autorität und Einfluß verminderten sich gegenüber der indianischen Bevölkerung von Tag zu Tag, und es bedurfte eines glücklichen Zufalles, den der Admiral geschickt benützte, um ihm das zur Rettung der Seinigen so nothwendige Ansehen wiederzugeben.

In nächster Zeit sollte eine von Columbus vorhergesehene und berechnete Mondfinsterniß stattfinden. Am Morgen desselben Tages ließ Columbus die[217] Caziken der Insel zu einer Besprechung zu sich bitten Diese folgten der Einladung, und als sie in Columbus' Zelte versammelt waren, kündigte der Admiral ihnen an, daß Gott, um sie für ihr ungastliches Benehmen und die lieblosen Maßregeln gegen die Spanier zu bestrafen, ihnen am nächsten Abend das Licht des Mondes entziehen werde. Die Vorhersage traf denn auch in allen Stücken ein. Der Erdschatten zog über den Mond, dessen Scheibe durch irgend ein furchtbares Ungeheuer geröthet erschien. Erschreckt warfen sich die Wilden Columbus zu Füßen mit der Bitte, sich beim Himmel für sie zu verwenden, wofür sie ihm Alles versprachen, was sie nur immer besäßen. Nach einigem schlau berechneten Zögern stellte sich Columbus, als gäbe er dem Flehen der Eingebornen nach. Unter dem Vorwande, zur Gottheit zu beten, verschloß er sich während der ganzen Dauer der Finsterniß in sein Zelt und erschien erst wieder, als das Phänomen sich zu Ende neigte. Dann verkündigte er den Caziken, daß der Himmel ihn erhört habe, und befahl mit weitausgestreckten Armen dem Monde, nun auch wieder zu leuchten. Bald trat die glänzende Scheibe aus dem Schattenkegel hervor und leuchtete das Gestirn der Nacht wieder in gewohnter Pracht. Von diesem Tag erkannten die Eingebornen die Uebermacht des Admirals an, welche ihnen die himmlischen Mächte so zweifellos vor Augen geführt hatten.

Während dieser Vorkommnisse auf Jamaica hatten Mendez und Fieschi längst ihr Ziel erreicht. Die kühnen Officiere waren, nach einer wunderbaren, vier Tage langen Fahrt in einem zerbrechlichen Canot auf der Insel Espagnola angekommen. Dem Gouverneur machten sie sofort Meldung von der verzweifelten Lage Columbus' und seiner Genossen. Der gehässige und ungerechte Ovando hielt die beiden Officiere zunächst in Gewahrsam und sandte unter dem Vorwande, sich erst über den wahren Sachverhalt zu unterrichten, nach achtmonatlichem Zögern einen ihm ergebenen, gegen den Admiral aber besonders eingenommenen Mann, einen gewissen Diego Escobar, nach Jamaica ab. Daselbst angelangt, wollte Letzterer mit Columbus selbst gar nicht sprechen und ging nicht einmal an's Land; er begnügte sich, für die nothleidenden Mannschaften »ein Schwein und ein Fäßchen Wein« an das Ufer bringen zu lassen, und reiste, ohne irgend Jemand an Bord zu empfangen, sofort wieder ab. Wohl mag sich der bessere Mensch dagegen sträuben, solche Gemeinheit für möglich zu halten, und doch stehen ähnliche Fälle nicht vereinzelt da![218]

Der Admiral war empört über diese grausame Verhöhnung, doch er ereiferte sich weder, noch dachte er deshalb an Rache. Escobar's Erscheinen diente den Schiffbrüchigen doch zu einiger Beruhigung, da es ihnen bewies, daß ihre Lage wenigstens bekannt sein müsse. Ihre Erlösung konnte also nur eine Frage der Zeit sein, eine Ueberzeugung, welche den Muth und das Vertrauen der Spanier nicht wenig auffrischte.

Der Admiral wollte nun versuchen, Porras und die übrigen Europäer, welche seit ihrem Entweichen nur verwüstend durch die Insel streiften und die abscheulichsten Greuelthaten gegen deren unglückliche Bewohner begingen, wieder zu sich heranzuziehen. Er ließ ihnen also verkündigen, daß sie straflos zurückkehren könnten. Die Verführten beantworteten dieses edelmüthige Anerbieten aber nur dadurch, daß sie Columbus selbst in seinem Lager überfielen. Die der Sache der Ordnung treu gebliebenen Spanier mußten zu den Waffen greifen und vertheidigten ihren Führer mannhaft. Sie verloren nur einen einzigen der Ihrigen bei diesem traurigen Zusammentreffen, blieben aber die Herren des Kampfplatzes und hatten sogar die beiden Gebrüder Porras gefangen genommen. Nun warfen sich die Empörer Columbus zu Füßen, der in Anbetracht dessen, was sie zu erleiden gehabt hatten, großherzig genug war, ihnen auch jetzt noch zu verzeihen.

Endlich ein volles Jahr nach der Abfahrt Mendez' und Fieschi's, kam das von diesen auf Columbus' Kosten ausgerüstete Schiff an, das die Schiffbrüchigen heimführen sollte.

Am 24. Juni 1504 gingen Alle an Bord, verließen Jamaica, den Schauplatz so vielen moralischen und physischen Unglücks, und segelten nach Espagnola.

Nach glücklicher Ueberfahrt im Hafen daselbst angelangt, wurde Christoph Columbus zur größten eigenen Verwunderung mit allen Ehrenbezeugungen empfangen. Der Gouverneur Ovando, ein viel zu schlauer Mann, als daß er sich dem Ausdrucke der öffentlichen Meinung nicht gefügt hätte, begrüßte den Admiral selbst. Diese guten Beziehungen sollten indessen nicht lange anhalten. Bald begannen wieder die alten Nergeleien. Columbus, der sich erniedrigt, ja fast mißhandelt sah, konnte und wollte das nicht mehr ertragen, miethete deshalb zwei Fahrzeuge, deren Führung er mit seinem Bruder Barthelemy theilte, und schlug am 12. September 1504 zum letzten Male den Weg nach Europa ein.[219]

Diese vierte Reise hatte die geographische Wissenschaft mit den Inseln der Caïmanen, Martinique, den Limonaren und Gunaja, der Küste von Honduras, Mosquito, Nicaragua, Veragua, Costa-Rica, Porto-Bello, Panama, den Mulatas-Inseln und dem Golfe von Darien bereichert.

Noch einmal sollte ein Sturm Columbus bei seiner letzten Reise über den Ocean heimsuchen. Sein Schiff wurde arg zugerichtet und die Besatzung mußte sich auf das Fahrzeug seines Bruders retten. Am 19. October zerbrach ein Orkan auch noch den Großmast des letzteren, das nun noch 700 Meilen mit seinem mangelhaften Segelwerk zurücklegen sollte. Am 7. November endlich lief der Admiral in den Hafen von San-Lucar ein.

Hier wartete seiner bei der Rückkehr eine höchst betrübende Nachricht. Seine Beschützerin, die Königin Isabella, war unlängst gestorben. Wer interessirte sich nun ferner für den alten Genuesen?

Der undankbare und neidische König Ferdinand empfing den Admiral sehr frostig. Er machte ihm allerlei Mißgriffe und Nachlässigkeiten zum Vorwurf, indem er hoffte, dadurch von den mit eigener Hand feierlichst unterzeichneten Verträgen freizukommen, und schlug Columbus schließlich eine kleine Stadt in Castilien, Camon de los Condes, als Austausch für seine Titel und Würden vor.

Solcher Undank und solch' illoyales Verfahren lasteten schwer auf dem Greise. Sein tief erschütterter Gesundheitszustand besserte sich niemals wieder und der Kummer führte ihn in's Grab. Am 20. Mai 1506 athmete er in Valladolid seinen Geist aus mit den letzten Worten: »Herr, in Deine Hände befehle ich meinen Leib und meine Seele!«

Christoph Columbus' sterbliche Ueberreste wurden zuerst in dem Kloster der Franziskaner beigesetzt und im Jahre 1513 nach dem Karthäuserkloster in Sevilla übergeführt. Es scheint aber, als sei dem großen Seefahrer auch im Tode noch keine Ruhe gegönnt gewesen, denn im Jahre 1536 ward sein Leichnam nach der Kathedrale von St. Domingo geschafft. Eine locale Ueberlieferung behauptet, daß nach Unterzeichnung des Vertrages von Basel im Jahre 1795, wonach die spanische Regierung den östlichen Theil von St. Domingo abtrat, jene die Ueberführung der Asche des großen Reisenden nach Havanna zwar angeordnet, ein Domherr bei dieser Gelegenheit aber die Ueberreste eines Anderen für die Christoph Columbus' untergeschoben habe und letztere noch im Chor der genannten Kathedrale, zur Linken des Altars, ruhen sollen.[220]

In Folge der Maßnahmen des genannten Domherrn, den hierzu entweder ein Gefühl von Local-Patriotismus oder auch die Hochachtung vor Columbus' letztem Willen, wonach er sich St Domingo als Begräbnisplatz erwählt hatte, bewegen mochte, besäße Spanien also nicht die Asche des größten Länder-Entdeckers selbst, sondern wahrscheinlich nur die seines Bruders Diego.

Ein am 10. September 1877 in der Kathedrale von St. Domingo aufgefundener bleierner Behälter mit menschlichen Gebeinen und der Aufschrift, daß darin die sterblichen Ueberreste des »Entdeckers« von Amerika aufbewahrt seien, scheint die oben mitgetheilte Ueberlieferung nach allen Seiten zu bestätigen.

Mag aber der Leib Christoph Columbus' in St. Domingo oder in Havanna ruhen – was liegt daran? Sein Name und sein Ruhm leben ja überall fort.

Quelle:
Jules Verne: Die Entdeckung der Erde. Bekannte und unbekannte Welten. Abenteuerliche Reisen von Julius Verne, Band XXIX–XXX, Wien, Pest, Leipzig 1881, S. 205-221.
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Romantische Geschichten III. Sieben Erzählungen

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Romantik! Das ist auch – aber eben nicht nur – eine Epoche. Wenn wir heute etwas romantisch finden oder nennen, schwingt darin die Sehnsucht und die Leidenschaft der jungen Autoren, die seit dem Ausklang des 18. Jahrhundert ihre Gefühlswelt gegen die von der Aufklärung geforderte Vernunft verteidigt haben. So sind vor 200 Jahren wundervolle Erzählungen entstanden. Sie handeln von der Suche nach einer verlorengegangenen Welt des Wunderbaren, sind melancholisch oder mythisch oder märchenhaft, jedenfalls aber romantisch - damals wie heute. Nach den erfolgreichen beiden ersten Bänden hat Michael Holzinger sieben weitere Meistererzählungen der Romantik zu einen dritten Band zusammengefasst.

456 Seiten, 16.80 Euro

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