II.

[200] Wiederholter Besuch Tahitis und des Archipels der Freunde. – Besichtigung der Neuen Hebriden. – Entdeckung Neu-Caledoniens und der Insel der Pinien. – Aufenthalt im Königin Charlotte-Kanal. – Süd-Georgia. – Katastrophe der »Aventure«.


Cook hatte jene Inseln am 12. April verlassen und segelte auf Tahiti zu, als er fünf Tage später gegen seinen Willen mitten in den Pomutu-Archipel gerieth. Er landete an Byron's Insel Tinkea, deren Bewohner, die wohl Ursache gehabt haben mochten, sich über jenen Seefahrer zu beklagen, das Vordringen der Engländer nur mit mißgünstigen Augen betrachteten. Letztere konnten sich nur zwei Dutzend Cocosnüsse und fünf Schweine verschaffen, obwohl diese auf der Insel in Menge vorhanden zu sein schienen. In einem anderen Bezirke gestaltete der Empfang sich freundlicher. Die Eingebornen umringten die Fremdlinge und berührten deren Nasen nach Art der Neuseeländer. Oedidi kaufte mehrere Hunde, deren langes weißes Haar in seiner Heimat zur Ausschmückung der Panzer der Krieger diente.

»Die Eingebornen theilten uns mit, sagt Forster, daß sie Löffelkraut zerkleinern und dasselbe, mit gewissen Muschelthieren vermengt, in's Meer werfen, wenn sie ein Volk Fische sehen. Diese Lockspeise betäubt für einige Zeit die Fische, welche in Folge dessen nach der Wasseroberfläche herauskommen, wo sie leicht gefangen werden.«


Eingeborne der Marquesas-Inseln (S. 199.)
Eingeborne der Marquesas-Inseln (S. 199.)

Der Commandant nahm hierauf noch einige andere Inseln dieses ausgedehnten Archipels in Augenschein, die er alle den früher gesehenen ähnlich fand, und vorzüglich die Gefährlichen Inseln, zwischen denen Roggeween die Galeere »Die Afrikanerin« verlor und denen Cook den Namen »Palliser-Inseln« gegeben hatte. Dann steuerte er nach Tahiti, das seine Matrosen wegen der[200] schon bekannten Freundlichkeit der Eingebornen fast als eine neue Heimat betrachteten. Die »Resolution« warf am 22. April in der Bai von Matavaï Anker, wo man den erwarteten wohlwollenden Empfang fand. Wenige Tage später besuchten König O-Too und mehrere Häuptlinge die Engländer und brachten ihnen zehn oder zwölf Schweine nebst vielen Früchten als Geschenk mit.

Cook beabsichtigte zuerst, hier nur so lange Zeit zu verweilen, als der Astronom Wales brauchte, um einige Beobachtungen zu vollenden; der Ueberfluß an guten Nahrungsmitteln bestimmte ihn aber, seinen Aufenthalt noch auszudehnen.[201]

Am 26. des Morgens bemerkte der Kapitän, der sich in Begleitung mehrerer Officiere nach Oparec begeben hatte, um dem König seinen Gegenbesuch abzustatten, eine ungeheure Flotte von über dreihundert Piroguen, die längs der Küste aufgestellt und alle bemannt waren. Gleichzeitig sammelte sich am Strande eine große Menge Krieger. Diese während einer Nacht aufgebotene Macht erregte zuerst natürlich den Verdacht der Officiere; der ihnen zu Theil werdende Empfang zerstreute jedoch bald jede Befürchtung.

Hundertsechzig besonders große, mit Flaggen und Wimpeln geschmückte Kriegspiroguen und hundertsiebzig kleinere zum Transport des Proviants bildeten die Flotte, die nicht weniger als siebentausendsiebenhundertsechzig Mann Krieger und Lanzenwerfer zählte.

»Der Anblick dieser Flotte steigerte noch unsere Vorstellung von der Macht und dem Reichthum der Insel, und auch die ganze Mannschaft erstaunte darüber nicht wenig. Denkt man dabei noch an die mangelhaften Werkzeuge, welche die Leute besitzen, so muß man wirklich die Geduld und Arbeitslust bewundern, die sie besitzen mußten, um oft enorme Bäume zu fällen, daraus Planken zu schneiden und diese zu glätten und endlich so schwere Fahrzeuge bis zu einem so hohen Grade der Vollkommenheit zu bringen. Alles das hatten sie mit einer Steinaxt, einem Messer, einem Stück Koralle und etwas Haifischhaut ausgeführt. Die Häuptlinge nebst allen Denjenigen, welche die zum Gefecht bestimmte Plateform einnahmen, erschienen in ihrer Kriegertracht, d. h. bekleidet mit einer großen Menge Stoffe und Turbans, oder in einer Art Panzer und mit festen Kopfbedeckungen. Die ungewöhnliche Länge dieser Helme hinderte ihre Träger oft nicht wenig. Die ganze Ausrüstung erschien zum Kämpfen ziemlich unglücklich gewählt und eignete sich höchstens zu einer Parade. Trotz alledem trug dieselbe zur Großartigkeit des Schauspieles nicht wenig bei, und die Krieger selbst bemühten sich auch offenbar, im günstigsten Lichte zu erscheinen.«

Als er nach Matavaï selbst kam, hörte Cook, daß dieses Aufgebot von Machtmitteln bestimmt sei, Eimeo anzugreifen, dessen Häuptlinge das Joch Tahitis abgeschüttelt und sich unabhängig gemacht hatten.

Während der folgenden Tage erhielt der Kapitän den Besuch mehrerer seiner alten Freunde. Alle gaben das lebhafteste Verlangen nach dem Besitze rother Federn zu erkennen, die hier in hohem Werthe standen. Eine einzige solche wurde für ein weit kostbareres Geschenk angesehen als etwa ein Glas oder ein Nagel. Die Tahitier boten dafür tauschweise sogar ihre Trauerkleider[202] an, von denen sie sich bei Cook's erster Reise um keinen Preis trennen wollten.

»Diese aus den seltensten Erzeugnissen der Insel und des umgebenden Meeres zusammengesetzten und mit äußerster Sorgfalt und Geschicklichkeit hergestellten Kleidungsstücke mögen bei ihnen wohl für sehr werthvoll gehalten werden. Wir kauften davon zehn, welche alle nach England mitgenommen wurden.«

Oedidi, der sich vorsorglicher Weise eine große Menge jener Federn verschafft hatte, konnte sich alle seine Wünsche erfüllen. Die Tahitier betrachteten ihn als ein Wunder und schienen begierig, seinen Erzählungen zu lauschen. Nicht allein jeder Häuptling der Insel, sondern selbst die königliche Familie bemühte sich um seine Gesellschaft. Er heirathete die Tochter des Häuptlings von Matavaï und brachte seine Frau auch an Bord, wo es Jeder sich angelegen sein ließ, sie mit einem Geschenke zu erfreuen. Er faßte jedoch den Entschluß, in Tahiti zu bleiben, wo er seine, an einen mächtigen Häuptling verheirathete Schwester wiedergefunden hatte.

Trotz der Diebstähle, welche wiederholte und unangenehme Auseinandersetzungen herbeiführten, gelang es den Engländern doch, während ihrer Rast sich mit mehr Vorräthen zu versehen, als sie jemals besessen hatten. Selbst die alte Oberea, die früher als Königin der Insel galt, als die »Dauphin« im Jahre 1767 hier vor Anker lag, brachte Schweine und Früchte herbei, freilich mit dem Hintergedanken, dafür rothe Federn zu erhalten, welche Jedermann so hohe Achtung verschafften. Man benahm sich ihr gegenüber besonders freigebig und ergötzte die Indianer daneben durch Feuerwerke und militärische Uebungen.

Einige Tage vor seiner Abreise war der Kapitän noch Zeuge einer bisher noch nie gesehenen Vorstellung. O-Too veranstaltete ein simulirtes Seetreffen, das freilich nur zu kurze Zeit währte, um es in allen Einzelheiten genauer verfolgen zu können. Fünf Tage nach Cook's Abfahrt sollte diese Flotte einen wirklichen Kampf aufnehmen, und jener hatte nicht übel Lust, so lange hier zu bleiben; da er aber glaubte, die Eingebornen möchten fürchten, daß er vielleicht Sieger und Besiegte vernichten könnte, entschloß er sich zur Abreise.

Kaum befand sich die »Resolution« außerhalb der Bai, als ein von den Reizen Tahitis verführter Unterkanonier, dem wohl auch O-Too, in Erwartung wirksamer Hilfe dural einen europäischen Krieger, reiche Versprechungen gemacht hatte, unversehens über Bord sprang. Er wurde jedoch durch ein Boot, das[203] Cook sofort zu seiner Verfolgung aussetzte, wieder aufgenommen. Der Kapitän bedauerte es selbst, daß er im Interesse der Disciplin in dieser Weise verfahren mußte, denn er hätte dem Manne, der in England weder Eltern noch Verwandte besaß, die nachgesuchte Erlaubniß, in Tahiti zurückzubleiben, gewiß nicht verweigert.

Am 15. Mai ging die »Resolution« im Hafen O-Wharre an der Insel Huaheine vor Anker. Der alte Häuptling Oree war der Erste, der die Engländer zu ihrer Wiederkehr beglückwünschte und ihnen als Willkommen einige Geschenke brachte. Der Kapitän wollte dieselben durch eine in rothen Federn bestehende Gegengabe vergelten, der Häuptling legte je doch auf Eisen, Aexte und Nägel offenbar einen höheren Werth. Er schien weit unempfänglicher für Alles, als bei dem ersten Besuche; sein Auffassungsvermögen war merkbar geschwächt, jedenfalls eine Folge des berauschenden Getränkes, das die Eingebornen aus dem Pfefferstrauche bereiten. Auch an Ansehen hatte er sichtlich eingebüßt; Cook mußte sogar selbst eine Bande Diebe verfolgen, die sich gewöhnlich im bergigen Theil der Insel aufhielten und sich nicht gescheut hatten, den alten Häuptling selbst zu bestehlen.

Oree zeigte sich sehr erkenntlich für das gute Benehmen, das die Engländer ihm gegenüber stets bewahrten. Er war der Letzte, der das Schiff verließ, als es am 24. April weiter segelte, und da Cook ihm sagte, daß sie sich nun nicht mehr wiedersehen würden, fing er an zu weinen und flehte: »So schickt Eure Kinder her, wir werden sie gut aufnehmen!«

Ein anderes Mal fragte Oree den Kapitän nach dem Namen des Ortes, wo er einst begraben werden würde. »Stepney«, erwiderte Cook. Oree bat ihn, das Wort zu wiederholen, bis er es auszusprechen im Stande sei. Dann riefen hundert Individuen wie aus einem Munde: »Stepney, Moranïo Toote! Stepney, die Grabstätte Cook's!« Der große Seefahrer ahnte, als er diese Antwort gab, freilich weder das traurige Schicksal, das seiner wartete, noch die Mühe, welche seine Landsleute haben sollten, seine irdischen Ueberreste aufzufinden.

Oedidi, der mit den Engländern zuletzt doch noch bis Huaheine gegangen war, fand hier nicht denselben begeisterten Empfang wie in Tahiti. Uebrigens waren seine Reichthümer sehr zusammengeschmolzen und sein Ansehen hielt damit gleichen Schritt.

»Auch er bewahrheitete das alte Sprichwort, heißt es in dem Berichte, daß der Prophet im Vaterlande niemals etwas gilt.... Er verließ uns mit großem Bedauern, das seine Werthschätzung der genossenen Gastfreundschaft deutlich[204] erkennen ließ; als er sich trennen sollte, lief er von Kabine zu Kabine und umarmte Jeden, den er fand. Den Seelenzustand des jungen Mannes bei seinem Scheiden vermag ich nicht erschöpfend zu schildern; sein Augen hefteten sich auf das Schiff unter reichlichen Thränen und er warf sich verzweifelt auf den Boden seiner Pirogue. Als er die Riffkette passirt, sahen wir ihn noch immer mit nach uns ausgebreiteten Armen dastehen!«

Am 6. Juni sah Cook Wallis', von den Eingebornen Mohipa genannte Insel Hove; einige Tage später entdeckte er eine Gruppe mehrerer unbewohnter Eilande, innerhalb eines Klippengürtels, der er, zu Ehren eines Lords der Admiralität, den Namen »Palmerston« gab.

Am 20. bekam man eine steile Felseninsel in Sicht. Mit großen Bäumen und Strauchwerk bedeckt, bot sie nur einen sehr schmalen, sandigen Strand, auf dem sehr bald mehrere Eingeborne von tiefdunkler Farbe zusammenliefen. Zwar versuchten sie, mit einer Lanze und einer Keule bewaffnet, zuerst eine drohende Haltung anzunehmen, zogen sich aber sofort zurück, als die Engländer dem Ufer näher kamen. Kurz darauf belästigten viele Krieger, die sich in einiger Entfernung hielten, die Fremden durch einen Hagel von Pfeilen und durch Steinwürfe. Sparrman wurde am Arme verwundet und Cook wäre bald von einem Wurfspieße durchbohrt worden. Eine gut gezielte Gewehrsalve zerstreute die ungastlichen Insulaner und deren feindseliger Empfang erwarb ihrem Lande den Namen der »Insel Sauva«.

Vier Tage nachher kam Cook wieder nach dem Tonga-Archipel. Er ging diesesmal bei Namuka, Tasman's Rotterdam, an's Land.

Kaum hatte das Fahrzeug Anker geworfen, als es auch schon von einer Menge, mit Bananen und Früchten aller Art beladenen Piroguen umringt wurde, deren Inhalt man gegen Nägel und alte Stückchen Stoffe eintauschte. Dieser freundliche Empfang bestimmte die Naturforscher, an's Land zu gehen und zur Aufsuchung neuer Pflanzen und bisher unbekannter Producte in das Innere der Insel einzudringen. Bei der Rückkehr konnten sie die Schönheit und die pittoresken Reize der gesehenen Landschaften, sowie die Zuvorkommenheit und Zutraulichkeit der Ureinwohner gar nicht genug rühmen.

Schon waren mehrere kleine Diebereien vorgekommen, als ein größerer, frech ausgeführter Diebstahl den Commandanten nöthigte, mit aller Strenge dagegen einzuschreiten. Bei dieser Gelegenheit wurde ein Eingeborner, der sich der Beschlagnahme zweier Piroguen widersetzte, welche die Engländer bis zur[205] Wiederherbeischaffung der entwendeten Waffen in Pfand nehmen wollten, durch einen Flintenschuß schwer verwundet. Cook gab den Insulanern übrigens während dieses zweiten Besuches den Namen des Archipels der Freunde – ohne Zweifel per Antiphrasin, – eine Bezeichnung, die man später gegen den ursprünglichen Namen »Tonga« vertauscht hat.

Nach Westen immer weiter segelnd, lief der unermüdliche Forscher nach und nach die Inseln der Leprosen, Aurora, Pentecoste und endlich Mallicolo an, den Archipel, der von Bougainville den Namen der »Neuen Cycladen« erhalten hatte.

Des Kapitäns Befehle lauteten wie immer dahin, mit den Eingebornen stets in freundschaftliche Handelsbeziehungen zu treten. Der erste Tag verlief hier auch ganz nach Wunsch, die Insulaner feierten sogar die Ankunft der Engländer durch Spiele und Tänze; schon am nächsten Morgen führte aber ein an sich unerheblicher Zwischenfall einen allgemeinen Zusammenstoß herbei.

Ein Eingeborner, dem man den Zutritt zu dem Schiffe verweigert hatte, machte Miene, auf einen Matrosen einen Pfeil abzuschießen. Zuerst suchten ihn seine Landsleute davon abzuhalten. Da kam Cook eben mit einem Gewehr in der Hand auf das Deck. Er richtete sofort einige Worte an den Wilden, der schon wieder nach dem Matrosen zielte. Ohne jedoch auf ihn zu hören, wollte jener nun auf den Commandanten selbst schießen, doch dieser kam ihm zuvor und verletzte ihn mit einer Kugel. Das war das Signal zu einem allgemeinen Angriffe. Eine ganze Wolke von Pfeilen flog auf das Verdeck, ohne glücklicher Weise besonderen Schaden anzurichten. Cook mußte sich immerhin entschließen, einen Kanonenschuß über die Köpfe der Feinde abzufeuern, um jene zu vertreiben.

Wenige Stunden später näherten sich die Eingebornen aber dem Schiffe wieder und knüpften den unterbrochenen Tauschhandel an, als ob gar nichts vorgefallen wäre.

Cook benutzte die eingetretene bessere Stimmung, mit einer bewaffneten Abtheilung zur Aufsuchung von Holz und Wasser an's Land zu gehen. Vier bis fünf bewaffnete Eingeborne befanden sich am Strande. Aus diesen trat ein Häuptling hervor und näherte sich dem Kapitän mit einem grünen Zweige in der Hand, wie auch dieser einen solchen emporhielt. Die beiden Zweige wurden ausgetauscht, der Friede abgeschlossen und einige kleine Geschenke zur Bekräftigung desselben gewechselt. Cook erhielt nun die Erlaubniß, Holz nach Belieben zu entnehmen, doch ohne sich dabei zu weit vom Ufer zu entfernen, und auch[206] die Naturforscher, welche sich nur studienhalber mehr in das Innere des Landes begeben wollten, führte man trotz ihres Widerspruches dahin zurück.

Auffallender Weise legten die Eingebornen auf eiserne Werkzeuge sehr wenig Werth, auch gelang es nur schwer, sich mit den erwünschten Provisionen zu versehen. Nur Wenige ließen sich darauf ein, ihre Waffen gegen Stoffe und dergleichen auszutauschen, diese verfuhren aber mit einer den Engländern bisher nicht bekannten Rechtlichkeit. Schon war die »Resolution« unter Segel, als der Handel sich noch immer fortsetzte und die Eingebornen dem Schiffe mit dem Aufgebote aller Kräfte folgten, um noch solche Gegenstände abzuliefern, für welche sie den bedungenen Preis schon erhalten hatten. Einem derselben gelang es, das Fahrzeug einzuholen; dieser brachte einem Matrosen seine Waffen, für welche er bezahlt worden war, während der Empfänger sich dessen schon nicht mehr erinnerte. Als ihm der Matrose nun etwas dafür geben wollte, schlug es der Wilde ab, indem er ihm zu verstehen gab, daß er schon bezahlt sei.

Cook gab dem Hafen, den er am Morgen des 23. Juli verließ, den Namen »Port-Sandwich«.

Nahm der Kapitän nun einen so günstigen Eindruck von den moralischen Eigenschaften der Bewohner von Mallicolo mit sich hinweg, so war das doch bezüglich ihrer äußeren Erscheinung keineswegs der Fall. Im Gegentheile erscheinen die Bewohner bei ihrer kleinen, unproportionirten Gestalt, der bronzenen Hautfarbe und dem flachen Gesichte mehr als häßlich. Wären Darwin's Theorien schon bekannt gewesen, so hätte Cook in ihnen zweifelsohne jene Zwischenstufe zwischen Mensch und Affe erkannt, deren Mangel die Anhänger der Transformation noch immer in Verzweiflung setzt. Ihre schwarzen, groben, krausen und kurzen Haare und der buschige Bart trugen zur Verbesserung ihres Aussehens auch nicht besonders bei. Den wunderbarsten Eindruck machte aber ihre unerklärliche Gewohnheit, den Leib mittelst eines Strickes so fest einzuschnüren, daß sie fast einer großen Ameise glichen. Ohrgehänge von Schildkrötenschalen. Armbänder aus Schweinezähnen, große Ringe aus Muscheln und ein weißer flacher Stein, den sie durch die Nasenscheidewand gesteckt trugen, bildeten ihre Kleinodien und ihren Schmuck. Als Waffen führten sie Bogen und Pfeile, nebst einer Lanze und Keule. Die oft doppelten oder dreifachen Spitzen ihrer Pfeile benetzten sie mit einer Substanz, welche die Engländer für giftig hielten, da sie bemerkten, daß die Eingebornen jene immer ängstlich in einer Art Köcher verwahrten.[207]

Kaum hatte die »Resolution« Port-Sandwich verlassen, als die ganze Besatzung von Kolik, Erbrechen und heftigen Schmerzen im Kopfe und in den Beinen befallen wurde, was jedenfalls von zwei eben gefangenen und aufgezehrten großen Fischen herrührte, die von der weiter oben erwähnten Drogue betäubt worden sein mochten. Zehn volle Tage vergingen, bevor die Erkrankten wieder gänzlich hergestellt waren. Ein Papagei und ein Hund, welche gleichfalls von jenem Fischfleisch fraßen, verendeten am nächsten Tage. Quiros' Gefährten hatten seinerzeit dieselbe Erscheinung beobachtet und auch später sind noch wiederholte Fälle ähnlicher leichter Vergiftung vorgekommen.

Von Mallicolo aus steuerte Cook nach der Insel Ambrym, welche einen Vulkan zu enthalten scheint, und entdeckte bald eine Gruppe kleiner Eilande, denen er zu Ehren des Professors der Astronomie in Cambridge den Namen »Shepherd-Inseln« gab. Dann bekam er die Inseln der Beiden Hügel, Montagu, Hinchinbrook und endlich die bedeutendste derselben, die Insel Sandwich, nicht zu verwechseln mit dem Archipel gleichen Namens, in Sicht. Alle diese durch Klippen verbundenen und geschützten Inseln waren mit reicher Vegetation bedeckt und zahlreich bevölkert.

Zwei geringfügige Vorfälle nur störten die gewohnte Ruhe an Bord. Einmal brach eine Feuersbrunst aus, welche bald gelöscht wurde, und ein anderes Mal fiel ein Marinesoldat in's Meer, wurde jedoch sofort gerettet.

Am 3. August entdeckte man die Insel Koro-Mango, bei der der Befehlshaber anhalten ließ, da er hier Wasser und einen geeigneten Ankerplatz zu finden hoffte. Die meisten Derjenigen, welche durch den Genuß der schädlichen Fische von Mallicolo erkrankt waren, befanden sich auch jetzt noch nicht ganz wohl und erwarteten von einem Aufenthalte am Lande eine schnellere Wiederherstellung. Der Empfang aber, den sie seitens der mit Keulen, Lanzen und Bogen bewaffneten Eingebornen fanden, versprach nicht zu viel Gutes. Der Kapitän ging also möglichst vorsichtig zu Werke. Da jene sahen, daß sie die Engländer nicht bestimmen konnten, ihre Schaluppe ganz an den Strand zu legen, so versuchten sie, dieselben dazu zu zwingen. Ein Häuptling und mehrere Andere bemühten sich, den Matrosen die Ruder zu entreißen. Cook wollte auf sie schießen, es brannte aber nur der Zündsatz seines Gewehres ab. Sofort wurden die Engländer nun mit Steinen und Pfeilen überschüttet. Der Kapitän befahl darauf, eine allgemeine Salve abzugeben; zum Glück versagte die Hälfte der Musketen, sonst wäre hier gewiß viel Blut geflossen.
[208]

Typus der Sandwich-Insulaner. [Facsimile. Alter Kupferstich.] (S. 207.)
Typus der Sandwich-Insulaner. [Facsimile. Alter Kupferstich.] (S. 207.)

»Diese Insulaner, sagt Forster, scheinen einem anderen Stamme anzugehören als die Bewohner von Mallicolo; auch sprechen sie eine andere Sprache. Sie sind von mittlerer Größe, aber gut gebaut, und ihre Gesichtszüge machen keinen so unangenehmen Eindruck; ihre Haut ist tiefbraun von Farbe und sie bemalen sich das Antlitz, die Einen schwarz, die Anderen roth; ihre Haare sind lockig und doch ziemlich weich. Die wenigen Frauen, die mir vorkamen, schienen sehr häßlich zu sein... Piroguen sah ich nirgends an der Küste; die Leute[209] leben in Häusern mit einem Dache aus Palmenblättern, und ihre sorgsam gearbeiteten Pflanzungen sind mit Rosenhecken eingefaßt.«

An einen zweiten Landungsversuch war unter diesen Umständen natürlich nicht zu denken. Cook taufte die Stelle, wo jener Zusammenstoß stattfand, das »Cap der Verräther«, und segelte nach einer zwei Tage vorher gesehenen Insel, welche die Eingebornen »Tanna« nannten.

»Hier bemerkten wir, sagt Forster, unter mehreren Hügeln einen von deutlich kugelförmiger Gestalt mit einem Krater in der Mitte; er war braunroth von Farbe und bestand aus einer Anhäufung von verbranntem, völlig unfruchtbarem Gesteine. Von Zeit zu Zeit sprang daraus eine hohe, fast einem Baume ähnliche Rauchsäule empor, deren oberer Theil sich desto mehr verbreiterte, je mehr sie in die Höhe stieg.«

Die »Resolution« sah sich bald von etwa zwanzig Piroguen umringt, deren größte fünfundzwanzig Mann trugen. Diese suchten sich sofort Alles anzueignen, was sie erlangen konnten, wie Bojen, Flaggen und die Haspen des Steuers, das sie abzuheben versuchten. Man mußte einen Vierpfünder abfeuern, um jene zurückzutreiben, und ging hierauf an's Land. Trotz Vertheilung vieler kleiner Geschenke gelang es doch nicht, die Stehlsucht dieses Volkes zu unterdrücken. Es liegt auf der Hand, daß das mindeste Mißverständniß hier zum Blutvergießen hätte führen müssen.

Cook durfte wohl annehmen, daß diese Eingebornen auch Menschenfleisch verzehren, obwohl sie Schweine, Hühner, Wurzeln und Früchte im Ueberflusse besaßen.

Eigentlich verbot es die Klugheit, sich vom Strande weit zu entfernen. Forster wagte sich aber doch einmal ein Stück in das Land hinein und entdeckte dabei eine so heiße Quelle, daß man die Hand nicht eine Secunde lang in dieselbe eintauchen konnte.

Trotz aller Bemühungen gelang es den Engländern doch nicht, bis zu dem eigentlichen Vulkan zu gelangen, der Feuerstrahlen und Rauchsäulen bis zu den Wolken ausstieß und gewaltige Steine hoch in die Luft schleuderte. Solfataren gab es überall in großer Menge und der Erdboden zitterte unausgesetzt unter der Wirkung der mächtigen Naturkräfte im Schoße der Erde.

Ohne ihre Zurückhaltung aufzugeben, wurden die Bewohner von Tanna nach und nach doch etwas zugänglicher, so daß sich einiger Verkehr mit ihnen entwickelte.[210]

»So lange wir sie nicht reizten, sagt Cook, erwiesen sich die Leute überaus gastfreundlich, höflich und von gutem Charakter.... übrigens sind sie ja auch ihres ersten Auftretens wegen gewiß nicht zu tadeln, denn was sollten sie von uns halten, da sie doch unmöglich unsere wahre Absicht errathen konnten? Wir fuhren in ihren Hafen ein, ohne daß sie sich dem widersetzten; wir suchten zwar als Freunde das Land zu betreten, auf ihre Weigerung hin setzten wir uns dennoch durch die Uebermacht unserer Waffen daselbst fest. Was sollten die Insulaner unter solchen Verhältnissen nun von uns denken? Es liegt durch wohl am nächsten, daß sie glaubten, wir seien vielmehr gekommen, uns ihres Landes zu bemächtigen, als sie nur freundschaftlich zu besuchen. Nur allein die Zeit und die nähere Berührung konnten sie ja von unseren besseren Absichten überzeugen.«

Jedenfalls vermochten sich die Engländer jedoch niemals zu erklären, warum man ihnen stets den Zutritt zu den inneren Theilen des Landes verwehrte. War das die Wirkung eines von Natur etwas allzu mißtrauischen Charakters, oder waren sie vielleicht häufigen feindlichen Einfällen seitens ihrer Nachbarn ausgesetzt, wofür ihr Kampfesmuth und die Gewandtheit im Gebrauche der Waffen zu sprechen schienen? Darüber war etwas Sicheres nicht zu erfahren.

Da die Eingebornen auf Alles, was die Engländer ihnen zu bieten vermochten, keinen hohen Werth legten, so brachten sie auch jenen Früchte und Wurzeln, welche dieselben so nöthig brauchten, nur in geringer Menge herbei. Niemals wollten sie z.B. Schweine vertauschen gegen Aexte und dergleichen, obwohl sie deren Nutzen wohl einsahen.

Die Bodenerzeugnisse der Insel bestanden übrigens hauptsächlich aus Brotfruchtbäumen, Cocosnüssen, einer Frucht, welche der Pfirsiche ähnelte und »Pavie« genannt wurde, Yamswurzeln, Pataten, wilden Feigen, Muscatnüssen und mehreren anderen, welche Forster nicht kannte.

Cook verließ Tanna am 21. August, kam nach und nach an den Inseln Erroumann und Annatom vorüber, segelte längs der Sandwichs-Inseln hin, passirte Mallicolo, sowie Quiros, Terra del Espiritu Santo, wo er auch die Baien St. Jacques und St. Philipp unschwer wiedererkannte, und verließ nun endgiltig diesen Archipel, den er mit dem Namen die »Neuen Hebriden« bezeichnete, unter dem sie noch heute bekannt sind.

Am 5. September machte der Commandant eine neue Entdeckung. Das Land, welches er fand, hatte noch niemals eines Europäers Fuß betreten.[211]

Es war das der nördlichste Theil von Neu-Caledonien; der zuerst gesehene Punkt wurde Cap Colnett genannt, nach dem Namen eines Freiwilligen, der ihn vor allen Anderen erblickt hatte. Die Küste war von einem Klippengürtel umschlossen, hinter dem zwei bis drei Piroguen auf dem stilleren Wasser glitten, als wollten sie den Fremden entgegenkommen. Mit Aufgang der Sonne zogen sie jedoch die Segel ein und wurden nicht wieder gesehen.

Nach zweistündigem Laviren vor den äußeren Rissen fand Cook eine Einbuchtung, wo er das Land erreichen konnte. Er steuerte auf dieselbe zu und ging bei Balade vor Anker.

In der nächsten Umgebung bedeckte nur ein weißliches Gras den scheinbar unfruchtbaren Boden. In der Ferne sah man dagegen einzelne Bäume mit weißlichem Stamme, deren Gestalt etwa an die Weiden erinnerte. Es waren »Niaoulis«. Gleichzeitig bemerkte man auch einige, den Bienenstöcken ähnliche Häuser.

Kaum sank der Anker in den Grund, als etwa fünfzehn Piroguen das Schiff umringten. Die Eingebornen kamen vertrauensvoll heran und boten, was sie besaßen, zum Tausche an. Einige bestiegen sogar das Fahrzeug selbst und nahmen es in allen Ecken neugierig in Augenschein. Sie schlugen es ab, von den ihnen angebotenen Speisen, wie Apfelmus, Rindfleisch oder gesalzenem Schweinefleisch, zu genießen, probirten aber wenigstens die Yamswurzeln. Am meisten erstaunten sie über die Ziegen, Schweine, Hunde und Katzen, Thiere, welche ihnen gänzlich unbekannt sein mußten, da sie für dieselben nicht einmal Bezeichnungen hatten. Nägel, wie überhaupt alle eisernen Geräthschaften und rothgefärbte Stoffe, schienen bei ihnen in hohem Preise zu stehen. Die großen und starken wohlgebauten Eingebornen mit gepflegtem Haare und Bart und tiefbrauner Hautfarbe redeten eine Sprache, die mit keiner der von den Engländern bis jetzt vernommenen Aehnlichkeit hatte.

Bei seiner Landung wurde der Kapitän mit dem Ausdrucke der größten Freude und natürlichen Erstaunens seitens eines Volkes aufgenommen, das zum ersten Male Gegenstände sah, von denen es noch niemals eine Ahnung gehabt hatte. Mehrere Häuptlinge geboten der Menge Stillschweigen und begannen eine kurze Ansprache, worauf Cook mit der gewohnten Vertheilung von Kleinigkeiten begann. Dann mischten sich die Officiere unter die Menge, um diese aus der Nähe zu beobachten. Einzelne Eingeborne schienen mit einer Art Aussatz behaftet zu sein, wenigstens waren ihre Arme und Beine manchmal ganz unförmlich[212] angeschwollen. Fast vollständig nackt, benutzten sie als Kleidung nur einen um die Taille geschlungenen Strick von dem ein Stück Stoff herabhing. Verschiedene trugen ungeheure, cylindrische, an beiden Seiten offene Hüte, welche ungefähr den Mützen der ungarischen Hußaren glichen.

An ihren gespaltenen und lang gezogenen Ohren hingen Ringe von Muscheln oder kleine Rollen von Zuckerrohrblättern. Bald traf man auf ein kleines Dorf hinter den Mangobäumen, welche das Ufer umsäumten. Rings um dasselbe befanden sich Pflanzungen von Zuckerrohr, Yamswurzeln und Bananen, die von einem kleinen, aus einem gemeinschaftlichen Wasserlaufe geleiteten Kanal bewässert wurden.

Cook gewann indeß bald die Ueberzeugung, daß er von diesem Volke nichts erhalten könne, als höchstens die Erlaubniß, frei in der Gegend umherzuschweifen.

»Die Eingebornen, sagt er, lehrten uns einige Worte ihrer Sprache, welche mit denen der anderen Insel in keiner Beziehung stand. Ihr Charakter war sanft und friedlich. Kamen wir bei ihren Hütten vorüber und redeten wir sie an, so gaben sie wohl Antwort; setzten wir aber unseren Weg fort, ohne uns weiter an sie zu wenden, so schenkten sie uns nicht die geringste Aufmerksamkeit. Nur die Frauen schienen etwas neugieriger zu sein und versteckten sich gern in seitab liegende Büsche, um uns zu betrachten; doch wagten sie sich ohne Begleitung der Männer nie in unsere Nähe.

Sie zürnten weder, noch erschraken sie darüber, daß wir Vögel durch Flintenschüsse erlegten; im Gegentheile liefen, wenn wir in der Nähe der Häuser waren, junge Leute herbei, welche uns solche zeigten, wahrscheinlich um des Vergnügens willen, sie schießen zu sehen. Gerade in der jetzigen Jahreszeit mochten sie weniger Beschäftigung haben; das Land hatten sie schon bestellt und Wurzeln und Bananen gesteckt, deren Ernte erst im nächstfolgenden Sommer eintrat; vielleicht waren sie eben deshalb weniger als sonst im Stande, uns von ihren Vorräthen abzulassen, denn man darf wohl voraussetzen, daß auch sie der Sitte der Gastfreundschaft huldigten, welche die Insulaner der Südsee für alle Reisenden so interessant macht.«

Was Cook über die Indolenz der Neu-Caledonier sagt, stimmt völlig mit der Wahrheit überein. Was deren Charakter betrifft, so dauerte sein Aufenthalt an der Küste doch etwas zu kurze Zeit, um denselben richtig beurtheilen zu können, und jedenfalls ahnte er nicht im mindesten, daß auch dieses Volk der entsetzlichen Sitte der Anthropophagie huldigte. Er fand hier nur wenig Vögel[213] vor, darunter Wachteln, Turteltauben, Tauben, Sultanhühner, wilde Enten, auch Schmetterlinge und einige in wildem Zustande lebende Hausvögel. Von vierfüßigen Thieren sah er kein einziges, und so blieben auch alle seine Bemühungen, sich Proviant zu verschaffen, gänzlich fruchtlos.

Auf Balada unternahm der Befehlshaber wiederholte Ausflüge in das Land hinein und bestieg z.B. auch einen Gebirgszug, um von da aus einen Gesammtblick über die Umgegend zu gewinnen. Von dem Gipfel eines Felsens aus sah er zu beiden Seiten das Meer und überzeugte sich, daß Neu-Caledonien, hier wenigstens, nicht mehr als zehn Meilen Breite hatte. Im Allgemeinen ähnelte das Land einigen, etwa unter derselben Breite gelegenen Bezirken von Neu-Holland.

Auch die Naturerzeugnisse schienen nahezu dieselben zu sein, ebensowie die Wälder des Unterholzes, ganz wie auf jener größeren Insel, ermangelten. Ferner machte man die Beobachtung, daß die Berge hier Erzlager enthielten, was durch die neuerlichen Auffindungen von Gold, Eisen, Kupfer, Nickel und Steinkohle bestätigt worden ist.

Der nämliche Zufall, der die Besatzung in der Gegend von Mallicolo so empfindlich betroffen hatte, sollte sich auch hier wiederholen.

»Mein Buchführer, sagt Cook, kaufte einen von einem Indianer in der Nähe des Wasserplatzes gefangenen Fisch und sendete mir denselben an Bord. Das uns noch ganz unbekannte Exemplar, das äußerlich etwa den sogenannten Seesonnen glich, gehörte zu Linné's Familie der ›Tetrodon‹. Sein häßlicher Kopf war groß und lang. Ohne Ahnung, daß derselbe giftig sein könne, befahl ich, ihn für das Abendbrot zurecht zu machen. Glücklicher Weise nahm die genaue Beschreibung und das Abzeichnen desselben so viel Zeit in Anspruch, daß man ihn nicht kosten konnte und deshalb nur die Leber desselben briet. Nur die beiden Herren Forster und ich selbst hatten davon genossen, dafür überfiel uns gegen drei Uhr Morgens eine ungemeine Schwäche und Abgeschlagenheit in allen Gliedern. Ich verlor dabei fast jedes Gefühl und konnte z.B. schwere und leichte Körper, wenn ich sie bewegen wollte, nicht mehr unterscheiden. Ein Gefäß voll Wasser und eine Vogelfeder besaß für mich das nämliche Gewicht. Wir gebrauchten nun ein Brechmittel und versuchten dann tüchtig zu schwitzen, was uns eine merkliche Erleichterung verschaffte. Am Morgen ward eines der Schweine, das die Eingeweide des Fisches verschlungen hatte, todt gefunden. Als die Eingebornen an Bord kamen und den noch aufgehängten Fisch bemerkten, machten[214] sie uns sofort darauf aufmerksam, daß das eine ungesunde Nahrung sei; sie gaben ein wahres Entsetzen vor demselben zu erkennen, als man uns denselben aber verkaufte, und selbst, nachdem wir ihn mitgenommen hatten, verrieth Niemand einen solchen Abscheu.«

Cook ließ einen großen Theil der Ostküste aufnehmen. Während dieser Arbeit traf man einen Eingebornen, der ebenso weiß wie ein Europäer aussah, was man von einer gewissen Krankheit herleitete. Wirklich war der Mann ein Albino, ähnlich denjenigen, die wir auf Tahiti und den Gesellschaftsinseln gesehen hatten.

Der Commandant, der auch in Neu-Caledonien die Schweinezüchterei einführen wollte, mußte sich viele Mühe geben, die Eingebornen zur Annahme eines Ebers und einer Zuchtsau zu bestimmen. Erst als er die Vortrefflichkeit dieses Thieres und die Leichtigkeit der Fortpflanzung desselben rühmte, auch seinen Werth noch etwas übertrieb, gestatteten jene deren Ausschiffung an den Strand.

Alles in Allem schildert Cook die Neu-Caledonier als große, kräftige, bewegliche und friedliche Menschen; vorzüglich schreibt er ihnen eine gar seltene Eigenschaft zu: sie waren keine Diebe! Seine Nachfolger in diesem Lande, und vor Allem d'Entrecasteaux, mußten zu ihrem Nachtheile erfahren, daß die Insulaner diese löbliche Eigenschaft nicht mehr bewahrt hatten.

Einige derselben besaßen dicke Lippen und abgeplattete Nasen und überhaupt ganz das Aussehen eines Negers. Ihre von Natur lockigen Haare trugen dazu noch mehr bei.

»Soll ich über die Abstammung dieses Volkes urtheilen, sagt Cook, so würde ich es für eine Mittelrace zwischen den Einwohnern von Tanna und den Freundschaftsinseln, oder vielleicht zwischen denen von Tanna und Neuseeland erklären, weil seine Sprache eine Mischung derjenigen der genannten drei Länder zu sein scheint.«

Die vielfachen Angriffswaffen der Eingebornen, wie Keulen, Lanzen, Wurfspieße, Schleudern und dergleichen, wiesen auf die Häufigkeit der Kriege unter ihnen hin. Die mit den Schleudern geworfenen Steine waren geglättet und von eiförmiger Gestalt. Ihre in runder Form errichteten Häuser glichen etwa Bienenkörben, und das sehr hohe Dach derselben lief oben in eine scharfe Spitze aus.


Die Eingebornen kamen vertrauensvoll heran. (S. 212.)
Die Eingebornen kamen vertrauensvoll heran. (S. 212.)

Darin befanden sich ein oder zwei stets in Brand stehende Feuerherde, deren Rauch freilich keinen anderen Ausgang hatte als die Thür, so daß der Aufenthalt[215] in den Hütten für Europäer so gut wie unerträglich war. Die Bewohner ernähren sich nur von Fischen, Wurzeln, darunter die Yamswurzel und der »Taro«, und von der Rinde eines nur wenig zuckerhaltigen Baumes. Bananen, Zuckerrohr und Brotfruchtbäume gediehen in dem Lande nur vereinzelt, und Cocosbäume entwickelten sich nicht so kräftig wie auf den von der »Resolution« vorher besuchten Inseln. Die Anzahl der Einwohner hätte man anfangs wohl als ziemlich beträchtlich schätzen können; Cook bemerkt dazu aber sehr richtig, daß seine Ankunft ein Zusammenströmen aller Menschen aus der ganzen[216] Nachbarschaft veranlaßt habe; und Lieutenant Pickersgill gewann auch, während seiner hydrographischen Aufnahme, die Ueberzeugung, daß das Land nur dünn bevölkert sei. Die Neu-Caledonier pflegen ihre Todten zu begraben. Einige Leute von der Besatzung besuchten ihre Kirchhöfe und vorzüglich das Grab eines Häuptlings, einen mit ringsum aufgestellten Lanzen, größeren und kleineren Wurfspießen und anderen Waffen geschmückten Hügel.

Am 13. September verließ Cook den Hafen von Balada und segelte immer längs der Küste Neu-Caledoniens hin, ohne daß es ihm gelang, sich frische[217] Nahrungsmittel zu verschaffen. Fast überall bot das Land denselben Anblick trostloser Unfruchtbarkeit. Ganz im Süden dieses ausgedehnten Landes fand man endlich eine kleine Insel, welche wegen der großen Anzahl der dieselbe bedeckenden Bäume die »Insel der Pinien« genannt wurde.


Das sehr hohe Dach derselben lief oben in eine scharfe Spitze aus. (S. 215.)
Das sehr hohe Dach derselben lief oben in eine scharfe Spitze aus. (S. 215.)

Es war das eine Art preußischer Föhren, sehr geeignet zu Schiffbalken, welche die »Resolution« nothwendig brauchte. Cook schickte also auch eine Schaluppe mit Arbeitern an's Land, um solche Bäume zu fällen, welche ihnen passend erschienen. Viele derselben maßen im Durchmesser wohl zwanzig Zoll bei einer Höhe von siebzig Fuß, so daß man daraus bequem hätte Masten herstellen können, wenn das Schiff deren bedurft hätte. Die Entdeckung dieser Insel erschien deshalb von um so größerem Werthe, weil sie nebst Neuseeland bis jetzt die einzige war, welche im Pacifischen Ocean Masten und Raaen liefern konnte.

Während seiner südwärts nach Neuseeland gerichteten Fahrt begegnete Cook am 10. October auch einer kleinen, unbewohnten Insel, auf der die Botaniker eine große Menge noch unbekannter Pflanzenarten sammelten. Diese Insel Norfolk – so genannt zur Ehre der Familie Hovard – war dieselbe, welche später ein Theil der Empörer von der »Bounty« kolonisiren sollte.

Am 18. ging die »Resolution« noch einmal im Königin Charlotte-Kanal vor Anker. Die von den Engländern so sorgsam angelegten Gärten hatten die Neuseeländer zwar gänzlich vernachlässigt, dennoch waren einzelne Pflanzen überraschend gut gediehen.

Zuerst erschienen die Eingebornen sehr zurückhaltend und wenig geneigt, die alte Verbindung wieder zu erneuern. Als sie aber die früheren Freunde erkannten, bezeigten sie ihre Genugthuung durch das lauteste und ungebundenste Freudengeschrei. Auf die Frage, warum sie zuerst so scheu und fast furchtsam gewesen seien, gaben sie nur ausweichende Antwort, doch verstand man daraus so viel, daß wiederholt Schlachten und Mordthaten vorgekommen seien.

Natürlich nahmen Cook's Befürchtungen wegen der »Aventure«, von der er seit der letzten Rast an dieser Stelle keinerlei Nachricht hatte, dabei nur noch mehr zu; er konnte aber auf keine Weise die volle Wahrheit erfahren. Was hier vorgefallen, darüber sollte er sich erst am Cap der Guten Hoffnung klar werden, wo er Briefe des Kapitän Furneaux vorfand.

Nachdem er nochmals Schweine ausgeschifft, welche er mit aller Gewalt in Neuseeland heimisch machen wollte, ging der Commandant am 10. November wieder unter Segel und steuerte nun nach Cap Horn.[218]

Das erste Land, welches er nach einem sonst fruchtlosen Kreuzzug erblickte, war die Westküste von Feuerland in der Nähe der Magelhaens-Straße. »Der Theil von Amerika, der uns hier vor Augen kam, schreibt Kapitän Cook, bot einen sehr traurigen Anblick; er schien aus vielen kleinen, zerrissenen Inseln zu bestehen, welche zwar nicht hoch, aber ganz schwarz und offenbar unfruchtbar waren. Weiter rückwärts sahen wir ein hoch aufstrebendes zerklüftetes Land, fast bis zum Fuß mit Schnee bedeckt... es ist dies die wildeste Küste, die ich jemals gesehen habe, sie scheint gänzlich von Felsen, ohne die geringste Spur von Vegetation, erfüllt. Zwischen den Höhen gähnen tiefe Schluchten, deren überragende steile Gipfel hoch zum Himmel emporsteigen. Es giebt vielleicht keinen Punkt auf der Erde, der einen so trostlosen Anblick gewährt. Die Gebirge im Innern des Landes waren duchgängig mit Schnee bedeckt, das an der Küste dagegen nicht. Wir glaubten, daß jenes zu Feuerland selbst gehörte, während die übrigen kleine Inseln darstellten, deren Anordnung das Aussehen einer zusammenhängenden Küste gewährte.«

Trotzdem hielt es der Commandant für angezeigt, in dieser traurigen Einöde eine Zeit lang zu verweilen, um seiner Mannschaft wieder frische Lebensmittel zuzuführen. Am Weihnachts-Kanal, den er mit gewohnter Sorgfalt aufnahm, fand er auch bald einen günstigen Ankerplatz.

Die Jagd lieferte hier wenigstens einige Vögel, und Pickersgill brachte auch einmal außer vierzehn Enten dreihundert Seeschwalbeneier mit auf das Schiff.

»Das setzte mich in den Stand, sagt Cook jedem Mann etwas zuzutheilen; für die Matrosen ein um so größeres Vergnügen, als das Weihnachtsfest heran nahte und sie sich sonst dabei hätten mit Rind- und Pöckelschweinefleisch begnügen müssen.«

Einige Ureinwohner, von der Race, welche Bougainville Pescherähs genannt hatte, kamen ohne großes Zureden an Bord. Cook schilderte diese Wilden mit denselben Farben, deren sich schon der französische Seefahrer bediente. Dem verfaulten Seekalbfleische, mit dem sie sich gewöhnlich nährten, zogen sie die öligen Theile dieser Thiere vor, bemerkt der Kapitän, weil der Genuß dieses Thrans sie mehr gegen die Kälte schützt.

»Wenn man jemals, fügt er hinzu, den Vorzug des civilisirten Lebens vor dem der Wilden anzweifeln wollte, so dürfte wohl der erste Blick auf diese Leute zur Lösung einer solchen Frage hinreichen. Bevor man mir nicht nachweist, daß ein fortwährend von der Unbill des Klimas leidender Mensch glücklich ist,[219] schenke ich den schönen Worten der Philosophen keinen Glauben, da diese Herren doch wohl kaum Gelegenheit gefunden haben, die menschliche Natur unter allen Verhältnissen zu beobachten, oder wohl nicht selbst gefühlt haben, was sie sahen.«

Bald stach die »Resolution« wieder in See und segelte um das Cap Horn, passirte darauf die Lemaire-Straße und kam in Sicht von Staatenland, wo sie einen guten Ankerplatz fand. Diese Gewässer wimmelten von Walfischen, deren Paarungszeit jetzt eben war, wie von Seekälbern und Seelöwen, Pinguins und Cormorans (das sind kleine Seeraben) in geradezu zahllosen Schaaren.

»Doctor Sparrman und ich, sagt Forster, wurden hier auch von einem alten Seebären angefallen, während auf einem Felsen in der Nähe eine große Menge solcher Thiere saßen, welche dem Ausgange des Kampfes zu lauschen schienen. Der Doctor hatte sein Gewehr eben auf einen Vogel abgeschossen und wollte diesen aufheben, als der alte Bär grollend die Zähne zeigte und Anstalt machte, sich auf meinen Begleiter zu stürzen. Von meinem Sitzplatz aus streckte ich die Bestie durch einen Schuß nieder, worauf die anderen, als sie ihren Genossen sich am Boden wälzen sahen, eiligst nach der Seite des Meeres zu entflohen. Mehrere liefen dabei mit solcher Hast davon, daß sie zehn bis fünfzehn Ruthen tief auf spitzige Felsen stürzten. Dennoch glaube ich kaum, daß sie sich dabei besonderen Schaden zugefügt haben werden, denn ihr Fell ist sehr fest und das elastische Fett unter demselben giebt leicht jedem Drucke nach.«

Von Staatenland aus schlug Cook am 3. Januar einen südöstlichen Kurs ein, um diesen Theil des Oceans zu untersuchen, den einzigen, der ihm bisher entgangen war. Bald erreichte er Süd-Georgien, das Laroche 1675 entdeckt und Guyot Duclos, damals als Befehlshaber des spanischen Schiffes »Leone« 1756 wieder besucht hatte. Er bekam dasselbe etwa am 14. Januar 1775 zu Gesicht. An drei verschiedenen Punkten ging der Commandant an's Land und nahm dasselbe im Namen Georg's III. von England, nach dem er es taufte, in Besitz. Die Ufer der »Possessions-Bai«, wo er lag, umschlossen senkrechte Eisfelsen, ganz ähnlich denjenigen, die er früher in hohen südlichen Breiten sah.

»Das Innere des Landes, heißt es in dem Berichte, erscheint nicht minder wild und abschreckend. Die Felsen verbergen ihre Häupter in den Wolken und in den Thälern lagert der ewige Schnee. Man erblickte keinen Baum, nicht einmal einen mageren Strauch.«

Von Georgien aus drang Cook noch weiter nach Südosten, immer zwischen schwimmenden Eismassen, vor. Die fortwährenden Gefahren dieser Fahrt[220] erschöpften die Mannschaft auf's äußerste. Nach und nach wurden das südliche Thule, die Insel Saunders und Chandeleur und endlich Sandwich-Land entdeckt.

Diese unfruchtbaren und wüsten Inselgruppen werden für den Handel und die Geographie stets ohne praktischen Nutzen bleiben. Nach Feststellung ihrer Existenz hatte man keine Ursache, noch über dieselben hinaus vorzudringen, denn es konnten dabei die werthvollen Documente, welche die »Resolution« an Bord hatte, gar zu leicht auf's Spiel gesetzt werden.

Die Entdeckung dieser verlassenen Länder überzeugte Cook, »daß sich wohl auch in der Nähe des Poles noch Länderstrecken befinden mußten, wo sich der größte Theil des auf dem endlosen Ocean treibenden Eises bilden mochte«. Eine geistvolle Bemerkung, welche die Forschungsreisen des 19. Jahrhunderts nach allen Seiten bestätigen sollten.

Nach wiederholter, ebenso fruchtloser Aufsuchung von Bouvet's Cap Circoncision beschloß Cook nun, zum Cap der Guten Hoffnung zurückzukehren, wo er am 22. März 1775 eintraf.

Auch die »Aventure« hatte hier geankert und Kapitän Furneaux einen Brief zurückgelassen, der die Vorkommnisse von Neuseeland schilderte.

Am 13. November 1773 im Königin Charlotte-Kanal angelangt, hatte Furneaux Wasser und Holz einnehmen lassen und nachher unter Führung des Lieutenant Rowe ein Boot abgeschickt, um eßbare Pflanzen zu sammeln. Da er ihn weder am Abend, noch am nächsten Morgen zurückkehren sah, ließ Furneaux, ohne Ahnung von dem inzwischen Vorgefallenen, ihn aufsuchen und berichtet darüber Folgendes:

Nach mancher fruchtlosen Bemühung bemerkte der die Schaluppe commandirende Officier, als er am Strande, nahe der »Kräuter-Bucht« landete, einige verdächtige Anzeichen. Hier lagen nämlich Trümmer des Bootes und mehrere Schuhe, deren einer dem vermißten Officier gehört hatte. Gleichzeitig fand ein Matrose ein Stück frisches Fleisch, das man für Hundefleisch hielt, da die Gewohnheit der Menschenfresserei von dieser Bevölkerung noch nicht bekannt war.

»Wir öffneten später, sagt Kapitän Furneaux, etwa zwanzig am Ufer stehende und mit Stricken verschnürte Körbe. Die einen enthielten geröstetes Fleisch, die anderen Farrenwurzeln, welche den Eingebornen als Brot dienen. Bei weiterer Nachsuchung fanden wir auch eine Hand, in der wir die Thomas Hill's, an den nach Art der Tahitier darauf tätowirten Buchstaben T. H., wieder erkannten.«[221]

In einiger Entfernung bemerkte der Officier vier Piroguen und eine Menge Eingeborne um prasselnde Flammen versammelt. Die Engländer gaben auf dieselben Feuer und jagten damit die Neuseeländer in die Flucht, bis auf zwei, welche nur sehr kaltblütig zurückwichen. Einer derselben wurde noch nachträglich verwundet und die Matrosen gingen nun nach jener Stelle.

»Hier trat uns ein wahrhaft entsetzliches Bild vor die Augen; Köpfe, Herzen und Lungen mehrerer unserer Leute lagen im Sande umher und daneben bissen sich Hunde um die Eingeweide der Ermordeten.« Der Officier hatte zu wenig Mannschaft – nur zehn Mann – um für dieses scheußliche Blutbad Rache zu nehmen. Uebrigens schlug auch das Wetter um, die Wilden rotteten sich in großer Menge zusammen, und er mußte sich beeilen, die »Aventure« wieder zu erreichen.

»Ich glaube immerhin nicht, sagt Kapitän Furneaux, daß diese Schlächterei von Seiten der Wilden vorher geplant war; denn an demselben Morgen, da Rowe das Schiff verließ, begegnete er zwei Piroguen, welche in unserer Nähe an's Land gingen und stets in derselben Bucht liegen blieben. Das Blutbad wurde wahrscheinlich durch eine auf der Stelle ausgefochtene Streitigkeit hervorgerufen; vielleicht hatten unsere Leute auch jede vernünftige Vorsichtsmaßregel außer Acht gelassen, und die Gelegenheit verführte die Indianer. Die Neuseeländer traten überhaupt weniger scheu auf, als sie gesehen hatten, daß auch ein Flintenschuß nicht immer Schaden bringe, und daß man die Waffe erst laden müsse, bevor sie wieder zu gebrauchen sei.«

Bei diesem traurigen Vorfalle verlor die »Aventure« zehn ihrer besten Matrosen. Furneaux hatte Neuseeland am 23. December 1773 verlassen, das Cap Horn umschifft, am Cap der Guten Hoffnung gerastet und war am 14. Juli 1774 nach England zurückgekehrt.

Cook verließ nach Einnahme der nöthigen Nahrungsmittel und vollendeter Ausbesserung seines Schiffes die False-Bucht am 27. Mai, ging bei St. Helena, Ascension, Fernando de Noroncha und bei Fayal, einer der Azoren, an's Land, und lief am 29. Juli 1775 endlich in Plymouth ein. Er hatte während dieser langen Reise von drei Jahren und achtzehn Tagen nur den Verlust von vier Mann zu beklagen, ohne freilich die zehn Matrosen zu zählen, die auf Neuseeland ermordet wurden.

Niemals bisher lieferte eine Expedition eine so reichliche Ernte an Entdeckungen, an hydrographischen, physikalischen und ethnographischen Beobachtungen.[222]

Viele dunkle Punkte in den Berichten früherer Reisender waren durch die gelehrten und scharfsinnigen Untersuchungen Cook's aufgeklärt worden. Dazu kamen die wichtigen Entdeckungen Neu-Caledoniens und die der Osterinsel. Auch die so lange streitige Frage wegen des Vorhandenseins eines südlichen Festlandes erhielt endlich ihre Lösung. Der große Seeheld empfing nun auch sofort die durch seine Mühen und Arbeiten wohlverdiente Belohnung. Neun Tage nach seiner Ankunft schon wurde er zum Schiffskapitän, und am 29. Februar 1776 zum Mitglied der königlichen Gesellschaft der Wissenschaften zu London ernannt.

Quelle:
Jules Verne: Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts. Bekannte und unbekannte Welten. Abenteuerliche Reisen von Julius Verne, Band XXXIII–XXXIV, Wien, Pest, Leipzig 1881, S. 200-223.
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