Fünfzehntes Kapitel.

Aug' in Auge.

[236] War jetzt Thompsons Stern im Erbleichen? Ohne Zweifel hatten sich die Verhältnisse an Bord der »Seamew« verschlimmert. Die Hydra der Revolution erhob ihr Haupt immer kühner.

Am 30. Mai waren die Passagiere wie tags vorher ans Land gegangen. Wie tags vorher hatte die Tafel im Hôtel d'Angleterre sie vereinigt gesehen, und wie tags vorher waren sie ziel- und zwecklos in den Straßen Funchals und in dessen nächster Nachbarschaft umhergelaufen.

Als sie am Abend aber an Bord zurückgekehrt waren, hatte der Gedanke, daß sie noch vier Tage ebenso hinbringen sollten wie die zwei ersten, doch angefangen, sie mit Unmut so zu erfüllen, daß die Hälfte von ihnen es am 31. abschlug, sich überhaupt ans Land setzen zu lassen.

Thompson schien für diese Stimmung unempfänglich zu sein und nichts von der allgemeinen Unzufriedenheit zu bemerken. Ohne Widerspruch ließ er die Abtrünnigen gewähren, und strahlenden Gesichts schiffte er sich an der Spitze seiner zusammengeschmolzenen Phalanx ein, um den Vorsitz an der Frühstückstafel einzunehmen.

Bald genug mußte er jedoch sehen und hören lernen.[236]

An dem langweiligen, auf der Reede verbrachten Tage war unter den Widerspenstigen ein Komplott geschmiedet worden, und als der General-Unternehmer den Dampfer wieder betrat, konnte er nicht verkennen, daß unter den seiner Hut anvertrauten, sonst so friedliebenden Touristen eine gewisse Gärung herrschte. Hier lag entschieden ein Aufruhr in der Luft.

Am Morgen des 1. Juni, als sich denen, die darauf bestanden, die »Seamew« hier ferner nicht mehr zu verlassen, auch die übrigen angeschlossen hatten, kam dieser zum Ausbruch. Sie waren ebenso empört, ebenso wütend über die langweiligen zehn Stunden, die sie nun zum dritten Male mit dem einfältigen Umherirren in den Straßen Funchals hingebracht hatten, und auch fest entschlossen, diese Dummheit nicht zu wiederholen.

Als nun am 1. Juni die Zeit zur Überführung nach dem Lande gekommen war, sah sich Thompson infolgedessen allein an der Bordwandöffnung. Doch nein, nicht ganz allein: ein Getreuer war ihm geblieben, und zwar in Gestalt Van Piperbooms aus Rotterdam, dessen Ohr ja für jede von außen kommende Aufwiegelung geschlossen war.

Auf den blieb die revolutionäre Propaganda ohne Wirkung. Er versteifte sich unveränderlich darauf, den Schritten des einzigen zu folgen, dessen offiziellen Charakter er kannte, und Thompson wurde so langsam zum Kornak dieses Elefanten unter den Passagieren.

In den letzten drei Tagen hatte ihn Piperboom nicht eine Minute verlassen. Wohin Thompson ging, war er ihm ohne Bedenken gefolgt. Und jetzt hatte er sich auch eingestellt, der letzte Anhänger des von seinen Soldaten verlassenen Anführers.

Als er »sein Gefolge« auf diese einzige Einheit zusammengeschrumpft sah, war sich Thompson, trotz seiner gewöhnlich so sichern Haltung, doch darüber etwas unklar, ob er vom Dampfer wegfahren sollte oder nicht. Ja, was war hier zu tun? Er glaubte, Hamilton und Saunders sich zurufen zu hören: »Das Programm, Herr, das Programm!« und dem vermeintlichen Befehle der strengen Kritiker gehorchend, betrat er schon die erste Stufe der Treppe an der äußern Schiffswand, als sich unter den auf dem Spardeck versammelten Passagieren ein bedrohlicher Lärm erhob.

Unentschieden blieb Thompson noch einmal stehen. Im nächsten Augenblicke umringten ihn zwanzig wütende Gesichter.

Einer der Passagiere machte sich zum Sprecher seiner Gefährten.[237]

»Sie wollen also, mein Herr, sagte er, noch bemüht, seine Ruhe zu bewahren, Sie wollen also auch heute nach Funchal gehen?

– Ja gewiß, lieber Herr, antwortete Thompson mit der unschuldigsten Miene von der Welt.

– Und morgen? Und übermorgen?

– Wird dasselbe geschehen.

– Nun, mein Herr, erklärte ihm der Passagier mit unwillkürlich verstärkter Stimme, so erlaube ich mir, Ihnen ins Gesicht zu sagen, daß wir das sehr eintönig, sehr langweilig finden.

– Wäre es möglich? rief Thompson mit reizender Naivität.

– Ja gewiß, mein Herr! Eintönig im höchsten Grade! Man zwingt verständige Menschen nicht, eine Stadt wie Funchal sechs Tage hintereinander zu besuchen. Wir hatten auf weitre Spaziergänge, auf Ausflüge gerechnet.

– Aber ich bitte Sie, mein Herr, verteidigte sich Thompson, davon steht doch nichts im Programm.«

Der Sprecher holte mühsam Atem, wie einer, der sich zwingt, seinen Zorn zu bemeistern.

»Das ist wohl wahr, fuhr er fort, doch die Gründe dazu begreifen wir nicht. Wollen Sie uns nicht wenigstens sagen, warum für Madeira nicht ähnliche Veranstaltungen getroffen sind wie für die Azoren?«

Der eigentliche Grund dafür lag nun darin, daß sich die Preise gleichmäßig mit den Sitten der Menschen »zivilisieren«. Thompson fürchtete die Unkosten eines größern Ausfluges in dem von den Engländern verdorbenen Lande. Das konnte er den Reisenden doch unmöglich zugestehen.

»O, sehr einfach, erwiderte er, und nahm dabei sein verbindlichstes Lächeln zu Hilfe, die Agentur hat geglaubt, daß die Passagiere nicht böse darüber sein würden, von dem ungewohnten Marschieren in Reih und Glied einmal ausruhen zu können, und daß sie auf eigne Faust Ausflüge veranstalten würden was sich ja hier, wo die englische Sprache so verbreitet ist, um so leichter ausführen läßt, daß...

– Genug, da hat sich die Agentur geirrt, unterbrach ihn kurz angebunden der Wortführer des Spardeckes, und folglich...

– Geirrt! rief Thompson, der wieder den Sachwalter der klägerischen Partei unterbrach. Nur geirrt! Ich bin glücklich, zu hören, daß es nur ein einfacher Irrtum ist, den man mir zum Vorwurf macht.«[238]

Damit sprang er auf das Deck zurück und lief unter den Passagieren von dem einen zum andern.

»Sie wissen ja, meine Herren, die Agentur spart nichts, das Wohlbefinden ihrer Passagiere zu sichern und zu fördern. Sie schreckt, möchte ich sagen, vor gar nichts zurück.«

Er wurde immer wärmer.

»Ja ja, die Agentur, meine Herren! Sie ist die Freundin ihrer Passagiere! Eine unermüdliche, ergebne Freundin! Was sage ich doch? Eine Mutter ist sie für Sie, meine werten Herren!«

Thompson wurde zärtlich. Nur noch ein wenig mehr, und er hätte geweint.

»Zum Glück klagt sie niemand an, mit Vorsatz etwas außer acht gelassen zu haben, was zu Ihrem Vergnügen hätte dienen können. Eine solche Anklage hätte mich schmerzlich verwundet... empört, möchte ich fast sagen. Dagegen geirrt... nur geirrt, das ist ein ander Ding. Ich kann mich geirrt haben; ich gestehe es zu, mich geirrt zu haben. Jedermann kann sich irren. Das entschuldigt mich, meine Herren, ja, das entschuldigt mich doch. Ein Irrtum zählt nicht, nicht wahr, meine Herren?

– Wenn er eingesehen und verbessert, wieder gut gemacht wird, sagte der Passagier sehr frostig, nachdem er den nutzlosen Redeschwall hatte vorüberrauschen lassen.

– Wie denken Sie sich das, bester Herr? fragte Thompson höchst liebenswürdig.

– Nun, daß Sie gleich morgen einen Ausflug veranstalten, statt uns noch zwei Tage in Funchal kalt zu stellen.

– Das ist unmöglich! wehrte Thompson ab. Die Agentur hat dazu nichts vorbereitet, nichts vorgesehen. Zu einem solchen fehlt es uns obendrein an Zeit. Ein Ausflug muß reiflich überdacht, muß im voraus organisiert sein. Er verlangt vielseitige Vorbereitungen...«

Ein allgemeines Gelächter schnitt Thompson das Wort ab. Ach, sie waren ja so reizend, die Vorbereitungen, die die Agentur für die frühern Ausflüge getroffen hatte! Thompson ließ sich jedoch noch nicht aus dem Sattel heben.

»Rein unmöglich!« wiederholte er nur um so nachdrücklicher.

In seiner Stimme lag etwas, was andeutete, daß er bezüglich dieser Sache unerschütterlich sei. Der eingeschüchterte Sprecher bedrängte ihn nicht weiter.[239]

»Nun gut, dann fahren wir einfach ab!« rief eine höhnische Stimme unter den Passagieren.

Thompson, dem dieser Vorschlag höchst erwünscht kam, nahm ihn auf der Stelle an.

»Abfahren, meine Herren? Aber ich verlange ja gar nicht mehr. Die Agentur steht ganz zu Ihren Diensten, das brauche ich wohl nicht noch einmal zu versichern.

– Nun also, lassen Sie uns über die zeitigere Abreise abstimmen.

– Ja ja, wir wollen weiterfahren! riefen die Passagiere einstimmig.

– Es wird geschehen, wie Sie wünschen, erklärte Thompson. In diesem Falle, möchte ich sagen, wie bei jeder andern Gelegenheit!«

Er verzichtete jetzt darauf, ans Land zu gehen, und erteilte dem Kapitän Pip neue Anweisungen, während Piperboom, der schließlich eingesehen hatte, daß man heute nicht nach Funchal gehen würde, sich friedlich auf einem Lehnstuhle ausstreckte und die ihn nie verlassende Pfeife anzündete.

Immerhin konnte die Abfahrt nicht auf der Stelle erfolgen. Erst mußte noch die Rückkehr der acht Passagiere, die seit vorgestern abwesend waren, abgewartet werden. Vor fünf Uhr sollten diese voraussichtlich wieder an Bord sein.

Im Laufe dieses Tages hatte Thompson reichliche Gelegenheit, seine diplomatischen Fähigkeiten leuchten zu lassen. Trotz des von den streitenden Parteien unterzeichneten Friedensvertrages war in die Herzen doch noch kein wirklicher Friede eingezogen. Gegner und Freunde der überhasteten Abreise, als mit Stimmenmehrheit angenommener Aushilfe... Thompson hatte an Bord jetzt nur noch Feinde.

In dieser Hinsicht heuchelte er freilich eine bewundernswerte Unkenntnis. Niemand richtete ein Wort an ihn. Alle kehrten ihm fast den Rücken, sobald er vorüberkam. Alle diese Nadelstiche verletzten in jedoch nicht. Lächelnd wie gewöhnlich bewegte er sich mit gewohnter Ungezwungenheit unter den feindlichen Gruppen.

Gegen fünf Uhr fing er jedoch an, sich ziemlich schwer bedrückt zu fühlen. Jetzt sollten ja Hamilton und Saunders zurückkehren, und was würden diese gebornen Nörgler zu der neuen Abweichung vom Programme sagen? Thompson lief es eiskalt über den Rücken.

Es schlug aber die fünfte, sechste, siebente Stunde, ohne daß die Ausflügler erschienen. Beim Essen unterhielten sich die Passagiere über deren unerklärliches Ausbleiben, und die Familien Hamilton und Blockhead begannen schon, sich ernstlich um sie zu sorgen.[240]

Ihre Unruhe vermehrte sich noch weiter, als es dunkle Nacht wurde, ohne daß von den Abwesenden etwas zu sehen war. Was in aller Welt konnte ihnen zugestoßen sein?

»Alles, Herr Pastor, und noch etwas drüber,« sagte da vertraulich und mit fettiger Stimme Johnson zu dem Geistlichen Cooley, der vor dem Atem des sich klug dünkenden Trunkenbolds zurückwich.

Halb zehn Uhr entschloß sich Thompson eben, in Funchal Erkundigungen einzuziehen, als endlich ein Boot am Steuerbord der »Seamew« anlegte. Einen nach dem andern sah man die verspäteten Ausflügler, doch ach, in verminderter Zahl, auf dem Deck erscheinen.

Fröhlicher Weggang... traurige Heimkehr! Wie lang war er ihnen erschienen, dieser Rückweg nach Funchal!


 »Da sind wir!« (S. 245.)
»Da sind wir!« (S. 245.)

Zu Anfang hatte man sich da ausschließlich mit Dolly beschäftigt, der die Katastrophe fast den Verstand geraubt zu haben schien. Lange hatten sich alle vergeblich um die Ärmste bemüht. Nur Roger gelang es durch trostreichen Zuspruch einigermaßen, sie ihrer Verzweiflung zu entreißen.

Als endlich die Erschöpfung das erste Schluchzen des unglücklichen jungen Mädchens gemildert hatte, bot er alles auf, in ihr neue Hoffnung zu erwecken. Herr Morgan sei ja gewandt und mutig; er würde sicherlich die retten, für die er das Wagnis auf sich genommen hatte. Eine Stunde lang wiederholte Roger unermüdlich dieselbe Versicherung, und endlich kehrte wieder etwas Ruhe in Dollys verwundete Seele ein.

Dann unterstützte er sie auf dem Wege bis dahin, wo die Pferde warteten, setzte sie sanft in den Sattel und blieb an ihrer Seite, während er immer wieder seinen tröstlichen Zuspruch wiederholte.

Düster und von den eignen Gedanken eingenommen, hatte Jack Lindsay gar nicht versucht, sich zwischen beide zu drängen, er hatte nicht die Bande der Verwandtschaft benutzt, die Rolle des wohltuenden Trostspenders für sich zu beanspruchen.

Diese Gleichgültigkeit wäre den andern gewiß stark aufgefallen, wenn sie nicht durch den urplötzlichen Unglücksfall so betroffen gewesen wären, daß sie um sich her nichts bemerkten. Schweigend zogen sie hin, nur in Gedanken an das beklagenswerte Ereignis, das sich vor ihren Augen abgespielt hatte. Nicht[243] einer mochte wohl die Hoffnung teilen, die Roger in warmer Teilnahme Dolly zu suggerieren bemüht war.

Langsam waren sie den Weg gefolgt, der am Ostabhange des Curral das Freias bis zum Schnittpunkte der Neuen Straße hin verläuft, immer den Blick auf das schäumende Wasser gerichtet, dessen Wüten sich schon zu mildern schien. Erst mit Anbruch der Nacht erreichten sie die Neue Straße, die sie nun bald von dem Bergstrome abführte, worin zwei ihrer Freunde verschwunden waren.

Eine Stunde später waren sie in Funchal und ein Boot brachte sie nach der »Seamew«, wo Thompson sie mit angstgemischter Ungeduld erwartete.

Aus dieser Angst schöpfte Thompson jedoch den Mut der Verzweiflung; es schien ihm besser, allem mit einem Schlage ein Ende zu machen.

So war er den Nachzüglern mit offener Stirn entgegengetreten. Der erste, der im Ausschnitt der Bordwand erschien, war der Baronet. Das Zähneknirschen aber, das hinter diesem hörbar wurde, verriet die Nähe des furchtbaren Saunders. So stand Thompson dem einen von seinen beiden Feinden gegenüber, und der andre war auch nicht weit.

»Wie spät kommen Sie aber zurück, meine Herren! rief er unter Zuhilfenahme seines freundlichsten Lächelns, ohne daran zu denken, daß die Dunkelheit dessen Wirkung doch aufhob. Wir sind Ihretwegen schon höllisch unruhig gewesen.«

Bei der Art ihrer Beziehungen zu dem General-Un ternehmer schien diese Versicherung von Unruhe Hamilton und Saunders etwas wunderzunehmen. Mit ganz andern Dingen beschäftigt, hörten die beiden jedoch Thompson an, ohne ihn zu verstehen, während die andern Ausflügler, die inzwischen auch auf das Deck gekommen waren, um die drei einen unbeweglichen, schweigenden Halbkreis bildeten.

»Wir haben Sie um so sehnlicher erwartet, fuhr Thompson zungenfertig fort, als diese Damen und Herren in Ihrer Abwesenheit mich angegangen, ja von mir verlangt haben, möchte ich sagen, eine ganz kleine Veränderung des Programms vorzunehmen.«

Die letzten Worte hatte Thompson nur zitternd hervorgebracht. Da er darauf nicht gleich eine Antwort erhielt, wurde er kühner.

»O, nur eine ganz kleine; sie ist wahrlich kaum der Rede wert. Da den Herren und Damen der Aufenthalt in Funchal etwas zu lang erschien, wünschten sie ihn dadurch abzukürzen, daß wir noch heute Abend weiterdampften. Ich nehme an, daß Sie dagegen nichts einzuwenden haben, denn durch die kleine[244] Änderung gewinnen wir zwei Tage zurück, die uns früher verloren gegangen waren.«

Noch immer keine Antwort. Erstaunt über die Leichtigkeit seines Erfolges, sah Thompson seine stummen Zuhörer aufmerksam an. Ihr fremdartiges Verhalten fiel ihm plötzlich auf. Dolly weinte, an Rogers Schulter gelehnt. Ihre vier Gefährten warteten ernst, daß der schwatzhafte Thompson ihnen die Möglichkeit geben würde, selbst ein Wort zu äußern, das, nach dem Ausdrucke ihres Gesichts zu schließen, jedenfalls auch ein ernstes sein würde.

Mit schnellem Blicke musterte Thompson die Gruppe der Ausflügler und bemerkte erst jetzt die Lücke, die durch das Schicksal darin entstanden war.

»Ist Ihnen etwas zugestoßen?« fragte er mit deutlichem Zittern der Stimme.

Wie durch eine geheimnisvolle Verkündigung erschreckt, wurden die Passagiere, die sich fieberhaft um Thompson drängten, noch schweigsamer.

»Mistreß Lindsay? fuhr dieser fort, und Mister Morgan?«

Mit dem Gesichtsausdruck teilnehmender Trauer deutete Saunders den andern das dumpfe Schluchzen Dollys. Jetzt endlich trat Jack Lindsay ein wenig vor seine Gefährten heraus und wollte selbst das Wort ergreifen, als er plötzlich, erbleichend und einen Arm ausgestreckt haltend, zurücktaumelte.

Das Interesse an diesem Auftritte hatte die allgemeine Aufmerksamkeit gefesselt, und niemand hatte daran gedacht, auf das zu achten, was an der andern Seite des Schiffes vorging. Bei Jacks auffallender Bewegung blickten jetzt aber alle nach dem Punkte, auf den er hingewiesen hatte.

Da zeigte sich im Lichte der Schiffslaternen eine bemitleidenswerte Gruppe. Mit blutiger Stirn und nassen, vom Schlamm beschmutzten Kleidern Robert Morgan, auf den sich die halb ohnmächtige Alice Lindsay stützte, die aber jetzt mit äußerster Anstrengung das leichenblasse Gesicht aufrichtete.

Sie war es, die Thompsons Frage beantwortete.

»Da sind wir, sagte sie einfach, indem sie ihre fieberglühenden Augen auf ihren Schwager richtete, der, noch bleicher als sie, zurückwich.

– Da sind wir!« wiederholte Robert mit einer Stimme, aus der eine Anklage, eine Drohung... eine Herausforderung herausklang.


Ende des ersten Bandes.[245]

Quelle:
Michel Verne: Das Reisebüro Thompson und Comp. Bekannte und unbekannte Welten. Abenteuerliche Reisen von Julius Verne, Band XCI–XCII, Wien, Pest, Leipzig 1909, S. 236-241,243-246.
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