An Herren Christian Fürsten zu Anhalt

[279] Der feind gleichwie der freind wird dich in dieser nacht,

da tugend und fromkeit ganz ligen überdrungen,

ein wunder in dem rat, ein dunder in der schlacht,

mit ehr, verwundrung, lob zu nennen stracks gezwungen.

Auch deines geists, leibs, munds weis, stark und süß macht

(was zu der helden lob die Griechen je gesungen)

bereiten für dein haupt mit dreimal reichem pracht

ein dreifach reichen kranz durch dein schwert, feder, zungen.

Wan du dan in der welt (die kaum ein andern sohn

der, wie du, kan zumal wol reden, streiten, schreiben)

bist des feinds hohn und forcht und des freinds ruhm und wohn:

Wie kan dan unser land in längerm zweifel bleiben,

daß du nicht werdest bald, sein Phöbus und patron,

die wolken des unglücks durch deinen glanz vertreiben.

Quelle:
Georg Rodolf Weckherlin: Gedichte, Leipzig 1873, S. 279.
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