An Herren Theodor de Mayerne rittern und königlichen rat und ersten arzt, meinen, der grossen und kleinen welt kundigen, hochgeehrten alten freind

[284] Der leib des grösten reichs des menschen leib sich gleichet,

in beeden sihet man, wie durch müssigkeit schand,

durch schand uneinigkeit, durch zertrennung aufstand,

durch entpörung schwachheit, durch schwachheit der tod schleichet;

Doch wan durch gottes gnad das bös dem guten weichet

auf guten rat und hilf des haupts und auch der hand,

alsdan gesundheit, frid und freud zugleich das land

wie auch des menschen leib lieblich wider bereichet.

Ach näm das teutsche reich, das jetz in seinem blut

ganz zaghaft, trostlos, schwach mit des tods band umfangen,

Mayerne, deinen rat allein getreu, weis, gut;

So solt es nicht allein trost, hilf und heil empfangen,

sondern sein herz, hand, hirn, von zagheit, schwachheit, wut

gefreiet, solten noch unsterblichkeit erlangen.

Quelle:
Georg Rodolf Weckherlin: Gedichte, Leipzig 1873, S. 284-285.
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