An ihre höchstermelte Churf. Pfalz. Durchlaucht

[261] An euch gedenk ich oft, mehr dan an jemand sunst,

mehr dan sunst jemand auch: doch mein herz zu beweisen

und euch nach euerm wert und meiner treu zu preisen,

verbleibet mir allein der will und nicht die kunst.

Ja solt auch Pallas selbs aus sonderbarer gunst

mit himmelwein und brot mich dränken und mich speisen,

so kont, allweis, sie doch von mir schier dürren greisen,

numehr so kalt und alt, erwarten schlechte brunst.

Daher, darf ich schon nicht abdrinken das Pocal,

dan weil es vil zu groß, ich, drunken, möcht stracks toben

als doll und voll von sturm, wind, dunder oder strahl:

So darf doch, großer prinz, daß, euer wert zu loben,

ich wider lernen will der Musen musik, zahl,

maß, kunst und lieblichkeit, ich euch hiemit geloben.

Quelle:
Georg Rodolf Weckherlin: Gedichte, Leipzig 1873, S. 261.
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