Antwortschreiben, in eben denselbigen reimen

[260] Wiewol ich weit und breit den göttern dieser orten

mit aller sorg und treu nach ihrer eignen worten

inhalt gern dienen wolt; wiewol ich schreib in eil

oder (tiefsinniger) zu dichten mich verweil,

kan ihnen leider doch, die sich, blut zu vergießen,

erfreuen, nicht nach lust die schwarze farb herfließen.

Ja solt mir Phöbus selbs und Hermes ihre list

und ihre ganze kunst verleihen alle frist

mich in dem schönen feld der tugend und der ehren

erquickend, andre leut der freiheit bahn zu lehren;

Ja wan ich schon alsbald den panzer selbs anleg

und mich, als ob ich jung wie Phaeton, beweg,

das doch zu torecht ist, solt ich sie nicht ergetzen,

sondern vilmehr sie freind, dan ihre feind verletzen.

Drum der goldhärig got möcht sparen sein geschenk,

weil ohn dasselbig ich niemals nicht eingedenk

wie dankbar ich mich doch dem schenkern mög erweisen.

Der müde Pegasus solt auch nicht ohn hufeisen[260]

von meinetwegen sein, auf daß, so er lahm wird,

ihn nicht mit anderm vih wegtreibt ein loser hirt,

und Pallas gebend mir, als ihrem underthanen,

ein leibgeding, solt mich zu weiterm dienst nicht mahnen.

Solt mir auch das Pocal, leer schwer gnug an gewicht,

die harte Phöbe selbs und zarte Hebe nicht

mit jung und geilem wein und Nectar voll einschenken,

will ich des schenkers doch in ewigkeit gedenken.

Quelle:
Georg Rodolf Weckherlin: Gedichte, Leipzig 1873, S. 260-261.
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