Cartel des ehrwerbenden teutschen adels, aufgeführet von H. Achilles Friderichen Herzogen zu Wirtemberg

[323] 1616.


Wir kommen nicht hieher, uns selbsten vil zu rühmen,

oder mit fremder sprach die warheit zu verblümen,

als ob wir kämen her aus einem end der welt,

oder wider belebt von elisischem feld.

nein. Teufel seind wir nicht, noch risen, noch halbgötter,

noch helden, noch wildleut, noch unsers lands verspötter.

das edle teutsche reich ist unser vatterland,

teutsch seind wir von geburt, von stammen, herz und hand.

was dient es, fremden preis und namen zu entlehnen?

Teutschland bedarf sich nicht mit ausländern beschönen:

wie dan die welt wol weiß, daß Teutschland alle zeit

hat leut fürtreflich gnug zum friden und zum streit.

Darum, ob wir wol jung, nicht sonders vil erfahren,

begehren wir doch nicht, die haut, noch faust zu sparen;

sondern erscheinen nur in unsrer teutschen tracht

mit redlich teutschem mut, um unsre erste macht

an disen rittern hie, die so hoch triumfieren,

ihrer begird gemäß, gewafnet zu probiern,

verhoffend, zweifels frei, daß dise erste prob,

vollendend ihren ruhm, anfangen soll das lob,

so man von nun an wird durch die streich unsrer wehren

under dem firmament täglich erschallen hören.

Quelle:
Georg Rodolf Weckherlin: Gedichte, Leipzig 1873, S. 323.
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