Ch. Ph. Durchlaucht Herr C.L. an H. Weckerlin, beeder Königreichen in Groß Britannien Rahts-Secretary

[259] Du edle rechte hand der götter diser orten,

der du gar weit und breit mit nachtrücklichen worten

ausrichtest ihr befehl mit einem federkeil,

die heer vom Nord nach West du zwingst in aller eil

und durch die schwarze farb, so aus dem rohr thut fließen,

du machst manch roten schweiß fürs vatterland vergießen:

wie vil hast du erweckt aus süßem schlaf der lüst,

des müssiggangs, der eitelkeit und böser rüst

des teufels und geführt ins weite feld der ehren,

vor ihre freiheit sich für tyrannei zu wehren?

Hat dan dein Genius, vor diesem nur bewegt

durch parnassischen geist, den panzer angelegt?[259]

weiß er kein liebes trüb in reimen mehr zu setzen?

kan er dan nichts als feind, kein freindin mehr verletzen?

vom goldhärigen got empfange diß geschenk,

Die schwestern neun hiemit seind deiner eingedenk:

sein gnad, und ihre gunst dir klärlich zu beweisen,

haben sie nicht gespart die silbere hufeisen

des Pegasi, daraus sie diß Pocal formirt

und mit der Quint essenz Aganipp's quell geschmirt.

Minerva läßt dabei dich deiner pflicht ermahnen

als den vornembsten einen ihrer underthanen,

daß du, der menschen freud, der tugend himmlisch licht,

der buhlen zeitvertreib, der helden ihr geschicht

nach einem vollen trunk, den Hebe wird einschenken,

in reimen dichtung solst auch meiner oft gedenken.


Anno 1646.


C.L.

Quelle:
Georg Rodolf Weckherlin: Gedichte, Leipzig 1873, S. 259-260.
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