Eigentliche bildnus Herren Georg-Friderichs Marggrafen zu Baden und Hochberg

[90] Wie ein prinz billich triumfier

unüberwindlich überwunden,

sein land frei halt und wol regier

wie frei die menschen und gebunden:

Wie sie die lieb mach allzeit frei,

wie fro sie mach die forcht und treu,

solt, meine Musa, du betrachten

und singen mit so hohem klang,

daß die nachkömling dein gesang

allzeit ganz wunderreich hochachten.


Er, in sich selbs gerecht und rein,

bei sich die billichkeit losieret,

daß seines rechts gerechter schein

ihn um und um klar also zieret:

Und zumal seines rechts gewalt

macht frei und sicher dergestalt,

daß seine leut glückselig leben;

so wird auch sein gesatz mit lehr

auf seiner stirnen, nein vil mehr

durch sein thun an das liecht gegeben.


Sein götlich gutes angesicht

macht, daß die sitten, so auf erden

sunst menschlich, mehr für menschlich nicht,

sondern für götlich erkant werden:

Des himmels beispiel kraft und zier

uns seine gotsforcht stellet für:

sein leib, damit sein land belohnet

auf erden ist ein himmelreich,

darinnen sein geist groß, stark, reich

in herrlichkeit, glückselig, wohnet.
[91]

Fürsichtig öffnet seine hand,

wie er nu will, der weisheit tempel;

da sein allgründender verstand

gibt andern weisen ein exempel,

Mit einem würkenden anblick

in einem und in anderm glück;

ernst, güte, straf und gnad zu üben,

und wie ein mensch zu aller frist,

der gütig, mild und gnädig ist,

auf erden als ein got zu lieben.


Er, als der in der tugend kreis

ein andrer Herkules geboren,

hat auch der tugend müh und schweiß

für seine lieb und lust erkoren:

Der tugend werk seind seine ruh,

er bringet die zeit müssig zu

mit pflanzung nützlicher gesetzen;

es ist kein haß in seiner seel

doch seine sinn, die auch ohn fehl,

den lastern sich stark widersetzen.


Es pfleget seines augs gestirn

sein land mit friden stets zu segnen,

und seiner weisheit reiche stirn

macht darauf allen segen regnen.

Zwar seines sigs und triumfs pracht

ist nicht mit wafen, krieg und macht,

wie mit frids fruchtbarkeit gezieret:

also der himmel selbs mit wohn

und heiligem schmuck, ob er schon

nicht krieget, dannoch triumfieret.


Groß und stark ist sein herz allzeit,

zu halten frid und auch zu kriegen:

und wie der frid, also der streit

kan sein fridreiches herz vernügen.

Und seines leibs unruhs bestand

bestetiget mit ruh sein land:[92]

aus seiner tugend quellen fließen

so mancher tugenden unzahl,

daß dardurch seine leut zumal

ein sanftes tugendmeer genießen.


Und wiewol sein herz, faust und mut

stets sigreich niemals überwunden,

hat er doch selbs sein heldenblut,

ja sich (sigreicher) selbs gebunden:

Doch ist sein süße dienstbarkeit

nichts dan freiheit und herrlichkeit.

in seinem rat die thaten blühen.

und wird das sinwel glück standhaft

ja, seines guten lebens kraft

wird dem tod seine kraft entziehen.


Das thier, so (nur für sich selbs groß)

des nächsten verdienst frech verneinet,

auch das thier, so (niemal schmerzlos)

ab seines nächsten lachen weinet,

Bestutzet ligen gar zu grund

ab seines lobs glanz, das so kund,

daß sich ihr herz darab entsetzet,

indem sorgfältiglich sein preis

stets jederman auf alle weis

wol zu ergetzen sich ergetzet.


Freigebig gibt er aus sein gold,

vest ist er sein ehr handzuhaben;

mit forcht wird jederman ihm hold,

das ist der wucher seiner gaben,

Daß mäniglich mit lieb und forcht

ihn ehret und ihm gern gehorcht

indem er götlich angeführet

ganz streng mit ernstlichem gemüt

sich selbs und mit geehrter güt

und milder güt sein land regieret.
[93]

Er herschet under dem gebot,

so vil der buchstab ihm anzeiget,

sich selbs, weil er ohn scham und spot

gehorsam sich darunder neiget,

Und seinem reich, der rechten schatz,

gehorchet der natur gesatz:

und wie erniedrigt er zu sehen

mit seiner tiefen lehr und kunst,

so pfleget billich ihn die gunst

und lieb der menschen zu erhöhen.


In seiner underthanen brust

vermehret täglich sich sein leben,

und sie begehren all mit lust

ihr leben für ihn aufzugeben:

Und ist ihr werte dienstbarkeit

ein größere glückseligkeit,

dan so sie andern zu befehlen:

und diese lieb macht beederwerts

aus vilen herzen nur ein herz

und eine seel aus vilen seelen.


Es ist nicht möglich, daß die ehr,

damit die menschen ihn bereichen

und überhäufen mehr und mehr,

sich seinem verdienst mög vergleichen.

Der theureste schatz, den er hat,

ist der unschätzliche vorrat

der willen, welche seinem willen

ganz willig aufgeopfert seind:

und er, des himmels lieber freind,

mit lieb den umkreis thut erfüllen.


Nu darf mein unwert freche hand

(ach hand! daß dir nicht mög mislingen!)

nicht eine gab aus morgenland

noch über meer sunst euch herbringen:[94]

Nein; ein unschätzlich reiche gab

als namlich euer gröste hab,

ja das (so nicht gnug zu vermehren)

was ihr an euch selbs seid, ja euch,

euch selbs, held, der ihr nur euch gleich,

demütiglich hiemit verehren.

Quelle:
Georg Rodolf Weckherlin: Gedichte, Leipzig 1873, S. 90-95.
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