Ein rundum

[308] An eine große f[ürstin].


Ein kleine weil, als ohn gefähr

ich euch in einem saal gefunden,

sah ich euch an, bald mehr und mehr

hat euer haar mein herz verbunden:

Ihr auch liebäugelten mir sehr,

dadurch ich, weiß nicht was, empfunden,

das meinem geist, dan leicht, dan schwer,

aus lieb und leid alsbald geschwunden

ein kleine weil;

bis ich von eurer augen lehr

und ihr von meiner seufzen mär

die schuldigkeit der lieb verstunden,

darauf wir heimlich, ohn unehr,

einander frölich überwunden

ein kleine weil.

Quelle:
Georg Rodolf Weckherlin: Gedichte, Leipzig 1873, S. 308.
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