Ueber herren gravens von Mansfeld auszug aus Engelland

[155] Frisch auf, sei wider wol zu mut

du häuflein zwar klein, aber gut,

so das unglück so lang betrübet:

erquick dein herz und dein gesicht,

sei wol zu mut und zweifle nicht,

dan daß der höchst dich höchlich liebet,

weil Mansfeld, der gleichlose held

zeucht nu widrum für dich zu feld.


Dan unsre vil, nichts werte, feind

und wenig, doch vil werte, freind

sein prob und lob zugleich bewehren:

indem der einen freudentag,

indem der andern niderlag

wird mit ungleicher stim vermehren,

daß wa nu dieser werte held,

da siget allzeit des Mans feld.


Er ist ja so geschwind und weis,

daß ihm an kriegslist, rat, sorg, fleiß

und kundschaft muß Ulysses weichen:

in dem scharmützel, sturm und schlacht

ist ihm an dapferkeit und macht

Achilles auch nicht zu vergleichen:

und ist mehr wert der werte held,

dan andrer helden ganzes feld.


Ganz wunderreich ist sein verstand

und dundergleich ist seine hand,

sie beede bringen nichts dan wunder:

durch seines anblicks wetterleich,

durch seiner wafen dunderstreich

die stolze risen gehen under![156]

ja dieser kühn und kluge held

ist mehr dan Mars selbs in dem feld.


Die, so torecht in ihrem wohn

fürbilden eine sonn und mon

zu Rom und Madrit dieser erden,

bekennen schon selbs, daß ihr schein

kan ohn sein schwert nicht völlig sein,

sondern muß bleich und finster werden,

dieweil die Tiber, Tais und Scheld

soll oft nach wässern des Mans feld.


Wolan, o held, so zeuch nur aus,

der guten trost, der bösen graus,

die freiheit wider aufzurichten;

und durch dein schwert, scharf und gerecht,

errettend des reichs altes recht,

der tyrannei macht zu vernichten,

daß man hör mit ernst von der welt

daß Mars selbs ist in des Mans feld.


Alsdan, Mansfeld, soll mehr und mehr

dein nam und deiner thaten ehr

klar leuchten und der welt gefallen:

und alsdan soll der Musen gunst

mit klarer stim und wahrer kunst

dein lob von West zu Ost erschallen:

alsdan soll singen alle welt:

gleichlos ist Grav Ernst von Mansfeld.

Quelle:
Georg Rodolf Weckherlin: Gedichte, Leipzig 1873, S. 155-157.
Lizenz:
Kategorien:

Buchempfehlung

Ebner-Eschenbach, Marie von

Der Vorzugsschüler / Der Herr Hofrat. Zwei Erzählungen

Der Vorzugsschüler / Der Herr Hofrat. Zwei Erzählungen

Zwei späte Novellen der Autorin, die feststellte: »Eine gescheite Frau hat Millionen geborener Feinde: alle dummen Männer.«

72 Seiten, 4.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Romantische Geschichten II. Zehn Erzählungen

Romantische Geschichten II. Zehn Erzählungen

Romantik! Das ist auch – aber eben nicht nur – eine Epoche. Wenn wir heute etwas romantisch finden oder nennen, schwingt darin die Sehnsucht und die Leidenschaft der jungen Autoren, die seit dem Ausklang des 18. Jahrhundert ihre Gefühlswelt gegen die von der Aufklärung geforderte Vernunft verteidigt haben. So sind vor 200 Jahren wundervolle Erzählungen entstanden. Sie handeln von der Suche nach einer verlorengegangenen Welt des Wunderbaren, sind melancholisch oder mythisch oder märchenhaft, jedenfalls aber romantisch - damals wie heute. Michael Holzinger hat für den zweiten Band eine weitere Sammlung von zehn romantischen Meistererzählungen zusammengestellt.

428 Seiten, 16.80 Euro

Ansehen bei Amazon