Von vorhergehender materi

[123] Amor und Mars je mehr und mehr

mir allzeit widerstehen,

Nichts, was ich auf der welt begehr,

mir lassen sie fortgehen;

darum mein lust soll sein

schmerz und pein.


Ein got allein ist sunst stark gnug

den menschen umzubringen,

Leid, liegen, falschheit und betrug

zween brauchen, mich zu zwingen;

daher ihr list allein

meine pein.


Amor mir eine Nymf bracht für,

die mir mein herz entwendet,

Der Mars sich förchtet selbs für mir

darum er den krieg endet;

ist nicht ihr list allein

mein pein?


Geduld, begird, trost, hofnung, lust

fort! ich muß euch aufgeben;[123]

Angst und schmerz füllet meine brust

und endet bald mein leben!

mein trost und heil muß sein

qual und pein.


Mein herz muß nu aus Amors rach

für meiner liebsten brennen;

Ach, doch nichts fraget sie darnach

und will es nicht erkennen;

ihr herz so hart als stein

ist mein pein.


Ihr, ihr! o dürft ich sagen mein!

ach, thut die sach ergründen;

Recht richtend sprechet, ist es fein,

daß ich bei euch soll finden

für meine treu so rein

nichts dan pein?


Ach, ihr solt vil mehr, edles herz,

mich günstig zu gewehren,

Mit freindlichkeit, mit schimpf und scherz

verzuckern und verkehren

durch süße schmätzelein

all mein pein.

Quelle:
Georg Rodolf Weckherlin: Gedichte, Leipzig 1873, S. 123-124.
Lizenz:
Kategorien: