Von wolermeltem Herren H. Reichscanzlern

[282] Er kan mit solcher kraft und wunderreichem schein

die forcht in unserm feind, den mut in uns vermehren,

daß ihn als eine sonn, nicht einen stern gemein

mit wunder mäniglich muß sehen, segnen, ehren.[282]

Zuflüchtig suchen ihn reich und arm, groß und klein,

die pfleget seines rats und trosts er zu gewehren,

daß er, als der welt stirn, nein hirn und haupt zu sein,

allfähig, allein wert zu rühmen, zu begehren.

Darum verbleibet er, ein wunder aller zeit,

durch seiner gotsforcht, treu und weisheit edle thaten

der inhalt aller lehr, der probstein weiser leut;

Des fridens lehr und lieb, ein beispil der soldaten,

der spigel guter rät, sigweiser in dem streit,

der tugend ganze sum, lehrbuch der potentaten.

Quelle:
Georg Rodolf Weckherlin: Gedichte, Leipzig 1873, S. 282-283.
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